Kreis Germersheim Vier Verlobte, ein wildfremder Kaplan und ein Trautermin

Diese vier können heute feiern: Hans Ruf mit Marliese, Maria mit Hans Kauter (von links nach rechts).
Diese vier können heute feiern: Hans Ruf mit Marliese, Maria mit Hans Kauter (von links nach rechts).

«Wörth». Eine Diamantene Hochzeit ist keine Seltenheit – eine doppelte von Geschwistern schon eher. So war selbst der RHEINPFALZ-Fotograf erstaunt, als er bei Hans Kauter (85) und seiner Frau Maria (80) klingelte und dessen Schwester Marliese (82) mit ihrem Ehemann Hans Ruf (82) antraf. „Das habe ich noch nicht gehabt“, meinte er. Heute dürfen die beiden Ehepaare ihr Jubiläum gemeinsam feiern. Dabei wäre die kirchliche Trauung an einem Samstagnachmittag nach der standesamtlichen am Vormittag aber fast ausgefallen, wie sie erzählen.

Hans Kauter wollte am Freitagabend noch einmal „sicherheitshalber“ beim damaligen katholischen Pfarrer in Wörth vorbeigehen und nachfragen, ob alles klar wäre. „Was soll klar sein?“ fragte der Pfarrer. Er hatte den Hochzeitstermin vergessen und eine Beichte in Büchelberg angenommen. Die könne er auf keinen Fall absagen, machte er Hans Kauter klar. „So besorgte er einen wildfremden Kaplan von außerhalb für unsere Trauung“ ergänzt der evangelische Hans Ruf. Heute können sich die vier Eheleute darüber amüsieren, damals war es ihnen nicht zum Lachen zumute. Hans Kauter, seine Schwester Marliese und seine Ehefrau Maria, geborene Kempf sind Altwörther, während Hans Ruf aus Knielingen stammt und noch sechs Geschwister hat beziehungsweise hatte. Eine Zwillingsschwester wohnt in Maximiliansau. „Wir sind zur Tanzmusik an Kerwe oder anderen Festen überall hin gelaufen (Neureut, Daxlanden) oder mit dem Fahrrad gefahren – wie nach Wörth, wo im Bayerischen Hof immer etwas los war“, klärt er auf. Dort „funkte“ es im September 1953 an der Wörther Kerwe zwischen ihm und Marliese. 1956 kam es zur Verlobung. Hans Kauter kannte seine Ehefrau Maria, die noch drei Schwestern hat, von Kindheit an – kein Wunder, da beide in Altwörth groß wurden, er im Werl, sie in der Ottstraße. Näher haben sie sich durch ihre befreundeten Mütter kennen gelernt. Der Funke sprang schließlich beim Tanzen über. Hans Ruf wollte eigentlich Buchdrucker werden, aber 1949 gab es da keine Lehrstellen, sodass er den Beruf des Schreiners erlernte. „Das war gut so, das habe ich nie bereut“ stellt er heute noch fest. Später hat er zum Bauzeichner umgeschult und arbeitete in einem Architekturbüro in Karlsruhe, ehe er 1958 zur Badischen Heimstätte wechselte, wo er 39 Jahre blieb. Hier war er in der Planung tätig, bevor sein Aufstieg zum Oberbauleiter und Betriebsratsvorsitzenden begann. „Auch in Wörth habe ich einige Häuser geplant“ erzählt er stolz. Seine Ehefrau Marliese hat ihre kaufmännische Lehre bei der Firma Metz in Karlsruhe (Feuerwehrgeräte und –fahrzeuge) absolviert – drei Jahre nach ihrem Bruder Hans. Hier legte sie ihre Sekretärinnenprüfung ab und wurde bald Chefsekretärin. Später war sie bei der Hypobank tätig, während ihr Bruder von der Firma Metz zur BNN in die Buchhaltung wechselte (von 1960 – 1995). Seine Ehefrau Maria hatte in der Abendschule Näherin gelernt und arbeitete danach als selbstständige Schneiderin. Nachdem die Mutter von Hans und Marliese Kauter am Muttertag 1957 gestorben war, haben sich die Geschwister mit ihren jeweiligen Partner besprochen, dass sie in das noch teilweise im Bau befindliche Haus in der Ahornstraße einziehen werden. „Natürlich“, betonen alle Vier. „nach der Hochzeit, wie sich das so gehörte.“ Hans und Hans hatten schon beim Fertigstellen des Erd- und Dachgeschosses kräftig mit geholfen. „Jetzt war acht Tage vor der Hochzeit das erste Stockwerk noch nicht bezugsfähig“ stellte Hans Ruf fest. Er nahm sich Urlaub, verlegte den Boden und baute Türen ein. Direkt nach der Hochzeit wurde eingezogen, die Kauters unten, wo vorher schon die Mutter wohnte, die Rufs einen Stock höher. „Hans ist nach wie vor ein Holzwurm“ sagt Ehefrau Marliese, „der Schreiner steckt noch immer in ihm.“ Gerne hält er sich in seiner kleinen Werkstatt auf und schreinert. Seine großen Hobbys sind das Tennisspielen und das Skifahren. In beide Wörther Clubs sind er und Marliese bald nach deren Gründung eingetreten. Sie spielte jahrelang in der Mannschaft des Tennis Clubs, ist jetzt aber nicht mehr aktiv, während Hans mindestens montags und freitags in Doppeln am Ball ist und bei manchem Hobbyturnier noch erfolgreich mitwirkt. Für seinen Schwager ist die Singstunde beim Lyra-Liederkranz seit 69 Jahren ein fester Termin im Wochenkalender. Jahrelang war die Geflügelzucht (Hühner und Tauben) sein zweites Hobby, wobei er nach wie vor im Verein dabei ist, ebenso wie im Sportfischer- und Fischzuchtverein. Hier war er in Vorstandsfunktionen tätig. Zehn Jahre war er auch im Gemeinde-, Verbandsgemeinde- beziehungsweise Stadtrat aktiv. Ein weiteres Hobby, das er noch ausübt, ist sein Gemüse-„Äckerele“, wie er es nennt. „Schon als Kind war ich für die Kartoffeln zuständig“ erzählt er. Seine Frau Maria betreibt ihr Hobby direkt aus der Wohnzimmertür heraus, wo sie alles im Garten Verwertbare verarbeitet – zum Beispiel zu leckeren Marmeladen – oder ihre Blumen und Pflanzen hegt und pflegt. „Sie hat einen besonders grünen Daumen“ loben ihre „Mit-Hochzeiter“. „Unsere Hobbys halten uns alle jung“, beendet Hans Ruf das Gespräch. Groß gefeiert wird erst am 2. September, wenn die Familien zusammenkommen, wobei bei Kauters fünf Kinder und neun Enkel, bei Rufs eine Tochter und drei Enkel – die Mädchen sind Zwillinge – dazu gehören.

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