Kreis Kaiserslautern Neue Bullen und ein neuer Stall

Dominik Guhl ebnet in einem Arbeitsgang die zerstörte Wiese ein und sät gleich das Gras nach.
Dominik Guhl ebnet in einem Arbeitsgang die zerstörte Wiese ein und sät gleich das Gras nach.

«Gerhardsbrunn.» Der März bringt in der Regel die ersten Arbeitsspitzen: Gülle fahren, Dünger streuen, Grünland bearbeiten, zerstörte Grasnarben neu einsäen und auch noch das Saatgut des Sommergetreides in die Erde bringen. Bei der Bauernfamilie Guhl rollen derzeit in Gerhardsbrunn die Trecker dennoch nicht im Akkord vom Hof auf die Felder. „Es ist einfach zu nass“, verdeutlicht Karl-Heinz Guhl, dass die Landwirte ganzjährig mit und in der Natur wirtschaften müssen, patschnasse Böden inklusive. Nicht der Terminkalender, sondern das Wetter ist bestimmend.

Hier und da ist Sohn Dominik zwar mit dem Güllefass unterwegs, ist auch eine erste Reparatur der von Wildschweinen umgepflügten Grasnarbe gelungen. Das hat aber nur geklappt, weil der junge Landwirt die Böden, die Hanglagen, das Vorhandensein potenzieller Wasseradern unter dem Gras genau kennt und weiß, wo er fahren kann und wo er es besser lässt. Zu schnell ist der Boden durch schmierende Schlepperräder, rutschende Maschinen oder im schlimmsten Fall durch das Festfahren des Gefährts verdichtet. Dabei sieht das Grünland an vielen Stellen derzeit erbärmlich aus. Wildschweine wissen nicht, dass man Privatgelände nicht einfach so betritt und schon gar nicht komplett umwühlt. Und wenn sie es wüssten, wäre es ihnen wohl egal. Unter der Grasnarbe gibt es Eiweiß in Form von Würmern, Maden, Engerlingen – Leckereien, die vertilgt werden können. Neben den Würmern haben auch die Bauern das Nachsehen. Wo die Sau war, wächst kein Gras mehr. Wo kein Gras wächst, kann das Vieh im Sommer nicht weiden, kann kein Winterfutter geerntet werden. Also muss der Bauer ran. In Gerhardsbrunn ist der Schlepper mit Vor- und Anbau zum Einebnen der zerstörten Grasnarbe und zum Nachsäen der Gräser gerüstet und steht samt Lukas oder Dominik Guhl als Fahrer auch für Auftragsarbeiten zur Verfügung. „Wir fahren auch überbetrieblich für Kollegen oder bringen etwa im Auftrag von Jagdpächtern Wiesen und Weiden wieder in Ordnung, wenn das gewünscht wird“, kennt Lukas Guhl das Zerstörungsausmaß, dem zeitlich und maschinell nicht jeder gerecht werden kann. Das Wintergetreide ist in Gerhardsbrunn ganz ordentlich über die kalte Jahreszeit gekommen. Die Wintergerste zeigt sich auf einigen Schlägen gelblich. Die Verfärbung kann mit nassen Füßen des Getreides zusammenhängen, kann aber auch ein Indiz dafür sein, dass die tiefen Minusgrade im Februar Schaden angerichtet haben. „Ohne Schneedecke ist so eine Kälte immer gefährlich“, so Guhl. Abwarten, was sich entwickelt, ist seine Devise. Das zwangsweise Warten, bis sie auf Feld und Wiese können, nutzen die Guhls für Zusatzarbeiten im Kuhstall. Gerade war der Rinderfachmann der Landwirtschaftskammer im Stall, hat Kühe und Rinder nach Körperbau und Euter bewertet und einen passenden Bullen für die anstehende Besamung empfohlen. Diese „Anpaarungsvorschläge“ decken sich meist mit der Vorstellung von Dominik und seinem Vater Karl-Heinz Guhl, die immer bestrebt sind, den Bestand zu optimieren. „Es kommt aber schon vor, dass er einen neuen Bullen vorschlägt, den wir noch gar nicht kennen.“ Familie Guhl ist offen für Neues, was sich ja auch in dem 24 Stunden zugänglichen Frischmilchautomaten zeigt. Bei der täglichen Befüllung mit frischer Milch kennt Bäuerin Sandra Guhl keine Jahreszeiten. Neben dem Milchautomaten gibt es auch hofeigene Eier, die oft nicht ausreichen. Deshalb wird in Gerhardsbrunn das Nachtquartier der Hühner, der Stall, gerade umgebaut. Derzeit wohnen rund 180 Hühner auf dem Hof und genießen ihr Leben im Hühnergarten, der sich dem Stall anschließt. Bei Matschwetter laufen die Damen der eierlegenden Fraktion im großen, sandigen und überdachten Scharrraum. „Im April soll der Umbau fertig werden. Ich will mich dann noch mehr mit den Hühnern beschäftigen“, blickt der junge Dominik Guhl wieder einmal in die Zukunft. Falls alles passt, kann er sich eine Erweiterung, vielleicht sogar ein Hühnermobil vorstellen.

Grünland vorher und nachher: Links ist die Grasnarbe frisch eingesät, rechts sind noch die Spuren der Wildschweine zu erkennen.
Grünland vorher und nachher: Links ist die Grasnarbe frisch eingesät, rechts sind noch die Spuren der Wildschweine zu erkennen.
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