Kreis Südliche Weinstraße Abends wird’s ruhig auf dem Berg

Dass das nicht rentabel laufende Internat am Evangelischen Trifelsgymnasium in Annweiler (TGA) noch vor der Gnadenfrist 2016 auslaufen wird, hatte sich schon seit ein paar Monaten abgezeichnet (wir berichteten am 21. Februar). Gestern hat die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz bei ihrer Frühjahrstagung die Schließung sehr deutlich bei einer Neinstimme und vier Enthaltungen besiegelt.

„Wir wollen an der Schule festhalten, aber können und wollen das Defizit des Internats nicht weiter finanzieren“, sei der Duktus der Sitzung gewesen, so Internatsleiter Steffen Jung. Nach den Planungen wird das Internat ab kommendem Schuljahr keine neuen Schüler mehr aufnehmen. Die derzeitigen Internatsschüler können die Einrichtung aber noch so lange besuchen, bis sie den nächstmöglichen Schulabschluss erreicht haben. Doch es habe sich bereits abgezeichnet, dass viele Eltern angesichts der bevorstehenden Schließung den Internatsplatz für ihre Sprösslinge kündigten, wie Jung sagt. Ein Internat, in dem nur noch vereinzelt Schüler lebten, sei nun mal für die Jugendlichen nicht gerade interessant und wohnlich, erklärt Jung. Anfang des Jahres lebten noch 31 Schüler auf dem Bannenberg, nach Bekanntwerden der Pläne hat sich die Zahl mittlerweile auf 23 dezimiert. Das TGA rechnet derzeit mit 15 Internatsschülern, die ins neue Schuljahr gehen. Nach der Internatsschülerzahl wird sich auch der Personalschlüssel orientieren. Acht pädagogische Mitarbeiter und 5,5 Küchen-Kräfte arbeiten noch im Internat. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben. Die Reinigungskräfte können in der Schule übernommen werden, für die Erzieher sollen Alternativarbeitsplätze in den Kitas der Kirche gefunden werden. Für die Küche ist ein Vier-Säulen-Modell angedacht mit Kita-Catering, Bistro in der Schule für den Ausbau der Ganztagsschule, Verpflegung für Schulveranstaltungen und Internatsküche. Trotzdem seien Personalreduzierungen nicht abwendbar. Bei der Entscheidung der Synode zur vorläufigen Weiterführung des Internats beherbergte es noch rund 40 Schüler. Zum Schuljahr 2013/14 brach die Zahl auf um die 30 ein – bei einer Betriebserlaubnis für 85 Plätze. Zielsetzung war eine Belegung mit 65 Schülern, um das Internat wirtschaftlich führen zu können. Die eklatante Finanzlücke war nicht mehr zu schließen: 2012 musste die Landeskirche einen Fehlbetrag von 350.000 Euro ausgleichen, 2013 waren es schon 650.000 Euro. „Es hat sich gezeigt, dass ein klassisch geführtes Internat derzeit wenig nachgefragt wird. Viele Internate, auch kirchliche, müssen schließen. Am Markt behaupten können sich vor allem hochpreisige und lang geführte Internate“, so Oberkirchenrat Michael Gärtner. Die Stimmung an der Schule? „Alle sind richtig traurig“, ihm gehe es nicht anders, berichtet Jung. Zwar sei das Internat über die Jahre kleiner geworden, aber es sei immer noch ein wichtiger Teil der schulischen Bildung gewesen. Schüler in schwierigen Lebenslagen aufzufangen, sei zwar auch anstrengend gewesen, so habe die Schule aber Profil gezeigt. „Auf dem Berg wird es abends jetzt immer ruhiger“, so Jung. Beim Internat wird Sparkurs gefahren, dafür investiert die Kirche in das Gymnasium. Die zwei unteren Internatsgebäude sollen in Selbstlernzentren umgebaut und die alte Heizungsanlage erneuet und über ein Blockheizkraftwerk versorgt werden. Kosten für letzteres um die eine Million Euro, wie Jung schätzt. (höj)

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