Wörth Vogelzüchter freuen sich nach Einbruchsserie über riesige Solidarität

Schneeeule Smilla war bei einem der Einbrüche schwer an ihrem rechten Auge verletzt worden. Davon hat sie sich komplett erholt.
Schneeeule Smilla war bei einem der Einbrüche schwer an ihrem rechten Auge verletzt worden. Davon hat sie sich komplett erholt. Nur eine kleine Kruste erinnert noch an die Verletzung.

2024 sollte für den Vogelzucht- und Waldliebhaberverein ein Jahr der Freude werden, schließlich wird man ein halbes Jahrhundert alt. Dann erschütterte eine Einbruchsserie in den Vogelpark den Verein. Die Täter wurden geschnappt. Aber rund 70 Tiere bleiben verschwunden. Unterkriegen lassen sich die Vogelfreunde aber nicht.

Smilla geht es wieder gut. Nur eine kleine Kruste über dem rechten Auge erinnert noch an die schweren Verletzungen, die der Schneeeule vor wenigen Wochen zugefügt wurden, als der Wörther Vogelpark zwischen dem 22. April und 6. Mai drei Mal von Einbrechern heimgesucht wurde. „Wir wissen nicht, was die Einbrecher mit Smilla gemacht haben“, sagt Markus Kern, Zuchtwart des Vogelzucht- und Waldvogelvereins, der den Vogelpark betreibt. Vermutlich hatten die Diebe auch ein Interesse an Smilla, aber eine Eule kann sich aber ganz anders zur Wehr setzen, als Kanarienvögel oder Papageien, die in großer Zahl gestohlen wurden. Blutverschmiert und zugeschwollen, so sah Smillas Auge nach dem Einbruch aus. „Wir haben zunächst gedacht, dass sie ihr Auge verloren hat. Dann habe ich sie mir genauer angeschaut und gesagt: Das wird wieder“, erzählt Kern. Zum Glück sollte der Experte recht behalten. Smilla ist ohnehin gebeutelt, erst vor wenigen Wochen ist ihr Partner verstorben, derzeit lebt sie allein in ihrer Voliere.

In den frühen Morgenstunden des 28. Mai hat die Polizei einen 20-Jährigen und einen 15-Jährigen aus dem Raum Karlsruhe auf frischer Tat erwischt. Es war der vierte Einbruch innerhalb weniger Wochen. Ein Mittäter aus dem Raum Wörth wurde wenig später noch geschnappt. Aber rund 70 Vögel bleiben verschwunden. Als nervenzerfetzend und frustrierend beschreibt Vorsitzender Theo Binkele die schlimmen Ereignisse der vergangenen Monate für seinen Verein. Davon erholt sich der Vogelpark in der Friedrichstraße 50 nur ganz allmählich. Aber: „Wir erleben einige riesige Solidarität“, sagt Binkele.

Unterstützung vom Vogelpark Viernheim

An diesem Sonntagvormittag sind drei Vorstandsmitglieder des Vogelparks Viernheim nach Wörth gekommen, um einen Scheck zu überbringen. „Wir haben von den Einbrüchen gelesen. Das ist der absolute Horror“, sagt Michael Haas, Kassenwart des Vereins Vogelpark Viernheim. Spontan habe man unter den Mitgliedern gesammelt und die Kaffeekasse geplündert. Einen Scheck über 500 Euro überreicht der zweite Vorsitzende Christian Metzger an Binkele. Die Viernheimer sind zum ersten Mal in Wörth, der Kontakt war bisher eher lose. „Wir sind schon vernetzt, aber wir Vogelpark-Betreiber müssen in Zukunft intensiver zusammenarbeiten“, meint Haas.

Das Geld kann der Vogelzucht- und Waldliebhaberverein gut gebrauchen. Kern zeigt, wo die Einbrecher auf einen Stromkasten gestiegen und dann über den Zaun geklettert sind. An mehreren Volieren haben sie die Schlösser aufgebrochen, teilweise auch die Türen so stark beschädigt, dass sie ihren Zweck kaum noch erfüllen. „Wir haben alles provisorisch geflickt, das muss alles in den nächsten Monaten noch richtig repariert werden“, so Kern.

Viel schlimmer als der materielle Schaden ist für die Vogelliebhaber der Verlust der Tiere. „Die Einbrüche waren mitten in der Brut, das hat alles noch viel schlimmer gemacht“, sagt Kern. So seien viele Kanarienvögel gestohlen worden, die gerade beim Brüten waren. Sechs oder sieben Nester waren betroffen. „Die Eltern waren weg, dann sind uns die Eier eingetrocknet und die Jungtiere verhungert. Das war ganz furchtbar“, schildert Kern diese schwere Zeit.

Neuer Graupapagei hat sich eingelebt

Inzwischen sind die Volieren wieder gut gefüllt. „Wir haben viele Tiere von Privatleuten bekommen“, freut sich Binkele. So habe ihnen ein Züchter alle seine Vögel überlassen. „Er hat uns gesagt, dass er mit der Zucht aufhören wolle. Bis auf ein Pärchen könnten wir alle Tiere haben. Das Angebot haben gerne angenommen“, sagt der Vereinsvorsitzende. Bis nach Schorndorf ist Binkele gefahren, um ein wertvolles Schönsittich-Pärchen abzuholen, zweieinhalb Stunden hin und zweieinhalb Stunden zurück. Die Schönsittiche hatten sich noch nicht eingelebt, da hatten es die Diebe schon auf sie abgesehen. Als beim letzten Einbruch die Täter die Voliere öffneten, ist einer der Schönsittiche weggeflogen. „Er ist leider nicht mehr zurückgekehrt. Er war zu kurz bei uns, um den Weg zurückzufinden“, so Binkele.

Bei all dem Ärger und Frust gibt es aber auch schöne Erlebnisse. Etwa die Geschichte mit einem geschenkten Graupapagei. „Wir hatten schon einen Graupapagei und der war einsam“, erzählt Kern. Nun sollte er einen Partner bekommen. Aber: Vertragen sich die beiden auch? Einer ist lebhaft, der andere sehr zurückhaltend. Kern kam auf die Idee, einen großen Käfig in die Voliere zu stellen, in dem der Neuankömmling zunächst heimisch werden sollte. „Ein paar Tage haben sich die beiden beschnuppert, dann ist unser Graupapagei hin und hat die Tür des Käfigs aufgemacht. Seither sind die beiden unzertrennlich.“ Kern muss schmunzeln, wenn er die Geschichte erzählt.

Sommergrillfest am Wochenende

Derzeit ist alles noch etwas chaotisch im Vogelpark. „Die Beschilderung stimmt nicht mehr. Wir haben die neuen Vögel einfach auf die Volieren verteilt“, sagt Binkele. Das soll sich natürlich wieder ändern. „Vielleicht können wir das zusammen mit einer Schule machen. Die Schüler helfen beim Beschildern und lernen etwas dabei“, beschreibt Binkele seine Idee. Zukunftsmusik. Zunächst wir aber am Wochenende gefeiert. Denn trotz der schlimmen Ereignisse der vergangenen Monate gibt es Grund genug zum Feiern: Der Vogelzucht- und Waldliebhaberverein wird 50 Jahre alt.

Info

Anlässlich seines 50-jährigen Vereinsjubiläums lädt der Vogelzucht- und Waldvogelliebhaberverein Wörth am Samstag, 29. Juni , zu seinem traditionellen Sommergrillfest in den Vogelpark ein. Das Grillfest startet um 16 Uhr. Die bekannten AH-Musikanten unterstützen die Festeröffnung ab 17 Uhr. Am Sonntag, 30. Juni, besuchen den Verein ab 11 Uhr die beliebten Wörther Gesangvereine Männerchor und Concordia. An beiden Tagen wird neben Steaks, Bratwürsten, Wurstsalat, Pommes, diverse Sorten Flammkuchen (auch vegan) sowie Weißer Käse auch Rollbraten mit Spätzle angeboten. Montags steht beim Grillfest zusätzlich auch noch seit jeher Schälrippchen-Essen auf dem Programm, daneben werden auch Leberknödel mit Kraut ausgegeben. Gegen 18 Uhr spielt die Band „2foryou“.

Zuchtwart Markus Kern freut sich über den neuen Graupapagei.
Zuchtwart Markus Kern freut sich über den neuen Graupapagei.
Zuchtwart Markus Kern (links) und Vorsitzender Theo Binkele freuen sich über die Spende des Vogelparks Viernheim, die dessen zwe
Zuchtwart Markus Kern (links) und Vorsitzender Theo Binkele freuen sich über die Spende des Vogelparks Viernheim, die dessen zweiter Vorsitzender Christian Metzger und seine Vorstandskollegen Manuel Becker und Michael Haas (rechts) überreichen.
x