Kreis Germersheim Vermisste in der Pfalz: Kann ein selbsternannter Seher bei der Suche helfen?

Michael Schneider, Seher und Heiler aus Siegburg.
Michael Schneider, Seher und Heiler aus Siegburg.

Im Vermisstenfall der 84-Jährigen aus Bellheim hatte sich auch ein Seher gemeldet, der zur Suche beitragen wollte. Für Michael Schneider war es nicht der erste Einsatz im Kreis.

[Aktualisierung: 5. September 11.10 Uhr] Polizei, Ehrenamtliche, Taucher und Rettungshundestaffel: Mit einer groß angelegten Suche versuchte man im August einer vermissten 84-Jährigen auf die Spur zu kommen. In diesem Zusammenhang hatte sich auch Michael Schneider bei der RHEINPFALZ-Redaktion gemeldet. Der selbst ernannte Seher und Heiler aus Siegburg in Nordrhein-Westfalen gab an, die Vermisste unter einer bestimmten Koordinate zu vermuten und bat um Weitergabe der Angaben an die Ermittlungsbehörden.

„Natürlich nehmen wir den Hinweis ernst“, sagte ein Sprecher der Kriminalpolizei, als die Redaktion die Informationen weitergibt. Bei Vermisstenfällen würden jegliche Hinweise überprüft. Schneider ist bundesweit immer wieder in den Medien, da er sich in zahlreiche Ermittlungen einschaltet, unter anderem bei der Suche nach dem autistischen Jungen Arian oder nach dem verschwundenen Mädchen Maddie in Portugal, aber auch bei Fällen, die eher lokales Interesse erregen.

An vielen Vermisstenfällen beteiligt

Zuvor habe er sieben Jahre als Polizeireporter für einen großen privaten Fernsehsender gearbeitet, sagt Schneider im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Doch seit 18 Jahren engagiere er sich ehrenamtlich in der Vermisstensuche. Da er von einer Erbschaft lebe, bitte er als Dank für seine Arbeit stets nur um Spenden an die Soko Tierschutz. Schneider bezeichnet sich selbst als hellsichtig und hellhörig und verweist auf viele Fälle, in denen er eigenen Angaben zufolge mit seinen Koordinaten nahe am späteren Fundort gelegen habe. Dabei fühlt sich der 54-jährige Schneider von der Polizei oft nicht ernst genommen. In anderen Ländern würden die Ermittler, anders als in Deutschland, eher mit übersinnlichen Kräften zusammenarbeiten. „Das ist tragisch.“

Manchmal seien es Angehörige oder Freunde, die ihn anheuerten, manchmal finde er die Fälle selbst im Internet, sagt er. Dann nutze er jegliches Kartenmaterial, von Faltplänen bis hin zu Google Maps. Er lasse Auge und Finger wie ein Adler kreisen, bis sie an einer bestimmten Stelle stehen bleiben, umschreibt er. Während die vermissten Menschen meist schon verstorben seien, finde er Tiere meist lebendig. Hier verweist Schneider zum Beispiel auf eine Schildkröte, die er im Schwarzwald wiedergefunden habe oder auf den Hund eines Hoteliers am Gardasee. Die Hündin einer früheren Kandidatin von Deutschland sucht den Superstar hatte er jedoch nur noch tot lokalisieren können.

Zurück zu den Menschen: Für Schneider war es nicht der erste Fall im Landkreis Germersheim. Vor etwa zwei Jahren habe sich jemand an ihn gewandt, weil sein bester Freund vermisst wurde, sagt Schneider. Diesem habe er innerhalb weniger Stunden eine Koordinate mitgeteilt, an der der Vermisste auch gefunden wurde.

Man greife in so einer Situation nach jedem Strohhalm, erinnert sich Manfred Freitag, der den Seher damals kontaktiert hatte. Der gebürtige Lingenfelder war zu diesem Zeitpunkt noch in der Rettungshundearbeit mit Schwerpunkt Wasserortung aktiv und hatte mit Schneider bei einer Suche am Bodensee Kontakt gehabt. Freitag verweist auf weitere Fälle, in denen Schneider nur 200 bis 300 Meter daneben gelegen habe. Im Falle seines bestens Freundes sei die Koordinate sechs Gehminuten vom Fundort entfernt gewesen. „Das ist für mich ein Volltreffer.“

Kriminalpolizei bestätigt Angaben

Ein Sprecher der Kriminalpolizei bestätigte auf Anfrage der RHEINPFALZ, dass es im genannten Zeitraum einen Todesfall gegeben habe. Sowohl der Fundort, als auch die Identität des Verstorbenen stimmten mit den Angaben von Schneider überein. Details zu diesem Fall sind der Redaktion bekannt, werden aber zum Schutz der Angehörigen nicht näher genannt. Für Freitag war der Tod seines Freundes Anlass, sein Leben zu ändern: Inzwischen engagiert sich der Frührentner ehrenamtlich bei der Organisation „Victim Recovery Dogs“, die europaweit Cold-Case-Fälle verfolgt und versucht, Fälle von Langzeitvermissten zu klären.

Die 84-jährige Vermisste wurde inzwischen wahrscheinlich gefunden. Allerdings nicht an der Koordinate, die Schneider angegeben hatte: Die Kriminalpolizei hatte das Waldstück zwischen Lustadt und Westheim geprüft, war dort aber auf keine Spur gestoßen. Dafür hatte sich am Mittwoch vergangener Woche ein Zeuge gemeldet, in dessen leerstehendem Gebäude in Bellheim später ein weiblicher Leichnam gefunden wurde.

Schneider nimmt die Information, dass er in diesem Fall mehrere Kilometer daneben lag, eher sportlich: „Ich habe wie ein Fußballer auch eine Tagesverfassung.“

An der Suche waren auch über 30 Hunde der Rettungshundestaffel beteiligt.
An der Suche waren auch über 30 Hunde der Rettungshundestaffel beteiligt.
x