Landstuhl Von Erbsensuppe, Märschen und Co.: Reservistenkameradschaft feiert 60. Jubiläum

Die Reservistenkameradschaft Ramstein-Landstuhl wurde vor 60 Jahren gegründet. Immer wieder werden Übungen mit einem sportlich-m
Die Reservistenkameradschaft Ramstein-Landstuhl wurde vor 60 Jahren gegründet. Immer wieder werden Übungen mit einem sportlich-militärischen Charakter durchgeführt. Darüber hinaus werden Vorträge organisiert, und auch an Veranstaltungen beteiligen sich die Reservisten regelmäßig.

Was 1964 im Rittersaal des Hotels „Goldener Adler“ in Landstuhl begann, hat sich bis heute in Sachen Anzahl der Mitglieder und Veranstaltungen zu einer der aktivsten Gruppierungen ihrer Art in Rheinland-Pfalz entwickelt. Die Rede ist von der Reservistenkameradschaft Ramstein-Landstuhl, die am Wochenende ihr Jubiläum begeht.

Erste Reservistenkameradschaften gründeten sich in Deutschland Anfang der 1960er Jahre. Ihr Ziel bestand darin, die damals ins zivile Leben entlassenen Grundwehrdienstleistenden weiter an die Bundeswehr zu binden, um die westdeutschen Streitkräfte in ihrem Verteidigungsauftrag zu stärken. „1964 war ein Jahr, in dem in der Bundesrepublik die meisten Reservistenkameradschaften gegründet wurden. Warum das so war, können wir heute nicht mehr nachvollziehen“, sagt Ralf Bierwagen, der seit Anfang der 2000er-Jahre der Reservistenkameradschaft (RK) Ramstein-Landstuhl vorsteht.

Der Gruppe Ramstein-Landstuhl gehören derzeit rund 240 Mitglieder an – vor 60 Jahren waren es circa acht. Die Anzahl kann nicht genau genannt werden, da aus dem Gründungsjahr keine Unterlagen mehr vorhanden sind. Beim Dokument mit der „Ersterwähnung“ vom Februar 1965 handelt es sich ausgerechnet um ein Mahnschreiben der Landesgruppe Rheinland-Pfalz. Darin werden die Landstuhler aufgefordert, ihre Beiträge für das Jahr 1964 zu zahlen – mit dem Hinweis darauf, dass die Zahlung „spätestens wenn die tollen Tage vorüber sind“, zu erfolgen habe.

Militärisches und Gesellschaftliches im Fokus

Die Aktivitäten der Reservistenkameradschaften unterteilen sich in zwei große Bereiche: Erstens geht es um den militärischen und militärhistorischen Sektor. Der zweite Bereich umfasst die Themen Geselligkeit, soziales Engagement und Repräsentation.

In den Anfangsjahren standen auch Fasnachtsbälle auf dem Programm der Reservistenkameradschaft. Heute ist die RK Ramstein-Landstuhl vor allem durch ihr Engagement beim Miesenbacher Krammarkt bekannt, der jedes Jahr am Mittwoch vor dem ersten Advent stattfindet. Seit 1998 sorgen die Reservisten, die über einen komplett ausgestatteten Küchencontainer – darin lässt sich mehr kredenzen als die obligatorische Erbsen- oder Gulaschsuppe – verfügen, für die Bewirtung auf dem Volksfest.

Seit 1978 entsendet die RK jährlich Ehrenformationen zum Volkstrauertag nach Mittelbrunn und Martinshöhe. Außerdem sammeln die Reservisten seit Jahren am 1. November auf den Friedhöfen in Landstuhl und Ramstein Spenden für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Mit dem Volksbund stehe die RK in ständigem Kontakt und habe in dessen Auftrag schon häufiger deutsche Soldatenfriedhöfe im Ausland gepflegt.

Exkursionen, Vorträge, Übungen

Generell spielen militärhistorische Vorträge und Exkursionen eine wichtige Rolle im Tun der RK. So ging es im April dieses Jahres nach Belgien, wo unter anderem der Soldatenfriedhof in Recogne besucht wurde. Ein Jahr zuvor stand ein Besuch in Ypern (Niederlande) auf dem Programm, und vor der Corona-Pandemie war die RK auf Usedom. Seit den 1980er Jahren werden immer wieder politische und gesellschaftskritische Seminare und Vorträge organisiert – auch mal im größeren Rahmen im Haus des Bürgers in Ramstein. Daneben bilden seit Ende der 1960er Jahre Übungen – etwa Orientierungsmärsche, Biwaks – und Wettbewerbe einen wesentlichen Bestandteil im Programm der RK. Vor einigen Tagen wurde ein Vielseitigkeitswettkampf ausgerichtet, an dem auch ein Reservisten-Team aus dem französischen Burgund teilgenommen hat.

Wichtig für die Entwicklung der RK war das Jahr 2016. Denn am 12. Juli wurde der Förderverein Reservistenkameradschaft gegründet. „In unserem Vereinsheim in der Bergstraße war noch nie genug Platz für unsere Ausstattung. Mit der Gründung des Fördervereins konnten wir die rechtlichen Grundlagen für unser Domizil in der Talstraße schaffen“, erläutert der langjährige Kassenwart der RK, Hans-Jörg Schweitzer.

Bei Mitgliedern entgegen dem Bundestrend

Das Gelände stellte die Stadt Ramstein-Miesenbach dem Verein in Erbpacht zur Verfügung. Die neue Halle wurde im August 2018 eingeweiht. Mitglied bei der Reservistenkameradschaft – und beim Förderverein – kann jeder werden, unabhängig davon, ob und wie lange er bei der Bundeswehr war. „Beschränkungen gibt’s natürlich beim Tragen der Uniform und der Teilnahme an den Übungen, aber ansonsten sind wir für alle Interessierten offen“, betont Schweitzer.

Obwohl sich die Verantwortlichen der RK derzeit über einen Höchststand an Mitgliedern freuen, plagen die Reservistenkameradschaften in Deutschland generell Nachwuchssorgen. Hauptgrund dafür ist, dass in der Bundesrepublik 2011 die Wehrpflicht ausgesetzt wurde. Damit einher ging ein Einbruch der Bereitschaft, in eine Reservistenkameradschaft einzutreten. Das Wort „Kameradschaft“ wird bei den Mitgliedern der RK Ramstein-Landstuhl ernst genommen: „Bei uns zählt nicht, was einer auf den Schulterstücken hat, sondern das, was er für die Kameradschaft leistet. Würden wir Unterschiede machen, wenn jemand Hauptmann oder Hauptgefreiter ist, könnten wir morgen den Laden dichtmachen“, betont Bierwagen.

Info

Das 60. Jubiläum wird am Samstag, 6. Juli, ab 11 Uhr auf dem Gelände der Reservistenkameradschaft in der Talstraße in Ramstein gefeiert. Die Mannschaft des Küchencontainers der RK sorgt für die Verpflegung, es gibt eine Modellbauausstellung, Infos über die Vermisstenforschung, eine Ausstellung militärischer Fahrzeuge und vieles mehr.

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