RHEINPFALZ-Gartensprechstunde Was es für eine gute Obsternte braucht

Wie es trotz Trockenheit und Dürre etwas wird mit der Obsternte, weiß Gärtnermeisterin Sabine Günther.
Wie es trotz Trockenheit und Dürre etwas wird mit der Obsternte, weiß Gärtnermeisterin Sabine Günther.

Leckeres Obst im Garten pflücken? Bei immer heißeren und trockeneren Sommern ist das eine Herausforderung. Sabine Günther, Vizepräsidentin des Landesverbands der Gartenbauvereine, hat Tipps parat, damit die Ernte nicht komplett ausfällt.

Äpfel, Zwetschgen, Kirschen, Birnen – wenn die Früchte direkt im Garten heranreifen und von der Hand in den Mund wandern können, ist das besonders schön. Erwiesenermaßen sind es sonnenhungrige Kulturen, die von der Sonne verwöhnt die Zucker- und Stärkeproduktion in der Frucht vorantreiben. Was sich in unseren Sommern aber immer öfter in Sachen Sonne tut, ist zu viel für das Gehölz und für die Frucht gleich mit. „Bei direkter Sonneneinstrahlung und Lufttemperaturen von 30 Grad und mehr sind 50 Grad im Apfel keine Seltenheit“, spricht Gärtnermeisterin Sabine Günther an, was wahrscheinlich viele Obstbaumbesitzer bei ihren heranreifenden Früchten schon beobachtet haben. Der Apfel wird am Baum gekocht, zeigt sich dunkelbraun und weich statt in gelb, rot oder grün eine knackig-köstliche Verheißung zu versprechen. Im Stamm steigt die Hitze derweil schon mal über 70 Grad, bringt die Rinde zum Platzen und öffnet Viren und Bakterien die Tür.

Morgens gießen

Trockenheit setzt dem ganzen noch die Krone auf. Der Baum kommt kaum noch an Wasser, kann keine Nährstoffe mehr aus einem festgebackenen Boden ziehen. Es ist eindeutig: Obst braucht in allzu heißen Sommern Unterstützung – und zwar Schatten, Wasser, Abwehr von Schädlingen.

Zum Thema Gießen im Garten bezieht Sabine Günther ganz klar Stellung: „Gewässert wird nur, was wir ernten und essen wollen!“ Gehölze, Blumen und vor allem Rasen werden nach der Dürre alleine wieder grün oder kommen im nächsten Jahr zurück. Wenn nicht, sei es einen Gedanken wert, sich auf Dauer für trockenheitsresistentere Pflanzen wie Lavendel zu entscheiden.

„Wer nach einem heißen Tag am Abend das Gehölz wässert, schockt die Pflanze. Das ist zusätzlicher Stress“, rät die Fachfrau, das Gießen auf die Morgenstunden zu verlegen. Bei Spalierholz im Garten dürfe auf keinen Fall über die bodennahen Blätter gegossen werden. „Die verbrennen direkt.“ Ständiges Gießen sei zudem der falsche Weg. Das hänge die Bäume an den Tropf, verhindere, dass die Pflanze tief wurzele. Besser sei es, ein- bis zweimal pro Woche sehr intensiv zu wässern – je nach Gehölzgröße mit bis zu 100 Litern.

Gegen Schädlinge schützen

Günther empfiehlt einen Gießring oder das Einrahmen im Wurzelbereich, damit das Wasser auch dort ankommt, wo es gebraucht wird. Hilfreich könne das Anbringen eines Wassersackes sein, der je nach Größe 30 Liter oder mehr langsam in den Boden abgibt. Wer Neupflanzungen im Garten hat, dem bleibe es nicht erspart, diese in den ersten drei Jahren durchweg gründlich mit Wasser zu versorgen. Das Abdecken mit einer Mulchschicht halte den Boden besser feucht.

Wasser ist bei der Hitze aber nicht alles. Das Einpinseln des Stammes mit weißer Farbe (Weißanstrich oder Kalk) kann Sonnenbrand und das Aufreißen der Rinde ganz gut verhindern. Auch Leimringe, Pheromon-Fallen oder das Aufhängen von präparierten Tontöpfen als Unterkunft für Nützlinge helfen – nicht gegen die Hitze, aber gegen Schädlinge. „Je gesünder der Baum, desto besser steckt er das extreme Wetter weg“, sagt Günther. Viele der angestochenen Blätter gingen immer öfter auf das Konto von Wanzen und nicht von beißenden Insekten. „Die schwarze Blattlaus wird bei den Temperaturen gekocht, während sich die Wanzen in heißen Sommern immer weiter ausbreiten.“

Robuste Sorten wählen

Der Baumschnitt ist bei einem Sommer wie er gerade vorherrscht auch ein wichtiger Faktor, um das Obst bis zur Ernte zu bringen. Normalerweise raten die Fachleute dazu, die Wasserschoße im Sommer zu entfernen, damit sie dem Baum nicht unnötig Energie rauben. „Dranlassen, sie schattieren“, rät Günther jedoch. Wer kleine Gehölze oder Jungpflanzen habe, könne durchaus auch mit einem Frostschutzvlies für Schatten sorgen.

Steht der Baum schon im Garten, sind all das Möglichkeiten, um ihn und vor allem seine Früchte einigermaßen über eine heiße und trockene Saison zu bringen. Soll aber ein neuer Obstbaum gepflanzt werden, dann rät Günther auf jeden Fall eine robuste Sorte –vielleicht sogar eine alte Sorte wie den Roten Bellefleur, den Roten Eiserapfel oder den Roten Boskoop – auszuwählen. Die Obst- und Gartenbauvereine sind bei der Auswahl robuster und standortgerechter Obstgehölze laut Günther gute Ansprechpartner.

Gartensprechstunde

Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, Fragen zu Obstbäumen oder zu anderen Themen rund um den Garten haben, sind Sie bei uns genau richtig. Gärtnermeisterin Sabine Günther steht Ihnen am Dienstag, 1. August, zwischen 10 und 12 Uhr unter der Telefonnummer 0631 3737-288 zur Verfügung. Über Ihre Gartenthemen werden wir am Mittwoch berichten.

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