Kreis Kaiserslautern Konkurrenz ums Ackerland: Landwirtschaft oder Photovoltaik

Photovoltaik-Freiflächen-Anlagen, wie hier bei Einöllen im Landkreis Kusel, werden für so manchen Landwirt zum Problem. Denn dad
Photovoltaik-Freiflächen-Anlagen, wie hier bei Einöllen im Landkreis Kusel, werden für so manchen Landwirt zum Problem. Denn dadurch wächst die Konkurrenz ums Ackerland. Die Pachtpreise steigen.

Photovoltaik-Anlagen auf Ackerland sollen in Rheinland-Pfalz helfen, die Klimaschutzziele zu erreichen. Allerdings bringt das Probleme für die Landwirtschaft mit sich. Die Pachtpreise explodieren angesichts der gut zahlenden Konkurrenz aus dem Energiesektor. Was dahinter steckt und was Landwirte sagen.

Rheinland-Pfalz will den Ausbau regenerativer Energie unter anderem mit Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen auf Ackerflächen voranbringen. Das ruft bei Landwirten in weiten Gebieten der Nord- und Westpfalz – von Kusel über Kaiserslautern bis Kirchheimbolanden – Bedenken hervor. Sie fürchten einen erheblichen Landentzug, einige Betriebe sehen sich dadurch gar in ihrer Existenz gefährdet. Grund für die Sorgen sind europaweit agierende Firmen, die über die Lande ziehen und mit viel Geld im Gepäck Ackerflächen akquirieren, um dort Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen zu errichten. Angebote von 3000 Euro je Hektar und mehr sind kein Einzelfall. Zum Vergleich: Für gepachtetes Ackerland wird in der Region bislang ein Zehntel dieser Summe oder deutlich darunter bezahlt.

Gewaltiger Eingriff in den Bodenmarkt

„Bei uns werden weit über 50 Prozent der Flächen als Pachtland bewirtschaftet“, erläutert Jürgen Vogelgesang aus Martinshöhe, Vizepräsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Pfalz Süd. Die aus dem Energiesektor erwachsene Konkurrenz ums Ackerland bedeute einen gewaltigen Eingriff in den Bodenmarkt, der laut Vogelgesang zwangsläufig dazu führt, dass immer mehr Ackerfläche für Photovoltaik (PV) zur Verfügung gestellt werde. „Die Flächen sind auf lange Sicht raus aus der Produktion, fehlen den örtlichen bäuerlichen Betrieben.“

„Den Grundbesitzern kann ich das gar nicht krummnehmen“, sagt Uwe Bißbort, Vorsitzender im Kreisbauernverband Pirmasens-Zweibrücken. Er verstehe jeden, der sein Land zu solch Hochpreisen anderweitig als bisher verpachtet. Auch für die Gemeinden mit ihren meist klammen Kassen hat Bißbort Verständnis, wenn sie den Anlagen zustimmen. Absolut kein Verständnis hat er dagegen für das fast schon aggressive Werben um die Ackerflächen. Auch nicht dafür, wenn an der Landwirtschaft vorbei eilig neue Pachtverträge abgeschlossen werden, ohne dass fixe Planungen vorliegen, wann die PV-Anlage gebaut werden kann. Bißbort: „Die Fläche ist raus aus der Landwirtschaft, es kann nicht mehr produziert werden, aber Geld an den Grundbesitzer fließt trotzdem nicht, weil die Anlage vielleicht erst in zwei oder drei Jahren oder gar nicht kommt.“

In vernünftige Bahnen lenken

Gespräche mit allen Beteiligten, den Gemeinden und mit den Landräten der einzelnen Kreise seien notwendig, um das derzeit ungesteuerte Vorgehen in vernünftige Bahnen zu lenken. „Pro Gemarkung dürfte nur ein bestimmter Prozentsatz an Ackerflächen Verwendung finden“, nennt der Bauer aus Pirmasens eine Möglichkeit, um dem unkontrollierten außerlandwirtschaftlichen Ein- und Übergriff auf den Bodenmarkt Einhalt zu gebieten. Es gehe hier nicht um minderwertige Flächen, sondern um Ackerland, um Land, das dann nicht mehr für die Nahrungsproduktion zur Verfügung stehe. Auch dürfe eine PV-Anlage auf Ackerland nicht in einen Topf mit der Agri-PV geworfen werfen. Bei der Agri-PV, die in Pirmasens durch Versuchsanlagen immer mal wieder im Fokus steht, geht es um PV auf einer Fläche, auf der neben der Sonnennutzung auch Landnutzung praktiziert wird. „Das funktioniert im Obstbau, vielleicht beim Gemüse, aber nicht bei Getreide oder Mais“, sagt der Bauer. Im Schatten einer PV-Anlage sei Ackerbau derzeit wirtschaftlich nicht machbar.

Den Einzellfall betrachten

Im Donnersbergkreis geht es im Zusammenhang mit PV-Anlagen aktuell auch um Böden mit einer Bonität von 80 bis 90, also um allerbestes Ackerland. Für Gerold Füge aus Bischheim, Vorsitzender im Kreisbauernverband Donnersberg, sollten die guten Böden geschont werden und in der Landwirtschaft verbleiben. Füge ist es vor allem wichtig, dass bei jeder geplanten Freiflächen-PV-Anlage eine Einzelfallbetrachtung vorgenommen wird. „Wie verträglich sind die Auswirkungen für die Landwirte? Trifft es Betriebe in ihrer Existenz oder ist es vielleicht sogar der Bauer selbst, dem das Land gehört und der die PV errichtet? Wie sieht es die Öffentlichkeit?“ Solche Fragen müssten für jeden Standort gemeinsam geklärt werden. „Wir Bauern verschließen uns nicht der Energiewende, aber sie muss im Einklang mit allen erfolgen“, betont Füge.

„Bevor Photovoltaik die Ackerfläche bindet, muss sie auf Parkplätze, in Industriegebiete, innerörtlich auf und an alle Gebäude, die in Frage kommen“, fordert der Vizepräsident im Bauernverband, Jürgen Vogelgesang. Hier seien die Kommunen gefordert, beste Voraussetzungen zu schaffen.

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