Kusel Die Faszination funkelnder Steine

Auch von internationalen Gästen gerne besucht: das Diamantschleifermuseum in Brücken.
Auch von internationalen Gästen gerne besucht: das Diamantschleifermuseum in Brücken.

Die Zahl der Gäste hat leider keiner genau gezählt. Doch bis zu 20.000 dürften es gewesen sein, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten das Diamantschleifermuseum in Brücken besucht haben. Es ist das einzige in Deutschland, das sich diesem Handwerk widmet. Am Sonntag feiert es sein 20-jähriges Bestehen.

Hans-Werner Altherr war von 1992 bis 2004 Ortsbürgermeister von Brücken, heute ist er Vorsitzender des Förderkreises Diamantschleifermuseum. Er erinnert sich, dass es schon Jahre zuvor die Idee gegeben habe, ein solches Museum zu errichten. Als Brücken Schwerpunktgemeinde der Dorferneuerung wurde, bot sich die Chance. Zunächst war man davon ausgegangen, die alte Schleiferei von Karl-Heinz Dauber in der Kübelberger Straße zum Museum umzubauen. Doch der Ankauf zerschlug sich. Die Universität Kaiserslautern machte Vorschläge, das Zentrum Brückens neu zu gestalten. Die Rede war von einem Neubau für das Museum. Doch dann bot sich die Chance, das alte Schwesternhaus und den Kindergarten in der Hauptstraße, wo damals zwei türkische Geschäfte und Wohnungen untergebracht waren, zu kaufen. Im Herbst 1997 wurde für 600.000 Mark das Gebäude gekauft.

Höchste Zeit

Sehr kurzfristig wurden die Pläne umgesetzt, bereits am 6. Dezember 1998 war Einweihung des Diamantschleifermuseums. Altherr schildert, man habe bei der Bezirksregierung „offene Türen eingerannt“. Und die Zuschüsse flossen reichlich: Zu den Gesamtkosten von 2,1 Millionen Mark gab es Zuschüsse aus der Dorferneuerung, von der EU, Kreis und Bezirksverband. „Und wir haben den Kostenvoranschlag fast bis auf den Pfennig eingehalten“, zeigt sich Altherr auch heute noch stolz. Geplant war stets, dass sich das Gebäude insgesamt trägt. Deswegen sind außer dem Museum ein Schmuckgeschäft und drei Wohnungen sowie das Bistro „Brillant“ dort untergebracht. Nach häufigerem Pächterwechsel ist dort seit einiger Zeit das italienische Restaurant „Il Capriccio“ und „es läuft gut“, betont der Förderkreis-Vorsitzende. „Es war höchste Zeit, dass in Brücken ein Diamantschleifermuseum eingerichtet wurde“, erinnert sich Altherr zurück, dessen Vater einst ebenfalls als Schleifer gearbeitet hatte. Denn vor 20 Jahren hatte man noch die Möglichkeit, die Original-Einrichtung der Schleiferei Urban in der Dellstraße zu kaufen. Auch von anderen wurden Einrichtungsgegenstände angeboten, die in Kellern und auf Speichern standen. So wurde es möglich, im Museum eine richtige Schleifer-Werkstatt aufzubauen, die auch noch funktioniert.

Zehn aktive Schleifer

Denn von Anfang an war ein lebendiges Museum das Ziel, eines, bei dem man zuschauen und auch selbst anpacken kann. Bis heute gibt es ein Team von zehn aktiven Schleifern – alle um die 80 Jahre alt – die jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr demonstrieren, wie aus Rohdiamanten kostbare Brillanten geschliffen werden. Auch wurden bislang 32 Workshops à vier Abende durchgeführt, bei denen Laien das Schleifen lernen. Nach wie vor kommen viele Besuchergruppen nach Brücken. Die Gästebücher künden von vielen begeisterten Gästen – darunter auch etliche Amerikaner auf den Spuren ihrer Vorfahren. Sogar Nachkommen von Isidor Triefus, dem Begründer der Diamantschleifer-Industrie, waren schon da. Doch das Museum geht auch nach außen, präsentiert sich beispielsweise auf Freizeitmessen, der Landesgartenschau oder auf Bauernmärkten und macht Werbung für sich selbst und die ganze Region. Der Förderverein mit seinen 62 Mitgliedern unterstützt das Museum, spendierte beispielsweise einen Medienraum. Im Museumssaal finden regelmäßig Veranstaltungen statt, etwa Bilderausstellungen oder Konzerte. Die Band „Die üblichen Verdächtigen“ hat hier ihren Anfang genommen – kein Wunder, ist doch Altherrs Sohn Stefan mit von der Partie. Und in 14 Tagen gibt es erneut eine Whisky-Verkostung. „Der Saal ist die gute Stube der Gemeinde. Das war Bedingung für die Förderung“, betont der ehemalige Ortsbürgermeister.

So groß wie ein Staubkorn

Viel gibt es in den Museumsräumen zu entdecken. Nicht nur Schautafeln erläutern die Geschichte der Diamantschleiferei, in den Vitrinen lagern natürlich auch Steine – dass es nur Nachbildungen der 35 größten und berühmtesten Diamanten sind, versteht sich von selbst. Im Moment überlegt man noch, wie der kleinste von Hand geschliffene Diamant besser präsentiert werden kann – ist er doch so groß wie ein Staubkorn und vom menschlichen Auge nur schwer zu erfassen. Stolz ist Altherr darauf, dass es in den 20 Jahren des Bestehens noch nie Probleme gegeben habe, ehrenamtliche Helfer für die wöchentlichen Dienste zu finden. Und er sagt selbstbewusst: „Wir sind eines der erfolgreichsten Museen der Region.“ Info —Die Jubiläumsfeier findet am Sonntag, 28. Oktober, ab 10 Uhr im Museumssaal des Diamantschleifermuseums statt. —Öffnungszeiten sind dienstags von 9.30 bis 12 Uhr, donnerstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr. Führungen nach Vereinbarung unter 06386 993168, E-Mail: diamantschleifermuseum@freenet.de, Internet: www.diamantschleifermuseum.de.

Jeden Sonntag und nach Vereinbarung für Gruppen demonstrieren alte Diamantschleifer das Handwerk.
Jeden Sonntag und nach Vereinbarung für Gruppen demonstrieren alte Diamantschleifer das Handwerk.
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