Jahresrückblick 2023 Kundgebung gegen AfA-Erweiterung: „So kann’s nicht weitergehen“

Kundgebung auf dem Messeplatz: Die Aufnahme entstand am Ende des zweiten Marschs, am 18. Oktober.
Kundgebung auf dem Messeplatz: Die Aufnahme entstand am Ende des zweiten Marschs, am 18. Oktober.

In der Kreisstadt formiert sich Protest: Mehr als 450 Menschen marschieren schweigend mit, als sich im Herbst ein erster Demonstrationszug durch die Kreisstadt bewegt. Was die Bürger umtreibt, ist die Sorge um die Sicherheit angesichts deutlich steigender Migrantenzahlen.

Am Kuseler Rosengarten reihen sich Menschen aus der Kreisstadt sowie aus vielen Orten des Kreises ein, jüngere wie ältere. Zum Ausdruck bringen sie an jenem Abend im September: Sie fühlen sich in der Kreisstadt nicht mehr sicher. Die Bedrohung personifiziert sich in den mehr als 1000 Geflüchteten, die in der AfA, der Aufnahmeeinrichtung für Asylsuchende, in der früheren Bundeswehrkaserne auf dem Windhof untergebracht sind.

Weil die AfA ohnehin aus den Nähten zu platzen droht, soll sie sogar noch erweitert werden. Und das passt den Protestierenden nun gar nicht: Mehr als 1000 Flüchtlinge in einer Stadt mit gerade mal um die 5000 Einwohner: Da stimme doch das Verhältnis einfach nicht mehr, wird moniert.

„Von Demonstranten wachgerüttelt“

„Die Gesamtsituation wird man kaum verändern“, kommentiert Kusels Stadtbürgermeister Jochen Hartloff am Abend des ersten Protestzugs. Was sich in diesen Herbsttagen allerdings ändert: Viele Bürger wollen offenbar nicht mehr hinnehmen, dass Verantwortliche sich zu besagter Gesamtsituation ausschweigen. Nach dem zweiten Protestzug Mitte Oktober sagt beispielsweise Landrat Otto Rubly, man sei von den Demonstranten gewissermaßen wachgerüttelt worden. Allerdings: Als es im Zuge der landesweit beachteten Kuseler Demonstrationszüge Tage später zu einem Gespräch mit Repräsentanten der Mainzer Landesregierung sowie der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion kommt, bleiben Politiker und führende Verwaltungsfachleute erneut unter sich. Getagt wird hinter verschlossenen Türen.

„Wir kämpfen für unser Kusel“: Mit diesen Worten hatte Annette Drumm die Kundgebung nach dem zweiten Demonstrationszug durch die Innenstadt beschlossen – und reichlich Applaus geerntet. Annette Drumm und die in Kusel ansässige Geschäftsfrau Pia Häring waren die Initiatorinnen der Demonstration. Auslöser: Die beiden fühlen sich mit ihren Sorgen einfach nicht ernst genommen.

„Einige Frauen trauen sich nicht mehr auf die Straße“

Was sie monieren und auch in einem Brief zum Ausdruck bringen: Größere Gruppen von jungen Männern seien häufig anzutreffen, oftmals auch alkoholisiert. Es seien Fälle bekannt, in denen Frauen angepöbelt oder sexuell belästigt worden seien, schrieben Annette Drumm und Pia Häring an die Landesregierung. Dass Bürger sich nicht mehr sicher fühlen, sich einige Frauen etwa nicht mehr auf die Straße trauen – ob begründet oder nicht –, dies lässt sich seit den Protestzügen nicht mehr vom Tisch wischen.

Bei einer Bürgerversammlung Ende November in der Fritz-Wunderlich-Halle war die Angelegenheit Thema. Dabei wurde vor allem klar, wie konträr die Positionen sind. Zu erwarten ist allerdings, dass die Diskussionen um die Lage allgemein und speziell in im kommenden Jahr erneut Fahrt aufnehmen werden.

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