Kreis Südliche Weinstraße „Bibber-Begegnung“ mit positivem Aspekt

INSHEIM. Unter den 28,21 Millionen Fernseh-Zuschauern, die sich in der Nacht zum Mittwoch mit der deutschen Nationalmannschaft bei dem 2:1-Sieg nach Verlängerung ins Viertelfinale zitterten, war ganz selbstverständlich auch Fußball- und Brasilienexperte Gustl Schneider aus Insheim. „Dieses Spiel in Porto Alegre werde ich so schnell nicht vergessen“, gestand er im Gespräch mit der RHEINPFALZ.

Zu keinem Zeitpunkt habe er Müdigkeit verspürt und sei selbst noch vor dem Bildschirm gewesen, als die Stimmen und Meinungen zum Spiel eingefangen wurden. Als Fußballer wisse man, dass es auch solche Spiele gebe und dass schlechte Leistungen schnell vergessen gemacht werden könnten. Für Schneider kam der enthusiastische Auftritt der Algerier in dem emotionalen Match allerdings nicht überraschend. Dieses Team sei schwer zu bespielen, dies habe man auch vorher gewusst. Deutschland habe sich beinahe mit haarsträubenden Abwehrfehlern und mangelhafter Chancenverwertung selber aus der WM gekegelt und müsse den Schrecken jetzt ganz schnell verarbeiten. Gustl Schneider, der bisher bis auf wenige Ausnahmen alle Spiele dieser WM verfolgt hat, hat nach der „Bibber-Begegnung“ neben dem Weiterkommen noch einen weiteren positiven Aspekt abringen können. Durch das verletzungsbedingte Ausscheiden von Shkodran Mustafi sei Bundestrainer Joachim Löw gezwungen worden, Kapitän Philipp Lahm auf dessen angestammte Position zu beordern, auf der er für die Mannschaft auch wertvoll sei. Mustafi hätte niemals zur Startelf zählen dürfen. Unverständlich für Schneider auch die Einwechslung von Christoph Kramer. Bei einem so engen Spiel und zu diesem Zeitpunkt müsse man auf erfahrene Spieler zurückgreifen. Spieler wie Kramer seien dann gefragt, wenn eine Mannschaft klar in Führung liege. Schneider war alles in allem überzeugt, dass wir gegen Frankreich am Freitag in Rio de Janeiro eine ganz andere deutsche Mannschaft erleben werden. Es gebe eine Partie auf Augenhöhe, ohne Betonbollwerk. Dazu werden ein druckvolles Angriffsspiel und kein druckloses und vor allem kein brotloses Mittelfeldgeplänkel notwendig sein. Ausführlich hat sich Gustl Schneider mit seinen beiden in Recife in Brasilien lebenden Töchtern, der 17-jährigen Larissa und der 13 Jahre alten Laura, sowie seiner Ehefrau Viviane via Telefon unterhalten. Das Trio hatte gemeinsam mit zwei Fans aus Mannheim das Spiel im Stadion der 1,6 Millionen Einwohner zählenden Hafenstadt am Atlantischen Ozean gegen die USA live erlebt. Die beiden Töchter feuerten im Deutschland-Trikot den späteren Sieger an. Der strömende Regen sowie die Überschwemmungen seien keine Seltenheit gewesen, sagte Gustl Schneider. Recife werde das „Venedig Brasiliens“ genannt. Statt der ansonsten einstündigen Anfahrt von der Wohnung zum Stadion habe es diesmal über drei Stunden gedauert. Alles sei sehr anstrengend gewesen. Die letzten drei Kilometer haben Mutter und Töchter mit dem Taxi zurückgelegt. Die Familie sei dafür aber nach eigenen Angaben belohnt worden. Sie seien von dem Spiel begeistert gewesen. Übrigens gab es einen Pfälzer Tag in Recife: Neben einer Schwegenheimer Reisegruppe habe es auch eine Begegnung mit Hans-Joachim Toews aus Insheim gegeben, der beim DFB als Fan-Betreuer tätig sei. Geschwärmt habe seine Familie auch von der Stimmung in der Stadt. Die Fans unterschiedlicher Nationen hätten sich zugejubelt, hätten versucht, miteinander ins Gespräch zu kommen, Freundlichkeit überall. Im Blick auf das Restprogramm zählt Gustl Schneider die deutsche Mannschaft unter den verbliebenen Teams trotz der schwachen Leistung gegen den krassen Außenseiter Algerien neben Gastgeber Brasilien und Argentinien zu den Top-Favoriten bei der WM am Zuckerhut. Nicht ganz fallen gelassen hat Gustl Schneider den Gedanken, wonach Costa Rica beim Griff nach der Krone nicht chancenlos ist.

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