Offenbach-Hundheim Martin Kolters fotografischer Nachlass wird aufbereitet

Martina Kolter stellt eine Bildschirmpräsentation für den Pfälzerwald-Verein zusammen. Auf dem großen Monitor ist ein Foto von M
Martina Kolter stellt eine Bildschirmpräsentation für den Pfälzerwald-Verein zusammen. Auf dem großen Monitor ist ein Foto von Martin Kolter zu sehen.

Aus mehr als 80.000 Negativen, Dias, Filmen und Videos besteht Martin Kolters fotografischer Nachlass. Wo die Bildpräsentation gezeigt werden soll, die Kolters Tochter aus diesem Schatz zusammenstellt.

Er war in Offenbach-Hundheim bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Wenn Martin Kolter durch die Gassen des Dorfes flanierte, sah man ihn nie ohne sein Markenzeichen, die gestrickte Mütze, die er zu allen Gelegenheiten trug. Aber da gab es noch ein weiteres Utensil, ohne das man ihn fast nie antraf, wenn man ihm auf seinen Spaziergängen begegnete: seine Canon Kleinbildkamera. Denn es hätte ja etwas passieren können, das sich lohnen würde, fotografiert zu werden. Und Motive fand der im Jahr 2016 verstorbene Fotograf mehr als genug. Über Jahrzehnte hinweg hielt er alle großen und kleinen Ereignisse des 1000-Seelen-Dorfes als Chronist fest.

Geboren wurde Martin Kolter 1951 in Koblenz. Der gelernte Automechaniker wechselte nach seiner Lehre in die Baubranche, in der er sich wohler fühlte als in der Autowerkstatt. Zu dieser Zeit begann er zu seinem eigenen Vergnügen, die Baustellen zu fotografieren, auf denen er arbeitete. Er katalogisierte seine Negative und hatte Spaß daran, sich die Fotos anzuschauen – auch lange nachdem die Baustelle abgeschlossen war. Gegen Ende der 1960er Jahre zog er von Koblenz nach Offenbach-Hundheim, lernte dort seine Frau kennen und heiratete 1969. Als 1971 seine Tochter Martina geboren wurde, hatte der stolze Vater ein Motiv gefunden, dem er sich ganz widmen konnte.

Hochwasser, Kerwe, Winzerfest

Gleichzeitig entdeckte er zu dieser Zeit auch das Filmen für sich. „Man konnte zu Hause nirgends hingehen, ohne dass er uns gefilmt hätte“, erinnert sich Martina Kolter. Er begann auch, Familienfeiern mit seiner Foto- und seiner Filmkamera zu begleiten. Sobald eine Feier anstand, war klar, dass „der Martin filmt“. Heute sind die Familienfotos und Filme ein riesiger Schatz, der die Erinnerungen wachhält.

Darüber hinaus entwickelte Martin Kolter auch starkes Interesse am Dorfgeschehen. Seit den frühen 1990er Jahren begleitete er das Dorfgeschehen mit seinen Kamera. Das Hochwasser am Glan, das Winzerfest oder die Kerwe: Alles fand zuverlässig seinen Weg ins Bildarchiv des Fotografen.

Nach einer Erkrankung 2008 konnte Martin Kolter nicht mehr in seinem Beruf arbeiten – für ihn ein schwerer Einschnitt. Er begann jetzt, noch stärker als zuvor seine Zeit mit der Tätigkeit als Dorfchronist zu füllen. Vor allem das Winzerfest hatte es ihm angetan. „Während der vier Tage, die das Fest dauerte, war es seine Mission, alles festzuhalten“, erinnert sich seine Tochter. „Im Zelt, vorm Zelt, beim Festumzug, beim Fackelumzug – vom frühen Morgen bis spät in die Nacht war er mit Filmen und Fotografieren beschäftigt. Kolters Martin hat im Dorf jeder gekannt.“

„Kommen wir jetzt in die Zeitung?“

Eine weitere Leidenschaft des Dorfchronisten war das Sammeln alter Klassenfotos. Dabei ruhte er nicht eher, bis er allen Personen auf den Fotografien ihren Namen zuordnen konnte. Die akribisch beschrifteten Bilder stellte er in einem Fotobuch zusammen, das er an Interessierte abgab. In den Unterlagen ihres Vaters fand Martina Kolter ein Schreiben aus Sidney, Australien, in dem sich eine Familie für das Buch bedankt. Seine fotografische Arbeit weitete sich auch auf Fotos von Kindern aus, die schon posierten, sobald sie ihn mit seiner Kamera entdeckten. Immer wieder fragten sie ihn: „Kommen wir jetzt in die Zeitung?“ Die Abzüge gab Kolter den Eltern, die sich darüber freuten, aktuelle Fotos ihrer Kinder ins Fotoalbum kleben zu können. Auch Dorfansichten zu allen Jahreszeiten interessierten ihn. Großformatige Abzüge von Offenbach-Hundheimer Motiven verschönern heute noch manche Wohnung im Ort.

Martin Kolters fotografischer Nachlass besteht aus mehr als 80.000 Negativen, Dias, Filmen und Videos. Aus diesem Schatz stellt seine Tochter eine Bildpräsentation zusammen, die in der Hütte des Pfälzerwald-Vereins gezeigt werden soll, wenn diese fertig renoviert ist. Bestimmt werden diese Bilder und Videos Erinnerungen bei vielen Besuchern wachrufen und für reichlich Gesprächsstoff sorgen. Martin Kolter, der als geselliger und fröhlicher Mensch bekannt war, hätte das gefreut.

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