VG Kandel Unwetter und Hochwasser: Keller schon wieder überflutet
Gegen 18.30 Uhr gingen nach Angaben der Verbandsgemeinde Feuerwehr Kandel am Freitagabend die ersten Notrufe aus Freckenfeld wegen überfluteter Straßen ein. Grund für das Unwetter war eine von Westen heranziehende Gewitterlinie, die sich in kurzer Zeit über dem Gebiet der Verbandsgemeinde Kandel entlud. Von dem Starkregen waren laut Feuerwehr besonders die Ortschaften Freckenfeld, Minfeld und Winden (alle Kreis Germersheim) betroffen. In rund eineinhalb Stunden seien in Winden etwa 85 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. In Germersheim, weiter nördlich, waren es an diesem Abend noch rund 20 Liter
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Ein Bewohner Minfelds berichtet, dass sie zum Zeitpunkt des Unwetterbeginns noch beim Abendessen saßen. „Dann wurde es immer dunkler“, beschreibt er seine Beobachtungen. „Wir hatten eigentlich vor, danach auf die Terrasse zu gehen.“ Doch daraus wurde nichts. Denn der immer heftiger werdende Niederschlag führte dazu, dass die Familie alarmiert war. Schließlich gab es schon mehrmals Wasser im Keller, weil die Kanalisation überlastet war und sich dadurch Mischwasser aus Spülbecken, Dusche und Co. herausdrückte. So war es auch diesmal. „Der ganze Keller stand 20 Zentimeter unter Wasser“, sagt der Minfelder. Familienmitglieder, Nachbarn haben geholfen, um noch Schlimmeres zu verhindern. Es wurde Wasser geschöpft und mit privaten Pumpen Wasser abgepumpt. „Bis gegen 23.30 Uhr“, sagt der Hausbesitzer im Wiesengrund.
Es waren die gleichen Szenen wie vor rund 8 Jahren, die sich der Feuerwehr zufolge am Freitag, 2. August, im Ostteil Windens abspielten: Nach einem heftigen Starkregen wälzten sich flutartige Wassermengen durch Straßen und Gärten, rissen Mauern und Zäune um, füllten Keller mit Wasser und Schlamm. In 1,5 Stunden waren über Freckenfeld, Minfeld und Winden rund 85 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, doch nur in Winden kam es wieder zu enormen Wasserschäden. Grund dafür ist nach Angaben der Feuerwehr die Topografie, die schon 2016 dazu führte, dass das Oberflächenwasser aus dem Gelände südlich von Winden auf die Wohnbebauung zuläuft. Was die Kanalisation nicht fassen kann, bahnt sich seinen Weg durch die Gärten und strömt im Norden Windens auf den Erlenbach und den Flutgraben zu, dessen Name dann Programm ist.
Zwar gibt es ein Starkregenkonzept, das die Häuser im Bereich der Bahnhofstraße, Im Glockenzehnten und weiter in der Steinweiler Straße und dem Rosengarten vor dem Oberflächenwasser schützen soll – doch befindet sich dieses noch in der Umsetzung. Es ist Teil des Neubaugebiets, das gerade erschlossen wird und somit noch nicht funktional ist. Und so stand schon wieder das Wasser in den Kellern, teils bis zu einen Meter hoch. Am stärksten betroffen waren die Bahnhofstraße und die Hauptstraße in Winden. Die Erfahrung von 2016 kam der Einsatzleitung zugute: So wurden mit Sandsäcken aus dem Lager Kandel die Fluten am tiefsten Punkt abgefangen, kanalisiert und Richtung Bahnunterführung abgeleitet. Somit konnten die Häuser nördlich der Hauptstraße effektiv geschützt werden. Unterstützung kam von der Feuerwehr Wörth, die weitere Sandsäcke lieferte. Anschließend konnte die vollgelaufene „Wanne“, der Bereich Bahnhofstraße/Im Glockenzehnten, leergepumpt werden.
Stefan Moschko, Ortsbürgermeister von Winden, und der erste Beigeordnete, Josef Vollmer, machten sich vor Ort ein Bild von der Lage. Als vorbildlich lobten diese nicht nur das koordinierte Handeln der Feuerwehren, sondern auch die große Zahl der privaten Helfer. Auch Gesamteinsatzleiter Alexander Ditz, Abschnittsleiter Mike Schönlaub und die Wehrführung der Gemeinde Winden, Daniel Stripf und Marco Weyrauch, dankten allen Anwohnern, die hier schnell und ohne zu zögern mit angepackt haben: Wenn es darauf ankommt, helfen alle einander, denn es kann jeden treffen. So hatten alle sieben Feuerwehren, die an insgesamt über 30 Einsatzstellen beschäftigt waren, tatkräftige Hilfe. Bis 2.30 Uhr waren die Wehren mit 21 Fahrzeugen und 85 Wehrangehörigen im Einsatz. Trotzdem gab es Schäden.
Der Minfelder hat am Samstag wie einige Nachbarn in seiner Straße damit begonnen aufzuräumen. Möbel wurden aus dem Keller getragen und auf einen Hänger geladen. Auch ein im Keller verlegter Bodenbelag musste entfernt werden, weil sich darunter Wasser befand. Die Schadenshöhe? Noch unbekannt. Jetzt wartet die Familie auf Trocknungsgeräte und einen Gutachter der Versicherung. Im Keller wurden „Türen und Fenster geöffnet, damit etwas Feuchtigkeit abziehen kann“.
Die B427 Hinterweidenthal-Kandel war wegen überfluteter Straßen zwischen Winden und dem Abzweig nach Minfeld gesperrt. Diese Sperrung existiert nicht mehr. Nach Rückfrage bei der Polizei Wörth ist die Straße abgetrocknet und befahrbar.