Steinweiler Gesangverein: Der Kampf um jede Stimme

In der Corona-Zeit hatte der Männerchor Steinweiler eine etwas andere Sitzverteilung als sonst.
In der Corona-Zeit hatte der Männerchor Steinweiler eine etwas andere Sitzverteilung als sonst.

Viele Chöre wurden in den letzten Jahren zu Grabe getragen und Gesangvereine aufgelöst, weil die Aktiven fehlten. Dass dies keine zwangsläufige Entwicklung sein muss, beweist in jüngster Zeit der Männergesangverein in Steinweiler.

Es waren Chöre mit langer Vereinsgeschichte, guter Tradition, die aufgelöst wurden: der MGV „Liederkranz“ in Winden etwa oder der gemischte Chor des Gesangvereins (GV) Freckenfeld, der Volkschor in Kandel oder, erst im vorletzten Jahr, der MGV Eintracht in Hagenbach, der ausgerechnet im 150. Jahr seines Bestehens aufgeben musste. Sie alle sahen für sich keine Zukunft mehr, resignierten. Die letzten Lieder waren verklungen.

Beim Männergesangverein (MGV) Eintracht Steinweiler geht es hingegen wieder „aufwärts“. Der Verein besteht seit 164 Jahren, war lange Zeit aber nur als reiner Männerchor präsent. Das änderte sich unter der Leitung des Rekord-Langzeit-Vorsitzenden Ernst Westermann. Er sorgte für die Gründung eines gemischten Chores und eines Kinderchores. Sein Nachfolger Kurt Liginger trat als Vorsitzender an mit dem Versprechen, „um jede Stimme zu kämpfen“. Die konnten nun gewonnen werden, wie Margret Stanislawski berichtet. Sie ist derzeit zweite Vorsitzende der Eintracht und mit dem Vorsitzenden Joachim Lochbaum für alle drei Chöre verantwortlich. Der traditionsreiche Männerchor hat fünf Neuzugänge – drei davon sind zwischen 18 und 40 Jahre alt. Das freut nicht nur Chorleiter Clemens Kerner. Seine Kollegin Sabine Deutsch, die den gemischten Chor „Chorios“ dirigiert, konnte im letzten Jahr sogar 13 neue Gesichter begrüßen, darunter auch zwei Männer. Die sind in aller Regel ja „Mangelware“ bei den gemischten Chören. Bei den „Singflöhen“ mit Chorleiterin Sophie Silbernagel gibt es immer eine altersbedingte Fluktuation: Neue Mädchen oder Jungen kommen dazu, andere verlassen den Kinderchor bald wieder, wie das Ausschussmitglied Irene Hecky beobachtet hat.

Wie gelingt es dem Verein, neue Sängerinnen und Sänger zu gewinnen? Joachim Lochbaum und Margret Stanislawski nennen prompt eine Reihe von Aktivitäten. Man nutze analoge Medien wie Plakate, Flyer, Zeitungsveröffentlichungen. Der Verein sei aber auch digital unterwegs, etwa in sozialen Medien, und halte die Homepage aktuell. Im Dorf ist man präsent: mit offenen Chorproben, beim Aufstellen des Maibaumes, bei der Nothelfer-Wallfahrt oder beim Singen unter dem Weihnachtsbaum, beim Volkstrauertag. Immer wieder treten die Chöre bei befreundeten Vereinen auf. Das alles sei zwar anstrengend, lohne sich aber, wie man zurzeit beobachten könne. Auch die Liedauswahl spiele eine wichtige Rolle. Das Liedgut reiche von Folklore bis hin zu Rock- und Pop-Titeln, man singe Volkslieder und beherrsche auch geistliches Liedgut. Die Chorleiter treffen zwar eine Vorauswahl, aber Vorstand und Sänger können mitbestimmen.

Als Vorsitzender pflegt Joachim Lochbaum viele Kontakte, muss den bürokratischen Aufwand stemmen und ist dabei oft im Austausch zu seinen Vorgängern Kurt Liginger und Ernst Westermann. Mit der Musik war er schon immer verbunden, er ist auch als Sänger in der Gruppe „Skye“ bekannt.

Der Vorstand möchte den 1860 gegründeten Verein in eine gute Zukunft führen. Das Programm für das laufende Jahr hält noch einige Überraschungen bereit. In den vergangenen Monaten haben sich alle drei Chöre intensiv auf ihr Jahreskonzert am Sonntag, 16. Juni in der katholischen Kirche vorbereitet.

Info

Konzert der drei Chöre des Männergesangvereins Eintracht Steinweiler am Sonntag, 16. Juni, 17 Uhr, katholische Kirche.

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