Maximiliansau Ärztenotstand: Nach langer Suche Nachfolgerin gefunden

Quereinsteigerin Arzu Zocher (Mitte) mit den beiden Hausärztinnen Anne Hämmerlin-Schulz (links) und Uta Müller-Klemm.
Quereinsteigerin Arzu Zocher (Mitte) mit den beiden Hausärztinnen Anne Hämmerlin-Schulz (links) und Uta Müller-Klemm.

Seit Jahren schon waren die hausärztlichen Internistinnen Uta Müller-Klemm und Anne Hämmerlin-Schulz auf der Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin für ihre Hausarztpraxis in Maximiliansau. Durch Vermittlung der Südpfalz-Docs sind sie nun fündig geworden. Arzu Zocher heißt die Neue, die eine interessante Vita vorzuweisen hat.

Das Thema medizinische Versorgung bewegt die Menschen. Vieles spricht dafür, dass sich vor allem der Mangel an Hausärzten in den nächsten Jahren noch verschlimmern wird. Denn 46 Prozent der Hausärzte im Kreis Germersheim sind über 60 Jahre alt. Der Ruhestand ist für diese Mediziner in Sichtweite – eigentlich. So wie bei Anne Hämmerlin-Schulz und Uta Müller-Klemm in der Marienstraße in Maximiliansau. „Bestimmt jeder zweite Patient hat uns gefragt, wie es bei uns weitergeht“, sagt Hämmerlin-Schulz. Lange Zeit hatten die beiden Ärztinnen darauf keine zufriedenstellende Antwort.

Vor drei Jahren begannen sie damit, in verschiedenen Medien nach Nachfolgern zu suchen. Mit zunächst bescheidenem Erfolg. „Es gab mehrere Interessenten für unsere Praxis, die meisten wollten ein MVZ eröffnen“ erzählt Müller-Klemm. Medizinische Versorgungszentren (MVZ) werden von einem Träger gegründet und betrieben, die dort tätige Ärztinnen und Ärzte arbeiten kooperativ unter einem Dach zusammen. „Die haben auf unsere Zahlen geschaut und festgestellt, dass sich das für sie nicht lohnt“, so Hämmerlin-Schulz.

Hilfe durch die Südpfalz-Docs

Um Hilfe haben die beiden Ärztinnen auch die Südpfalz-Docs mit Sitz in Kandel gebeten. Das 2017 gegründete Netzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, dem Hausärztemangel in der Region entgegenzutreten. Und bei den Südpfalz-Docs hatte sich auch Arzu Zocher gemeldet. Die Ärztin hat zuletzt als Oberärztin in der Anästhesiologischen Abteilung der Asklepios-Klinik Kandel gearbeitet, davor war sie mehrere Jahre im Städtischen Klinikum Karlsruhe beschäftigt. „Ich hatte schon länger den Wunsch, als Hausärztin zu arbeiten. Ich habe mich in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zur Weiterbildung listen lassen“, sagt die 47-Jährige. Der Wunsch, etwas Neues zu wagen, zieht sich durch ihr Leben. Und das Ausscheiden aus dem Krankenhausdienst hat für die dreifache Mutter noch einen großen Vorteil: Sie muss keine Nachtschichten mehr leisten. „Für uns ist sie ein Glücksfall, ohne die Südpfalz-Docs wäre sie nicht hier“, betonen Hämmerlin-Schulz und Müller-Klemm.

Arzu Zocher kann im medizinischen Bereich auf reichlich Erfahrung zurückblicken. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung zur Krankenschwester. Während des anschließenden Medizinstudiums habe sie auf den Stationen der Dermatologie und Knochentransplantation bei Kindern gearbeitet. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Medizinstudiums begann sie als gynäkologische Assistenzärztin in der Asklepios-Klinik Kandel, anschließend in der Neurochirurgie im Städtischen Klinikum Karlsruhe. Nach einem internen Wechsel in die Anästhesie wurde sie Fachärztin für Notfallmedizin, nach einem Wechsel nach Kandel folgte der Facharzt für Anästhesie und Tätigkeit als Oberärztin.

Weiterbildung dauert zwei Jahre

Der Laie denkt jetzt vielleicht, die Frau hat genug Erfahrung, die ist bestimmt eine gute Hausärztin. Doch so einfach ist das nicht. Als Quereinsteigerin muss sie zunächst eine zweijährige Weiterbildung zur Allgemeinmedizinerin erfolgreich bestehen. Diese Weiterbildung hat offiziell am 1. Juli in der Praxis von Hämmerlin-Schulz und Müller-Klemm begonnen. Während Uta Müller-Klemm am 31. Dezember in Ruhestand geht, hängt Anne Hämmerlin-Schulz noch 2 Jahre dran, um Arzu Zocher durch die Weiterbildung zu begleiten. „Es muss ein erfahrener Hausarzt in der Praxis sein, um die ambulante Vorgehensweise in der Hausarztpraxis zu vermitteln, die sich sehr von derjenigen im Krankenhaus unterscheidet“, erläutert Hämmerlin-Schulz.

Nach bestandener Abschlussprüfung kann Zocher dann die Hausarztpraxis übernehmen, woran sie großes Interesse hat. „Ich wohne in Daxlanden, für mich ist Maximiliansau optimal“, sagt sie. Die Hoffnung, dass sich bis dahin noch ein weiterer Hausarzt oder eine Hausärztin für die Praxis finden werde, teilt Zocher mit ihren erfahrenen Kolleginnen, denn Patientenmangel gibt es nicht.

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