Hagenbach Reiterhof nach Brand: Welle an Spenden und Hilfsangeboten

Die Tiere blieben trotz des Feuers ruhig.
Die Tiere blieben trotz des Feuers ruhig.

Ein Feuer hat zu Wochenbeginn einen Reiterhof zerstört. Nun laufen die Aufräumarbeiten. Eine Geschichte von einem schweren Brand und überwältigender Hilfsbereitschaft.

Der Schock kam am Dienstagvormittag, erinnert sich Daniela Paul, Inhaberin des Unternehmens Apollon, das unter anderem therapeutisches Reiten anbietet. Paul war am Ausmisten, als sie sah, dass Heuballen rauchten. „Um 11.53 Uhr habe ich den Notruf abgesetzt“, sagt sie. Die Tiere – sechs Pferde, ein Esel – blieben indes ruhig. „Wir haben auch schon Übungen gemacht, früher manchmal Lagerfeuer auf dem Platz gehabt“, sagt Paul. „Wir haben sie auf die Koppeln gebracht, damit sie möglichst weit weg sind.“ Eine Stunde später wurden die Tiere fußläufig auf die Koppeln von Freunden gebracht, um noch weiter von der Gefahrenzone entfernt zu sein.

Die Rauchentwicklung war weithin zu sehen.
Die Rauchentwicklung war weithin zu sehen.

Der Brand wurde schnell zu einem Großeinsatz für die Freiwilligen Feuerwehren der Verbandsgemeinden Hagenbach, Kandel, Rülzheim, Herxheim, der Stadt Wörth und aus dem französischen Lauterbourg. Sogar die Bahnstrecke Wörth-Lauterbourg musste wegen der starken Rauchentwicklung gesperrt werden. Wie konnte das Feuer entstehen? Die Heuballen sind normalerweise abgedeckt, sagt Paul. An diesem Tag war das Heuvlies jedoch aufgedeckt – an einer Stelle, die direkt an die Bahngleise angrenzt und damit von außen erreichbar ist. Hinsichtlich der Brandursache laufen daher die Ermittlungen der Kriminalpolizei. Doch Paul blickt gerade vor allem nach vorne. Es gebe viel zu tun, die Unterstützung sei überwältigend, sagt sie.

„Ich hatte einen Notruf in die Stallgruppe abgesetzt, darin sind 30 Leute“, sagt Paul. Und ab da begann die große Hilfsbereitschaft: „Dann haben sie alles geschickt, was geht.“ Schließlich waren neben den 80 Feuerwehrleuten auch 50 Helferinnen und Helfer vor Ort. Das Feuer hatte sich immer weiter ausgebreitet. „Wir haben alles aus Stall und Sattelkammer geholt, was ging“, schließlich befinden sich dort nicht nur Sättel, sondern auch Benzinkanister oder ein Generator. „Wir haben noch keinen Überblick darüber, was wir alles nicht retten konnten.“

Verkohlter Unterstand.
Verkohlter Unterstand.

Als Folge des Brandes hatte der Reiterhof kein verfütterbares Heu mehr. Auch war die Frage, wo die Tiere untergebracht werden können, da ein Teil der Stallungen abgebrannt ist. Ein Landwirt hat sofort seine Wiese freigemäht, freiwillige Helfer haben darauf Koppeln abgesperrt, 50 Eisenstangen gesetzt, einen Elektrozaun angelegt. „Die Pferde mussten ja auch übernachten.“ Dabei musste verschiedenes beachtet werden. „Wir haben zwei uralte Pferde, die keine Zähne mehr haben“, diese Tiere bekommen ihr Futter eingeweicht und müssen von den anderen Pferden getrennt sein. Auch der 800-Kilo-Hengst könne nicht mit allen zusammen stehen.

Hilfe beim Aufräumen.
Hilfe beim Aufräumen.

Im Laufe des Dienstags allein gingen schon über 400 Nachrichten mit Hilfsangeboten ein, die Paul noch nicht alle sichten konnte. „Ich war ja in ständigen Befragungen durch die Feuerwehr.“ Auch von der Spendenaktion, die der Verein Macher-Mädels – bei dem Paul Mitglied ist – initiiert hat, hatte sie erst im Laufe des Tages erfahren. Die Aktion findet sich auf Paypal unter „Wiederaufbau Apollon Pferdehof“. Stand Donnerstagnachmittag sind schon knapp 18.000 Euro zusammen gekommen, von über 600 Spendern. Darunter sind offensichtlich auch viele junge Pferdefreundinnen, die wenigstens einen kleinen Beitrag leisten wollen: Zahlreiche Spenden umfassen 5 oder 10 Euro. Die Unterstützung wird dringend benötigt: Aus bürokratischen Gründen konnte Daniela Paul die Stallungen nicht versichern, es wird also kein Geld von der Versicherung geben. Alleine die Entsorgung des verbrannten Materials koste schon viel, vom Wiederaufbau ganz zu schweigen, sagt sie.

Firmen schicken Radlader.
Firmen schicken Radlader.

In der Zwischenzeit stellten Firmen aus Hagenbach und Wörth Radlader und helfen, die zerstörten Gebäude abzureißen, berichtet sie. „Wir kommen im Affenzahn voran. Getränkelieferanten versorgen die Helfer mit Getränken, andere bringen Essen vorbei.“ Das Gefühl der Dankbarkeit überwiege über den Schock. „Menschen, von denen ich Jahre nichts gehört habe, haben sich gemeldet“, sagt Paul. „Ich schreibe in einen Status, was wir brauchen und 10 Minuten später haben wir es – das macht mich sehr dankbar.“

Von allen Reiterhöfen im Umkreis habe sie Hilfsangebote bekommen, „Stroh, Materialien, Möglichkeiten zum Unterstellen“. Eine örtliche Tankstelle habe eine große Spende geleistet. Da viele ihrer Mini-Job-Kräfte noch im Urlaub seien, packten nun viele Freunde und Bekannte mit an, „vom frühen Morgen bis es dunkel wird“. Stallmädchen kümmern sich liebevoll um die Tiere. Am Sonntag will Daniela Paul wieder starten, mit einem Angebot für die Kleinsten. Dieses sei gut machbar, „denn da sind die Eltern dabei“.

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