Kreis Germersheim Vom Kaiserhof zum Bauernhof

Schutzsuche vor Bomben: Szene des Stationentheaters in der Steinweilerer Kirche.
Schutzsuche vor Bomben: Szene des Stationentheaters in der Steinweilerer Kirche.

„Es brennt, es brennt“, hektisch rennen drei Frauen vor der Kirche auf und ab. Doch keine Angst: Es wird nur ein Stück Steinweilerer Geschichte vom Stationentheater gespielt, der Kirchenbrand vom 3. Oktober 1895. Bei den Aufführungen am 8. und 9. September wird an acht Stationen die Geschichte der letzten etwas mehr als 100 Jahre wieder zum Leben erweckt, so Sabine Daibel-Kaiser. Der Kirchenbrand ist dabei nur eine Kurzszene in „Vom Kaiserhof zum Bauernhof“.

Die Theaterwissenschaftlerin aus Böllenborn bei Bad Bergzabern führt nicht nur Regie, sie hat das Stück auch geschrieben. Und Daibel-Kaiser ist kein Neuling: Sechs Stationentheater und neun Bühnenstücke hat sie inszeniert und geschrieben und auch Kinderbücher verfasst. Kein Wunder, dass sie für Ortsbürgermeister Michael Detzel erste Ansprechpartnerin war, als es darum ging, im Rahmen des Jubiläums 1050 Jahre Steinweiler ein Stationentheater aufzuführen. Am Anfang habe etwas Skepsis geherrscht, ob für so ein aufwendiges Projekt genug Freiwillige ihre Zeit opfern, erinnert sich Detzel. Doch schon das erste Treffen im Juli 2017 zeigte ein hohe Resonanz und beseitigte alle Zweifel. 55 Darsteller, aber auch Helfer für die Organisation und das Beschaffen und Nähen vom Kostümen und Requisiten wurden bereits am ersten Tag gefunden, in der Zwischenzeit sind es 60 Darsteller. Für Sabine Daibel-Kaiser begann nun die Arbeit. Sie redete mit alteingesessenen Steinweilerern, hörte sich ihre Geschichten an, ließ sich an historische Orte und Gebäude führen, studierte zwei Ortschroniken und fing an, das Stück zu schreiben. Ein Textbuch mit acht Stationen ist am Ende herausgekommen. Allerdings habe sie noch so viele Informationen und Geschichten, dass es leicht für mindestens ein weiteres Stück reichen würde, erklärt sie und lacht. Im März begannen die ersten Leseproben und die Rollen wurden verteilt. Der Text ist zwar auf Hochdeutsch geschrieben, vorgetragen wird er natürlich authentisch in Pfälzisch. Die Übersetzung sei kein Problem für die „alten“ Pfälzer gewesen, sagt die Regisseurin. Allerdings könnten manche Kinder kein Pfälzisch mehr und mussten ihre Texte in der Fremdsprache richtig üben, bedauert Daibel-Kaiser diese Entwicklung und meinte damit keinesfalls nur Kinder von aus dem badischen eingewanderten Neu-Pfälzern. Durch diese große Aufführung werde die Dorfgemeinschaft sicher gestärkt, meinen Daibel-Kaiser und Detzel unisono. Ganze Familien sind bei den Proben als Darsteller mit großer Begeisterung dabei. Die einzelnen Rollen wurden vergeben und seit April werden die Szenen wöchentlich geprobt. Und wenn, wie bei der Brandszene, zwei Darstellerinnen ausfallen, ist über Mundpropaganda schnell jemand gefunden, so Daibel-Kaiser. Die Neuen legten sich bei ihrer ersten Probe mächtig ins Zeug, rannten über die Bühne und sprachen ihre Texte, wenn auch noch vom Blatt. „Ihr müsst erst vor dem Publikum stehen und dann anfangen zu sprechen“, korrigierte Daibel-Kaiser ein wenig, war sich aber sicher, dass bis zu den Aufführungen am 8. und 9. September alles richtig sitzt. Insgesamt zwölf Aufführungen sind an den zwei Tagen geplant. Die Aufführung findet natürlich mit historischem Utensilien in historischen Kostümen statt, die entweder im Dorf gesammelt oder extra für das Stück hergestellt wurden. Die Zeitreise durch den Ort beschränkt sich hauptsächlich auf die letzten gut einhundert Jahre, aber nicht nur. In der letzten Szene gibt sich die erste Besitzerin „Steinwilares“ von vor genau 1050 Jahren, Kaiserin Adelheid, die Ehre im Innenhof des Gemeindehauses. Termine —„Vom Kaiserhof zum Bauernhof“, Stationentheater: Samstag, 8. September: 13, 13.45, 14.30, 15.15, 16, 16.45 Uhr. Sonntag, 9. September: 11, 11.45, 12.30, 13.15, 14, 14.45 Uhr. Eintritt: 12 Euro Erwachsene, 8 Euro Kinder (6 bis 14 Jahre). —Vorverkauf: Weingut Frank Bohlender, Obergasse 1, 06349 929410, stationentheather@steinweiler.eu. Internet: www.steinweiler.eu. Karten an der Tageskasse: vor der prot. Kirche, Kreuzgasse 20. —Nach der letzten Station: Im Hof des Gemeindehauses sorgen die Freiwillige Feuerwehr und die Landjugend für Bewirtung.

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