Kommentar Statt Debatte nur noch Gebrüll

Wir müssten dringend über den Umgang mit Tieren sprechen. Aber eine Diskussion findet nicht statt.

Selbstverständliches über Nahrungsmittel, das gerne in Vergessenheit gerät: Burger-Patties waren mal eine Kuh. Fischstäbchen trugen Schuppen. Chicken-Nuggets haben gegackert. Um vor Augen zu führen, dass hinter Speisen ein Tierleben steckt, ist eine Kuh namens „Anton“ neben dem Fleischregal vielleicht etwas drastisch, aber durchaus lehrreich.

Allerdings scheiden sich an „Anton“ die Geister. Ist das nun legitime Werbung, Aufklärung oder schlicht geschmacklos? Darüber ließe sich wunderbar diskutieren, denn ist nicht gerade der tiefe Blick in braune Kuhaugen dafür geeignet, Menschen von Tofu zu überzeugen? Aber leider zeigt sich auch hier: Die Fronten sind verhärtet, in diesem Fall zwischen Fleisch-Essern und Veganern. Ein Sturm der Empörung schwillt an und ist nur durch einen schnellen Umzug von „Anton“ zu besänftigen.

In solchen Shitstorms zeigen die sozialen Medien ihre hässliche Fratze. Die digitalen hasserfüllten Nachrichten entsprechen analog dem besinnungslosen Niederbrüllen eines vermeintlichen Gegners, gerne anonym, meist komplett unsachlich. In einen Dialog kommt man so sicher nicht. Aber darum geht es vielen, die im Netz mit Schmutz werfen, ja auch gar nicht. Das ist schade, denn ein Austausch von Argumenten statt von Beleidigungen wäre so wichtig. Es gibt viele Themen, um die wir als Gesellschaft dringend ringen müssen – ohne, dass eine Seite unbedingt abschließend recht behalten muss. Doch eine Debattenkultur, die ihren Namen verdient, sucht man derzeit in Deutschland leider vergebens.

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