Kreis Germersheim Nach Krach: Katastrophenschützer sind wieder vollständig

Bei Großeinsätzen wie dem Scheunenbrand in Neupotz müssen die Rettungskräfte gut koordiniert werden.
Bei Großeinsätzen wie dem Scheunenbrand in Neupotz müssen die Rettungskräfte gut koordiniert werden.

Alle Leitenden Notärzte im Kreis hatten zum Jahreswechsel auf einmal ihr Ehrenamt niedergelegt. Gut zehn Monate später können neue Kräfte ernannt werden. Wie jetzt Konflikte vermieden werden sollen.

Erst kürzlich hatten die Rettungskräfte im Kreis wieder einen Großeinsatz zu stemmen: Im Altort von Neupotz stand eine Scheune in Flammen, in der Hochphase der Löscharbeiten waren über 100 Feuerwehrleute vor Ort, dazu kamen zahlreiche Sanitäter und weitere Helfer. Ein solcher Einsatz will gut koordiniert sein. Dabei verschafft sich ein Leitender Notarzt – ein Notfallmediziner mit Erfahrung im Rettungsdienst und einer Weiterbildung – einen Überblick über die Anzahl der Verletzten und die Schwere der Verletzungen. Ein Organisatorischer Leiter – das kann ein erfahrener Rettungsassistent mit entsprechender Fortbildung sein – kümmert sich darum, dass zum Beispiel genügend Rettungswagen zur Verfügung stehen. Allerdings waren fast alle Leitenden Notärzte und Organisatorischen Leiter dem Landkreis zu Beginn des Jahres abhanden gekommen.

Bis auf einen Ehrenamtler in diesem Bereich hatten sie sich allesamt zum Jahreswechsel von Landrat Fritz Brechtel, qua Amt oberster Katastrophenschützer, entpflichten lassen. Dabei handelte es sich durch die Bank um erfahrene Notfallmediziner und Rettungsassistenten, die sich über lange Jahre engagiert hatten. Woran es letztendlich lag, dass man nicht mehr konnte, ließ sich nicht abschließend benennen. In der Kommunikation mit Katastrophenschutzinspekteur Mike Schönlaub hatte es offensichtlich von beiden Seiten aus geknirscht, in der Kooperation mit Hilfsorganisationen wie DRK, Maltesern oder DLRG lief es nicht mehr rund. Dazu war man über die Jahre etwas mürbe geworden. Der schärfere Blick der Öffentlichkeit im Nachgang der Flutkatastrophe im Ahrtal trug wohl auch zur Entscheidung bei.

Dass die Rücktritte beim Brand in Neupotz und bei anderen großen Ereignissen keine Auswirkungen hatten, lag an einer Kooperation mit der Stadt Landau und dem Kreis Südliche Weinstraße. Im Hintergrund wurden derweil neue Katastrophenschützer gesucht, sagt Mike Schönlaub. Der Kandeler Wehrleiter Alexander Dietz fahre auch im Rettungsdienst, „er kennt sie alle“. Über Dietz habe man Kontakte herstellen und Gespräche führen können. „Das Netzwerk hat gut funktioniert, ich bin sehr dankbar“, sagt Schönlaub.

Nun wurden vier Leitende Notärzte und sechs Organisatorische Leiter ernannt: Die Mediziner Manuel Lingner und Daniel Schäfer arbeiten in der Kandeler Asklepiosklinik, Bundeswehrärztin Susanne Schellenbach-Andres lebt in Lingenfeld, der Mediziner Michael Nau arbeitet im Westpfalzklinikum und wohnt in der Südpfalz. Schäfer war als Leitender Notarzt im Kreis SÜW auch schon im September beim Scheunenbrand in Neupotz dabei, künftig nimmt er eine Doppelrolle ein. Dazu kommen die Organisatorischen Leiter Laura Stadel, Tobias Schmid, Thomas Lüttinger, Arno Schöttinger, Michael Böttcher und Martin Volz, der in einem weiteren Ehrenamt Bürgermeister von Minfeld ist.

Der Vorteil des neuen Teams aus der Sicht von Katastrophenschutzinspekteur Schönlaub: Man kennt sich aus den beruflichen Kontexten, hat sowieso regelmäßig miteinander zu tun. Man weiß schon, wie das Gegenüber tickt. „Das ist ein Zugewinn für die Bürger“, da die Kommunikation nun besser laufen sollte. Auch die Zuständigkeiten seien klar definiert. Was hier zwischen den Zeilen angedeutet wird, bedeutet schlicht: Bei solchen Einsätzen sind die Feuerwehren federführend, diese Hierarchie ist zum Neustart offensichtlich geklärt.

Der sogenannte Alarmplan Gesundheit werde nun überarbeitet, bei einem ersten Treffen werde man sich neu aufstellen, so Schönlaub weiter. Die Kooperation mit SÜW laufe daher noch bis Jahresende weiter. Danach seien die Neuverpflichtungen ausreichend, auch wenn man noch auf weitere Kräfte hoffe. „Aber das macht die Gruppe unter sich aus“, sagt Schönlaub. Vor allem unter jungen Notfallsanitätern soll für das Ehrenamt geworben werden. „Das ist jetzt ein ganz toller Neuanfang.“

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