Kusel Brücken: "Brigger Braufreunde" seit einem Jahr aktiv

Derzeit probieren sich die Brigger Braufreunde im Gasthaus Bauer an einem amerikanischen Lagerbier.
Derzeit probieren sich die Brigger Braufreunde im Gasthaus Bauer an einem amerikanischen Lagerbier.

Es ist „bloß“ ein Hobby, doch irgendwie auch mehr als das: Denn es kostet Zeit, fördert Wissen und füllt das Getränkefach im Kühlschrank. „Brigger Braufreunde“ nennt sich ein Zusammenschluss aus Hobbybrauern, der sich im April 2017 formiert hat – rund 20 Leute, die sich für die Herstellung des deutschen Traditionsgetränks Bier begeistern. Ihre Produkte haben die Braufreunde auch schon der Öffentlichkeit angeboten.

Das Bierfest ist den meisten Brückern und auch einigen Nicht-Brückern ein Begriff. Zweimal wurde es nun schon gefeiert, und jedes Mal konnte man von den Erzeugnissen der Braufreunde kosten: In diesem Jahr gab es ein Weizenbier, ein Festbier und ein Pale Ale, genauer gesagt ein India Pale Ale. Einst sollen britische Brauer dieses IPA, besser gesagt: seinen Vorreiter, das October Beer, für ihre in Indien stationierten Soldaten gebraut haben. „Auch heute brauen wir hier drei verschiedene Sorten – erst einmal nur für uns zum Ausprobieren“, erklärt der Vereinsvorsitzende Christian Weber der RHEINPFALZ, die den Brigger Braufreunden an ihrem ersten gemeinsamen Brautag einen Besuch abstattet. Darunter sei dieses Mal eine andere Sorte Pale Ale: ein amerikanisches Lagerbier. In der Brauküche im Gasthaus Bauer liegt ein unverkennbar würzig-malziges Aroma in der Luft. Zwei Vereinsmitglieder arbeiten gerade an einem Kessel und schöpfen eine braune, körnige und süß schmeckende Substanz ab: den Treber. „So bezeichnet man die Rückstände vom verwendeten Malz“, erläutert Weber. Im Laufe des Brauprozesses werden nämlich Malz und Brauwasser vermischt: Dieser Vorgang wird als Maischen bezeichnet. Wenn wieder „abgemaischt“ wird, wenn also Wasser und Malz wieder getrennt werden, bleiben der Treber und das Wasser mit darin gelöstem Zucker zurück: „Letzteres nennt man Würze“, erklärt Weber weiter.

Zukunftswunsch Brücker Kerwe

Mit seiner Begeisterung für das Bierbrauen hat er eine Reihe anderer Leute angesteckt. Und die bilden heute die Brigger Braufreunde. Fast ausschließlich männlich besetzt ist die Truppe, nur eine Dame gibt es im Verein. „Ich habe 2014 an einem Bierbraukurs teilgenommen – und das war wohl die Geburtsstunde meiner Faszination“, berichtet der Vorsitzende. „Danach habe ich viel im Internet recherchiert und bin dabei unter anderem auf das Hobbybrauforum gestoßen.“ Sein großer Zukunftswunsch ist das Anpreisen des selbst gebrauten Bieres auf der Brücker Kerwe. „Bislang haben wir unser Bier aber nur am Bierfest für die Öffentlichkeit ausgeschenkt“, sagt Tim Spengler, der zweite Vorsitzende. Spengler hat sich um die Installation der Brauanlage gekümmert, die nun in der Küche des Gasthauses Bauer thront. Sie soll auch noch um einige Komponenten erweitert werden. Die Ortsgemeinde hat dem Verein zugesagt, die Räumlichkeiten in „Bauersch“ für das Brauen benutzen zu dürfen.

Wesentliches Ziel: Neue Sorten probieren

„Das ist alles gar nicht mal so trivial: Wir mussten auch Hygieneauflagen erfüllen, um hier brauen zu können“, schildert Weber. Dazu gehörten zum Beispiel die gefliesten Wände und der PVC-Boden in der Küche. Deshalb sei auch das Gesundheitsamt vor Ort gewesen. Zuvor hatten Weber und einige seiner Kollegen zu Hause ein paar Brauversuche gewagt. „Als Hobbybrauer für den Eigenbedarf sind einige von uns auch jetzt noch in den eigenen vier Wänden aktiv“, sagt der Braufreunde-Chef. „Dieses Bier ist dann allerdings wirklich nur für den privaten Verzehr vorgesehen. Das dürfen wir nicht in Umlauf bringen.“ Doch man experimentiere natürlich auch mit neuen Rezepten für den Verein in Bauersch Brauküche. Denn ein wesentliches Ziel der Bierliebhaber ist das Ausprobieren immer neuer Sorten: Für den Weihnachtsmarkt haben die Braufreunde zum Beispiel ein Bockbier hergestellt. „Wir haben noch so viele andere Ideen und leider viel zu wenig Zeit“, stellt der Vorsitzende fest. Denn es ist eben nur ein Hobby, wenngleich mit sehr professionellem Anstrich. „Und vielleicht können wir unser erworbenes Wissen ja auch irgendwann einmal an andere weitergeben“, fügt Weber hinzu, der das Anbieten von Braukursen in Erwägung zieht. Denn wissensfördernd ist das Brauen allemal: „Jeder von uns bildet sich auf diesem Gebiet weiter, und es entsteht ein lebhafter und produktiver Austausch zwischen uns.“ Zurück zum Brauprozess: Wenn die Würze zusammen mit Hopfen gekocht wurde, kommt es schon bald zur Gärung. Hier wird auch die Hefe eingesetzt, die den Zucker in Alkohol und Kohlenstoffdioxid umwandelt. Der Treber ist kein Abfall, sondern kann als Viehfutter verwendet werden. Zum anderen nutzt ihn auch der örtliche Bäcker David Becker zur Herstellung eines bestimmten Brotes, genannt: Pfälzer Treber. „Für den Schaum auf dem Bier sind übrigens Eiweiße verantwortlich, und der Bitterstoff kommt vom Hopfen“, klärt Weber weitere typische Brau-Fragen. Der Brautag, ein Sonntag, ist zeitintensiv wie ein normaler Arbeitstag. Trotzdem sind fast zehn Braufreunde da. „Die Herstellungskosten für einen Liter unseres Bieres betragen etwa einen Euro“, verrät Weber schließlich noch bei dem Rundgang mit der RHEINPFALZ. „Aber wie bereits erwähnt: Um den Profit geht es uns hier nicht. Wir möchten früher oder später demonstrieren, dass es mit einfachen Mitteln möglich ist, ein leckeres Bier zu brauen – und dem einheitlichen Geschmack der industriell gebrauten Biere zu entfliehen.“

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