Kusel „Die Kinder sind auf einem guten Weg“
„Integration“ lautet der zentrale Begriff in den Debatten über Flüchtlinge. Die Vermittlung von Sprache und Kultur ist wesentliche Voraussetzung für das gesellschaftliche Miteinander. Der Spracherwerb ist auch für die Kinder wichtig. Welche Erfahrungen weiterführende Schulen aus der Region mit Schülern aus Flüchtlingsfamilien machen, hat die Saarpfalz-Rundschau erfragt.
„Unsere Erfahrungen sind sehr positiv“, beginnt Kerstin Kiehm. Die Schüler aus Flüchtlingsfamilien erlebe sie hoch motiviert, sagt die Direktorin des Zweibrücker Helmholtz-Gymnasiums. Sechs Flüchtlingskinder besuchen die Schule derzeit – überwiegend auf Vermittlung der Herzog-Wolfgang Realschule plus. „Dort wird die Grundlage für Sprachkompetenz gelegt. Die Kollegen machen tolle Arbeit“, erläutert Kiehm. Am Gymnasium seien die Fördermöglichkeiten begrenzt. Gerade mal zwei Stunden zusätzlichen Deutschunterricht könne sie anbieten, erwirtschaftet durch interne Umverteilung. Zwei Kinder besuchen derzeit die Orientierungsstufe, drei die Mittelstufe und ein Schüler die Oberstufe. Bei guten Englischkenntnissen empfehle sie den bilingualen Zweig, berichtet Kiehm. Positiv werde sich ihrer Meinung nach das Ganztagsangebot auswirken. Für alle Schüler aus Flüchtlingsfamilien, die derzeit das HHG besuchen, vermittele die Schule zudem Freizeit-Aktivitäten. „Zum gemeinsamen Kochen kommen auch Schüler der Herzog-Wolfgang-Realschule plus. Ballspielen oder Tanzen finden im Sportverein statt“, streift Kiehm zwei Beispiele. Die Klammer bilde das Projekt „Demokratie leben“, in dem unter anderem Vereine und Schulen mitarbeiten und das von der Bundesregierung gefördert wird. Herzog-Wolfgang-Realschule, Zweibrücken Von etwa 40 Flüchtlings-Kindern mit geringen Deutschkenntnissen (bei insgesamt 491 Schülern) spricht Rita Sutter-Deßloch, Leiterin der Zweibrücker Herzog-Wolfgang-Realschule plus. Nicht alle lernten ganz schnell Deutsch, räumt sie ein. Drei Intensiv-Sprachkurse mit jeweils 15 Stunden pro Woche und Integrationsangebote in den Klassen bildeten jedoch eine gute Grundlage. „Unterstützung liefert unsere Arbeitsgemeinschaft „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, so Sutter-Deßloch. Die AG „Schule für Demokratie“ bildet einen weiteren Stützpfeiler. Ebenso stehen Fußball, Werken mit Holz und Kochen auf dem Programm des Ganztagsangebotes – und werden laut Sutter-Deßloch ganz überwiegend und gern angenommen. „Unlösbare Probleme sehe ich bei den Kindern aus Flüchtlingsfamilien nicht“, bekräftigt die Rektorin. Nicht nur ihre syrischen Schüler seien motiviert zu arbeiten. Mannlich-Realschule plus, Zweibrücken Am Zweibrücker Hofenfels-Gymnasium gibt es laut Schulsekretärin Angelika Wingfield keine Kinder aus Flüchtlingsfamilien. Sie verweist auf die Mannlich-Realschule plus, wo die Fäden in Sachen Gemeinsame Orientierungsstufe (GOS) zusammenliefen. Vier Schüler habe es im vergangenen Schuljahr in der GOS gegeben, drei seien jetzt an Gymnasien gewechselt, so Mannlich-Schulleiter Markus Meier. Das Sprachproblem habe man durch vier Zusatzstunden Deutsch pro Woche überwunden, die die Schule selbst erwirtschaften musste. Unter den Mitschülern sei die Akzeptanz hoch. Die Lehrer begegneten den Flüchtlingskindern durchweg mit Wohlwollen. Beim Schwimmunterricht und dem Unterricht durch Lehrerinnen habe es zu Beginn Diskussionen gegeben. Im Ergebnis akzeptierten Eltern wie Schüler laut Meier die Vorgaben. „Die Kinder sind auf einem guten Weg“, beschreibt Meier die ersten Erfahrungen als Erfolg. Integrierte Gesamtschule, Contwig Positiv erlebt Tina Usner, Fachkraft für Deutsch als Fremdsprache, ihre Arbeit mit Flüchtlingen an der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Contwig: „Die Schüler sind sehr motiviert, Deutsch zu lernen und sich aktiv am Unterricht zu beteiligen.“ Auf „Willkommensklassen“, die nur Kinder mit Migrationshintergrund besuchen, verzichte man bewusst. Stattdessen seien die derzeit 16 Schüler in den Jahrgangsstufen fünf bis zehn auf alle Klassen verteilt. In Contwig schlägt die Sprachförderung mit 20 Wochenstunden zu Buche. Paten sind laut Usner nicht explizit bestimmt, aber die Mitschüler kümmerten sich um die neuen Kinder. Die Ganztagsschule achte auf Essensangebote ohne Schweinefleisch und die Verfügbarkeit eines Gebetsraumes im Ramadan. Soweit erreichbar werden die Eltern einbezogen. Ein Großteil der Schüler gehöre aber zur Gruppe der unbegleiteten Minderjährigen. Berufsbildende Schule, Zweibrücken Etwa 25 Schüler aus Flüchtlingsfamilien gibt es an der Zweibrücker Berufsbildenden Schule, an der insgesamt 1400 junge Menschen unterrichtet werden. „Das Hauptproblem bildet natürlich die Sprache“, berichtet Achim Rohr, stellvertretender Leiter der nach Ignatz Roth benannten Schule. Zusätzliche Fördermittel stünden der Lehreinrichtung nicht zur Verfügung. Wichtig seien die freiwilligen Patenschaften, die deutsche Schüler für ihre ausländischen Kameraden übernehmen. Außerdem würden die Jugendlichen, die neu in Deutschland sind von den Lehrern besonders intensiv betreut. Rohr sieht die Integration der jungen Leute auf einem guten Weg. Bei Fachbegriffen könne es schon mal haken. Im Berufsvorbereitungsjahr begegne man dem durch Deutsch-Förderstunden. Für die Einrichtung eigener Sprachförderklassen seien nicht genug ausländische Schüler da. Rohr erwartet allerdings, dass die Zahlen künftig steigen: „Unsere Schüler sind zwischen 16 und 18 – da werden viele noch in Integrationskursen stecken und sich danach bei uns anmelden.“ Adam-Müller-Realschule plus, Bruchmühlbach-Miesau 30 der 375 Schüler an der Adam-Müller-Realschule plus in Bruchmühlbach-Miesau sind Flüchtlinge. Wesentliche Probleme wirft das laut Schulleiterin Petra Leuck-Linnenberger nicht auf. Sprachdefiziten begegne die Schule mit einem dreistufigen Förderangebot. Ebenso besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule Kaiserslautern. Die neuen Schüler werden auf alle Klassen verteilt, das erleichtert die Integration, sagte Leuck-Linnenberger. Außerdem würden Eltern in Aktivitäten außerhalb des Unterrichts einbezogen. „Bei unserem bunten Abend hat ein syrischer Vater gekocht. Das kam sehr gut an“, berichtet die Schulleiterin. Laut der Schul-Homepage arbeiten auch Eltern aus Afghanistan und dem Irak aktiv in verschiedenen Arbeitsgemeinschaften mit. Schönenberg-Waldmohr, Blieskastel und Homburg An der IGS Schönenberg-Kübelberg/Waldmohr gebe es keine Schüler aus Flüchtlingsfamilien. Es seien zwei oder drei Anfragen eingegangen, erzählt Schulleiter Uwe Steinberg. Wegen besserer Fördermöglichkeiten habe er die Eltern aber an die Realschule plus in Kusel verwiesen. Auch am Von-der-Leyen-Gymnasium in Blieskastel gibt es bislang keine Kinder aus Flüchtlingsfamilien. Ebenso ist es am Johanneum in Homburg, einem privaten katholischen Gymnasium in freier Trägerschaft.