Kreis Kaiserslautern Wo die Ahnen ihre Scherben hinterließen

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Zu einer „archäologischen Wanderung“ lud der Förderverein des Museums Sickingerhöhe am Sonntag durch die Waldflur von Bann, Landstuhl und Kindsbach. Mit dem Rundgang verband Museumsleiter Alois Schneider ein handfestes Interesse: Er sucht Mitstreiter für seine Idee, einen gallorömischen Schriftenstein zumindest zeitweise wieder an seinen Ursprungsort zurückzubringen.

Nicht nur die Sonne lacht an diesem frühen Sonntagnachmittag über der Sickinger Höhe. „Mit diesem zahlreichen Zuspruch hatte ich nun wirklich nicht gerechnet“, freut sich Alois Schneider. An die 50 Männer und Frauen haben sich pünktlich am Sportplatz des SV Bann versammelt. Darunter sind keineswegs nur Generationsgenossen, die der 71-jährige Heimathistoriker sämtlich per Handschlag begrüßt. Mit von der heimatkindlichen Partie sich auch jüngere Familien mit Kindern, zünftig ausgerüstet für die kommenden zwei Stunden. „Heute wollen wir uns vor allem den steinernen Zeugnissen aus der gallorömischen Zeit widmen, von denen es in dieser Region jede Menge gibt“, kündigt Schneider an. Und es beginnt mit einem sehr kurzen Fußweg in Richtung auf die Landstraße zwischen Landstuhl und Bann. Hier sehen wir den ersten von zwei Menhiren, im Volksmund auch Hinkelsteine genannt, die uns an diesem Nachmittag begegnen werden. „Ursprünglich waren es wohl keltische Kultsteine, um damit Natur-Gottheiten zu huldigen“, erläutert der Museumsleiter. „Aber im Laufe der letzten zwei Jahrtausende haben sich auch andere Kulturen darauf verewigt.“ Er weist auf ein christliches Kreuz, das offenbar später hinzugefügt wurde. Dass Schneider mit seinem Ausflug auch ein politisches Ziel verfolgt, verschweigt er nicht: Im Jahr 1817, also genau vor 200 Jahren, wurde bei Bann ein gallo-römischer Schriftenstein von großer wissenschaftlicher Bedeutung gefunden. „Dieser Stein liegt seitdem im Historischen Museum der Pfalz in Speyer, ohne dass er groß dem Publikum präsentiert wurde“, bedauert der Pensionär. „Da wäre es doch schön, wenn er für eine bestimmte Zeit wieder zurück an seinen Fundort käme.“ Natürlich bietet sich dafür das Sickingen-Museum in Queidersbach an: „Dafür brauche ich aber die Unterstützung der Öffentlichkeit. Deshalb will ich zeigen, welche wertvollen Relikte uns die Geschichte hier hinterlassen hat.“ So geht es in den nächsten zwei Stunden Schlag auf Schlag: Hinein in den Bännjer Forst und weiter in Richtung Kindsbach, schon stehen wir vor dem nächsten Hinkelstein: „Dieses Exemplar ist ein wunderbar erhaltenes vorgeschichtliches Denkmal, vermutlich aus der Megalith-Zeit rund 1500 Jahre vor Christus. Später haben ihn die Römer als eine Art Wegzeichen genutzt.“ Denn nicht nur unten im Landstuhler Bruch, auch hier oben am Rand der Sickinger Höhe verlief eine wichtige Straße: „Alles ist hier voll mit römischen Scherben, alten Münzen und anderen Zeugnisse“, weiß Schneider. Am sogenannten Hexentanzplatz, einer bizarr geschnittenen Fels-Formation, erinnert sich ein älteres Ehepaar an frühere Frühlingsfeste. Und am „Heidenfels“, der mit wunderbaren prähistorischen Reliefs geschmückt ist, berichten Mitwanderer von den Heilkräften der plätschernden Quelle: „Das Wasser wurde früher an Pilger verteilt, weil es durch seinen Brom-Gehalt auch Augenleiden lindern konnte“, weiß einer zu berichten, der öfter hier vorbeischaut. „Noch heute huldigen hier sogenannte Druiden ihren Göttern,“ In solchen Gesprächen, die im Verlauf der Wanderung immer munterer werden, kommen längst vergangen geglaubte Zeiten den Menschen wieder ganz nah. Deshalb ist Alois Schneider auch ziemlich guter Dinge, als das bunte Grüppchen nach gut zwei Stunden seinen Ausgangspunkt wieder erreicht: „Der Schriftenstein, der hier vor 200 Jahren in der Gewanne ,Kreuzerwiesen’ gefunden wurde, könnte unsere regionale Geschichte noch plastischer darstellen. Ihn nach 200 Jahren wieder vor Ort zu zeigen, wäre ein großer Gewinn für uns alle.“ Und diese Botschaft will er demnächst mit Nachdruck in Speyer vertreten.

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