Schönenberg-Kübelberg Kübelberg feiert: Die Kiwwelbeijer Kerb gibt’s seit drei Jahrhunderten
Nein, nein, er sei nicht der, der das Sagen habe, bekräftigt Philipp Meininger im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Ja, doch, räumt er ein, bei ihm liefen die Fäden zusammen. Immerhin will ein Jubiläum, ein gar 300. Geburtstag, ordentlich begangen werden. Und dazu braucht es eine umfassende Vorbereitung. Die hat schon im November begonnen.
Motto: „Kerb vom Dorf fürs Dorf im Dorf“
Aktive und altgediente Straußbuwe und Straußmäd, Ortsbürgermeister, bisherige Organisatoren, Kirchengemeinde, KjG, Pfarrkapelle Kübelberg, Gastronomiebetriebe und Vertreter des SV Kübelberg fanden sich bei einem ersten Treffen zusammen. Später sollten sich noch die Landfrauen anschließen. Das Motto war rasch gefunden: „Kerb vom Dorf fürs Dorf im Dorf“. Schnell kristallisierten sich auch die Hauptakteure heraus, wie Meininger beschreibt: Jürgen Donauer vom Gasthaus Schleppi, Mitglieder des SVK und eben er selbst. Diese legten Dienste, Verpflegung und Logistik fest. Die Federführung für den historischen Rückblick inklusive Ausstellung hat Stefan Bauer in Zusammenarbeit mit Stephanie Kaiser.
Das Programm soll Tradition und Moderne verbinden. Gefeiert wird die Kerb – bis auf wenige Ausnahmen – auf dem Dorfplatz und im St. Valentinshaus. Ganz traditionell beginnt der Freitag mit einem Schlachtfest. Ab 17.30 Uhr werden die Leckereien vom SVK gereicht. Auf der großen Bühne des Dorfplatzes wird ab 18.30 Uhr die im Ort bekannte Band Bruise mit Rock und Pop einheizen. Zur Unterhaltung von Jung und Alt ist ab 22.30 Uhr „Generationen-Disco mit DJ V-Mo“ angesagt – mit Hits der von den 80ern bis heute.
So sieht der Kerwe-Plan aus
Bei den Kerwespielen am Samstag tritt um 14.15 Uhr die zweite, um 16 Uhr die erste Mannschaft des SVK gegen die jeweilige Elf aus Brücken an. Die Nachbargemeinde feiert eine Woche später das gleiche Kerwejubiläum. „An Verpflegung für die Fans wird es nicht mangeln“, verspricht Meininger. Weitergefeiert wird auf dem Dorfplatz, die Schulband Phönix spielt ab 19 Uhr. Eine Stunde lang winkt bis 20 Uhr die „Happy Hour“. Ab 21 Uhr ist Dorfrock mit der Band Paragon angesagt. Um Mitternacht schweigt die Musik. Aber Ruhe kehrt nicht ein, denn dann startet das „Kerweplärre“. Die Straußjugend aus Kübelberg misst sich mit den Kollegen aus Sand, Gries und Brücken. Wer schreit den Schlachtruf „Wem ist die Kerb?“ am lautesten? Die Zuschauer entscheiden. Schluss ist, wenn die Gruppe keine Stimme mehr hat.
„Eindeutiger Höhepunkt der Kerb“ ist laut Meininger der Sonntag. Um 10.30 Uhr öffnet die Ausstellung „300 Jahre Kiwwelbeijer Kerb“ im Kulturhaus. Zahlreiche Bilder und Dokumente lassen Historie und Brauchtum verfolgen. Dort wird auch die neueste „Sellemols“-Ausgabe zum selben Thema verkauft. Zum Kerwe-Gottesdienst im Freien laden für 11 Uhr Pfarrer Michael Kapolka und die Gemeinde St. Valentin ein. „Im Anschluss bereiten sich die aktiven und ehemaligen Straußbuwe und Straußmäd auf den Umzug vor, der um 13.30 Uhr startet“, berichtet Meininger. Rund 100 werden in weißem Hemd, schwarzen Schuhen und Hosen mit durchs Dorf ziehen, wobei die ältesten – sie fahren im Auto – über 90 Jahre alt sind. Kerweparrer Yannick Leibrecht, der um 14.30 Uhr das Dorfgeschehen glossiert, wird im Cabrio kutschiert. Kurz vor seinem Auftritt wird noch der frisch „geknibbelte“ Strauß bei „Schleppis“ installiert. Nach der Kerweredd beginnt das Kinderprogramm der KjG, die Pfarrkapelle Kübelberg spielt zum „Tanz der drei Erschde“ auf. Später übernimmt die Band Sergeant. Der Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde setzt ein weiteres Glanzlicht. An Tanjas Foodtruck, bei Schleppi und Destino können sich Hungrige und Durstige stärken. Kindereisenbahn, Schieß- und Süßwarenstand dürfen nicht fehlen.
Genügend Nachwuchs für die Straußjugend
Der Montag startet um 10.30 Uhr mit dem Frühschoppen, der gegen 15 Uhr nahtlos in den Dämmerschoppen übergeht. Gegen 11 Uhr wird Ortsbürgermeister Thomas Wolf das Fassbier anstechen. Unterhalter Paul gestaltet den Vormittag, die Firma Holunder den Nachmittag und Abend. Am Dienstag zieht die Straußjugend, „unterstützt von Vereinen und Ehrenamtlichen“, durchs Dorf, um Spenden zu sammeln. Die werden zum Teil in flüssiger und fester Nahrung, aber auch in Form von Geld entrichtet, „was sehr wichtig ist“. Meininiger verweist auf die hohen Ausgaben für die Kerb, nicht ohne zu erwähnen, dass die Gemeinde unterstützend eingreift. „Irgendwann zwischen 22 und 24 Uhr wird die Kerb symbolisch an einem geheimen Ort begraben.“ Dort wird die Straußjugend sie nächstes Jahr rechtzeitig wieder ausgraben.
An Nachwuchs für die Straußjugend mangelt es der Gemeinde nicht. Nach Worten Meiningers kommen zwar nicht mehr so viele wie früher, aber „doch genügend, um die Tradition weiterzutragen“, sagt der ehemalige Straußbu. Zurzeit sind es etwa 30 im Alter von 16 bis 30 Jahren.