Germersheim Konditor schließt „Café zum Elefanten“ in Germersheim

Arno Bertram backt, bedient, macht den Garten und kümmert sich in der Hauptstraße 17 um vieles mehr. Jetzt ist Schluss.
Arno Bertram backt, bedient, macht den Garten und kümmert sich in der Hauptstraße 17 um vieles mehr. Jetzt ist Schluss.

Darf es vielleicht ein leckeres Stück Kuchen sein? Oder vielleicht doch ein Stück Torte? Die Auswahl im „Café zum Elefanten“ ist groß. Doch die Tage des Genusses sind gezählt.

Im Café sind viele Tische belegt – von zwei Pärchen, einer größeren Gruppe und einer Familie. Es wird sich unterhalten. Ein typisches Klirren ist zu hören, wenn Metall auf Porzellan trifft, wenn ein Löffel nach dem Umrühren eines Kaffees zurück auf den Unterteller gelegt wird. Gespräche werden nur von einem Schluck Kaffee oder Tee unterbrochen oder wenn Kuchen von der Gabel in den Mund wandert. Im Hintergrund hört man das Zischen der Kaffeemaschine, die gerade eine Tasse des schwarzen Heißgetränks zubereitet und in eine Tasse fließen lässt. Die Unterteller stehen bereit. Ein normaler Nachmittag im „Café zum Elefanten“ in der Hauptstraße 17 in Germersheim.

Schließung kein Gerücht

Doch diese Nachmittage sind gezählt. Konditormeister Arno Bertram schließt. Diesmal „stimmt das Gerücht wirklich, denn ich habe es in die Welt gesetzt“, sagt der 40-Jährige und lacht dabei. Und es ist das einzige Lachen an diesem Nachmittag während des Gesprächs. Denn zum Lachen ist dem Sondernheimer eigentlich gar nicht zumute. Bereits „fünf oder sechs Mal wurde erzählt, wir schließen“, sagt Arno Bertram. Nie habe es gestimmt. Doch am „17. November schließe ich“. Und diese Entscheidung ist ihm „nicht leicht gefallen“, wie er sagt. Und er schließe nicht, „weil wir von Familie Haag hinausgeworfen wurden, weil die das Haus verkaufen wollen“. Das sei eines der Gerüchte in Germersheim, die nicht stimmten.

2012 hat der damals 28-jährige Konditormeister das „Café zum Elefanten“ in der Hauptstraße 17 eröffnet. In einem Gebäude, das einst das Gasthaus „Zum Elefanten“ beherbergte, das eine wechselvolle Geschichte hinter sich hatte und zuletzt an Studenten vermietet gewesen war. Cornelia und Johannes Haag kauften das mehr als baufällige Gebäude und bauten es zu dem um, was es heute ist – zu einem Café und zu Wohnungen. Das Ehepaar lässt ihren langjährigen Mieter ungern gehen, habe versucht ihn „zum Bleiben zu bewegen“, wie Cornelia Haag sagt. Arno Bertram bestätigt die Versuche, doch der Entschluss steht fest.

Arno Bertram beim Einräumen der Backstube vor der Eröffnung des „Café zum Elefanten“ im Jahr 2012.
Arno Bertram beim Einräumen der Backstube vor der Eröffnung des »Café zum Elefanten« im Jahr 2012.

„Ich war nahe am Burnout“, sagt der noch 40-Jährige. Alles sei zu viel geworden. In den vergangenen Jahren habe er sechs Tage die Woche gearbeitet – von fünf Uhr am Morgen bis gegen 19 Uhr am Abend. Erst habe er gebacken, dann das Frühstück für die Gäste gemacht, mitbedient; es musste alles gereinigt, das Haus und der Garten mit dem Freisitz in Ordnung gehalten werden, es wurde eingekauft und vieles mehr. Dann habe ich mir überlegt „wie das wohl in zehn Jahren aussehen wird“, spricht Arno Bertram offen über Gründe für die Schließung. Und da sei der Entschluss festgestanden, dass es nicht mehr geht. Jetzt hat er schon zwei Ruhetage in der Woche – montags und dienstags. Doch nur noch bis Mitte November, denn dann ist Schluss. „Mein letzter Öffnungstag ist Sonntag, 17. November“, sagt der Konditormeister.

Mehrere Jahre kaum Urlaub

Auf Urlaube angesprochen, schüttelt er den Kopf: Das sind maximal 20 Tage im Jahr gewesen, „aufgeteilt auf zweimal zehn Tage“. Doch heiße das nicht, dass es wirklich zehn Tage frei waren. Bis alles ordentlich geputzt und alle Lebensmittel versorgt waren, „waren die ersten beiden Tage eigentlich schon weg“. Und die letzten beiden Urlaubstage seien für den Einkauf und das Vorbereiten weggefallen. „Also effektiv waren es zweimal sechs Tage Urlaub im Jahr“, sagt Arno Bertram.

Über seine Schwester, die im Café mitgearbeitet und der er gekündigt hatte, sei er auch zu seinem neuen Arbeitsplatz gekommen. „Ich habe mir überlegt umzuschulen“, sagt der Konditor offen, der seit seinem 13. Lebensjahr mit einem Praktikum im Café Oswald in Landau, seiner späteren Ausbildungsstätte, Gefallen an seinem Beruf gefunden hatte. „Ich habe mich als Lokführer beworben“ und auch einen Gesprächstermin gehabt. Doch der sei hinfällig geworden, weil er zwischenzeitlich seinen Arbeitsvertrag unterschrieben hatte. Ab Januar kommenden Jahres wird Arno Bertram zusammen mit dem derzeitigen Konditormeister die Konditorei im Globus Wiesenthal führen. „Ich habe geregelte Arbeitszeiten, geregelten Urlaub und weitere Vergünstigungen“, zählt der Sondernheimer die Vorteile seines neuen Arbeitgebers auf.

Bange vor letztem Tag

Einige der anwesenden Gäste wollen zahlen. „Ich komme gleich“, sagt Arno Bertram. Neue betreten gerade das Café, suchen nach einem Platz. Der Abschied von seinen Gästen fällt Arno Bertram schwer. Seit er bekannt gemacht hat, dass er schließt, „kommen viele nochmal vorbei. Dadurch habe ich noch mehr Arbeit“, sagt der Konditor und ein Lächeln huscht doch über sein Gesicht. „Das ist schon in Ordnung so, ich mache das ja gerne“, sagt er und blickt bange auf den nahenden letzten Tag. Inzwischen zischt wieder die Kaffeemaschine und der Konditormeister legt behutsam ein Stück Obstkuchen auf den Teller und erfüllt damit einen Gästewunsch. Ein ganz normaler Tag im „Café zum Elefanten“.

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