Kreis Germersheim Zukunft „Zum Sternen“ ungewiss

Rund 1,2 Millionen Euro soll die Sanierung des Gasthauses kosten. Doch die Gemeindekasse ist leer.
Rund 1,2 Millionen Euro soll die Sanierung des Gasthauses kosten. Doch die Gemeindekasse ist leer.

Der Sanierungsbedarf des gemeindeeigenen Gasthauses „Zum Sternen“ steht außer Frage, die solide Finanzierung dagegen in den Sternen. Am Mittwoch musste sich Neuburgs Gemeinderat erneut der Einsicht beugen: „Am Gelde hängt, zum Gelde drängt doch alles.“ Mittlerweile liegen die Kosten des Projekts bei 1,173 Millionen Euro – Tendenz steigend. Doch in der Gemeindekasse herrscht gähnende Leere.

Und die Zeit drängt: Versammlungsstätte, Restaurant und Hotel des „Sternen“ sind nicht mehr betriebssicher. Haftungsrechtlich disqualifiziert, fällt das Lokal künftig als Kulturzentrum für Vereine und Bevölkerung aus. Drei im Herbst 2016 als Gutachter beauftragte Karlsruher Architektur- und Ingenieurbüros stellten gravierende Mängel fest. Vor allem bei Brandschutz, Haustechnik und baulicher Ausstattung. Zu Beginn der Sitzung erläuterten die Fachleute ihren Befund nebst Kostenberechnung. Für die Sanierung des hinteren Gebäudeteils veranschlagten sie 593.000 Euro, für den vorderen 480.000 bis 580.000 Euro. Hinzu kommen hohe Ausgaben für energetische Arbeiten wie die Fassadendämmung sowie den Heizungs- und Fensterersatz. Sämtliche Fraktionen erwarten deftige Folgebeträge, zunächst für Gutachten und Planung. Davor warnte selbst Verbandsbürgermeister Reinhard Scherrer (SPD). Die Brandschutz- und baurechtliche Genehmigung sei bei den derzeit vorgesehenen Mitteln mehr als fraglich, erfuhr Ortsbürgermeister Hermann Knauß (Wählergruppe Neuburg) seitens der Verwaltung. Skeptisch bewerteten die Bauexperten auch den Vorschlag, den Saal des „Sternen“ von den übrigen Teilen des Gebäudes zu trennen, um Kosten zu senken. Wegen der verschachtelten Altbausubstanz halte er dies für „sehr schwierig“, meinte Architekt Bender. Daraufhin verlangten die Sozialdemokraten den sofortigen Investitionsstopp und den Verkauf der Immobilie. Ihre Kehrtwende begründete Fraktionssprecher Alexander Frank mit der Kostenentwicklung bei der Sanierung des Gasthauses: Sie „liegt nicht mehr im angemessenen Rahmen“. Ferner habe sich die beim Erwerb des „Sternen“ zugrunde gelegte Eigenfinanzierung „als nicht Praxis tauglich erwiesen“. Laut Frank heißt der Ausweg: Verkauf und Ablösung des laufenden Kredits, schließlich eine neue Lösung, also „geeignete Räumlichkeiten“ für kulturelle Veranstaltungen von Gemeinde und Vereinen. Auch Jochen Winter (CDU) plädierte fürs Verkaufen. Das Sanierungsvorhaben sei ein „Fass ohne Boden“. Geballte Ablehnung kam aus der Wählergruppe: Ralf Weisenburger warf der SPD „Effekthascherei“ vor. Bürgermeister Knauß führte laufende Pachtverpflichtungen und fehlende Alternativen ins Feld. Mit Blick auf die Verwaltung kritisierte Fraktionssprecher Klaus Hessert die seines Erachtens unzureichende Faktenlage. Angesichts lückenhafter Information falle es schwer, sich sachgerecht für eine Vollsanierung oder einen Verkauf/Neubau entscheiden zu können. Demzufolge wurde der Verkaufsantrag abgelehnt. Gegen vier SPD-Stimmen sowie eine Enthaltung befürwortete der Rat stattdessen die Einsetzung einer überfraktionellen Arbeitsgruppe. Sie soll die Entscheidung gründlich und ergebnisoffen vorbereiten. Mitte August werden dann die Gemeinderäte auf einer Sondersitzung das weitere Vorgehen beschließen. Da Neuburg keine frei verfügbaren Mittel besitzt, bleibt im Falle der Sanierungslösung nur ein kreditfinanzierter Nachtragshaushalt. Diesen muss aber die Kreis-Aufsichtsbehörde genehmigen. Gespräche wurden hierüber noch nicht geführt.

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