SÜW Breitbandausbau schreitet voran: Weitere Anschlüsse werden gefördert
Ist von weißen Flecken die Rede, denken manche an ein verschmutztes Kleidungsstück, das dringend in die Waschmaschine gehört. In Rathäusern, vor allem in ländlichen Regionen, wird damit hingegen eine schlechte Internetverbindung beschrieben. Als weiße Flecken bezeichnet werden nämlich mit Internet unterversorgte Gebiete, in denen beim Herunterladen von Daten keine 30 Mbit pro Sekunde erreicht werden und in denen kein Telekommunikationsanbieter auf absehbarer Zeit seine Zelte aufschlagen wird, um für eine flüssigere Datenübertragung zu sorgen. Damit die betroffenen Haushalte nicht auf der Strecke bleiben, wird der Breitbandausbau bei ihnen gefördert. Dafür steuern Bund, Land und Kommunen entsprechende Mittel bei. Im Landkreis Südliche Weinstraße wird bisher mit 14,8 Millionen Euro kalkuliert, wovon die Hälfte der Kosten der Bund übernimmt, 40 Prozent das Land, den Rest liefert der Landkreis.
Und da solch ein bezuschusster Breitbandausbau nicht auf einen Schlag geht, schon gar nicht auf bundesweiter Ebene, gab es bisher mehrere Förderrunden beziehungsweise Aufrufe, um Mittel beantragen zu können. Der Kreis SÜW hat im Zuge des Weiße-Flecken-Programms vier Förderanträge gestellt, von denen sowohl Privathaushalte als auch Gewerbebetriebe profitieren. In einem der vier Fördergebiete läuft der Ausbau noch bis voraussichtlich März kommenden Jahres, wie der Kreis auf Anfrage der RHEINPFALZ mitteilt. Mit dem Hinweis, dass er sich einen schnelleren Ausbau gewünscht hätte.
Arbeiten auch in Gewerbegebieten
Den öffentlichen Auftrag, die Südliche Weinstraße über das Weiße-Flecken-Programm flächendeckend mit 50 Mbit/s zu versorgen, hatte der Landkreis an das saarländische Unternehmen Inexio vergeben, das inzwischen unter dem Dach der Firma Deutschen Glasfaser GmbH agiert, die wiederum südpfalzweit eigenwirtschaftliche Projekte angestoßen hat. Dafür hatte sie vorab in den Ortschaften eine Mindestanzahl an Kundenverträge abgeschlossen, damit sie weiß, dass sich ihre Mühe lohnt.
In den drei anderen Fördergebieten läuft nach Angaben der Kreisverwaltung noch die Ausschreibung, zwei davon decken Gewerbeflächen in Edenkoben und Herxheim ab. Nachdem zuletzt mehr als 300 Adressen von Gewerbetreibenden in den geförderten Ausbau mit aufgenommen wurden, werden am Ende rund 6000 Privathaushalte, etwa 700 Unternehmen und 41 Schulen im Kreis über gigabitfähige Glasfaseranschlüsse schnelleres Internet erhalten.
Wie viel wird in den Breitbandausbau investiert?
Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung den Kreisausschuss dazu ermächtigt, dem Telekommunikationsunternehmen mit dem wirtschaftlichsten Angebot den Zuschlag für den Ausbau der verbliebenen weißen Flecken zu erteilen. Wie viel Geld in den Breitbandausbau im Kreis SÜW noch gepumpt wird, abgesehen von den bislang kalkulierten 14,8 Millionen Euro, wird sich nach der Ausschreibung der letzten Arbeiten zeigen. „Aufgrund der Kostenentwicklungen aktueller Ausbauprojekte ist von einem Betrag in Höhe von rund elf Millionen Euro auszugehen“, teilt die Kreisverwaltung mit. Sie rechnet jedoch mit geringeren Kosten, da Trassen, die sich im Bau befinden, mitgenutzt werden können.
Die verbliebenen weißen Flecken sind im Landkreis SÜW noch flächendeckend zu finden, unter anderem in den Städten Bad Bergzabern und Annweiler sowie in Gemeinden wie Klingenmünster, Ranschbach, Maikammer und Bornheim. Um die förderfähigen Adressen ausfindig machen zu können, ist laut Kreissprecherin Jennifer Back ein sogenanntes Markterkundungsverfahren nötig. Dabei teilen alle Netzbetreiber der Kreisverwaltung als Auftraggeberin für den geförderten Ausbau die aktuelle Downloadgeschwindigkeit mit, die mit jeder Adresse erreicht werden.
Das Nachfolgeprogramm steht schon fest
„Die Inhaber der förderfähigen Hausanschlüsse werden bei der Feinplanung durch das Ausbauunternehmen einige Monate vor Baubeginn gefragt, ob sie einen zum Zeitpunkt des Ausbaus kostenlosen Hausanschluss möchten“, erklärt Jennifer Back. Falls sie das wünschen, wird ein Vertrag geschlossen und der Anschluss ins Haus gelegt. „Dies ist unabhängig von einem Dienstvertrag mit dem Ausbauunternehmen, also keine Bedingung für den Hausanschluss“, betont die Sprecherin. Sollte der Eigentümer den Hausanschluss ablehnen, werde eine Abzweigung an die Grundstücksgrenze gelegt. „Sofern zu einem späteren Zeitpunkt die Herstellung des Hausanschlusses doch noch gewünscht wird, fallen entsprechende Tiefbaukosten an“, teilt Back mit.
Gefördert wurde in der Vergangenheit auch der Breitbandausbau im Pfälzerwald. Genauer gesagt, wurden auch Pfälzerwald-Hütten mit aufgenommen, um dort für schnelleres Internet zu sorgen. In Gleisweiler war die Maßnahme gestoppt worden, weil es nicht als sinnvoll betrachtet wurde, eine autarke Hütte wie die Trifelsblickhütte auf den neuen Stand der Internet-Technik zu bringen.
Sind die Arbeiten in den Fördergebieten und damit auch das Weiße-Flecken-Programm beendet, sollten an allen Adressen im Kreis SÜW beim Herunterladen von Daten mindestens 50 Mbit/s erreicht werden. Insofern sollte es möglichst nicht mehr ruckeln, wenn die Videokonferenz betreten wird oder mehrere Bewohner eines Haushalts das Internet nutzen. Doch das nächste Ziel hat die Politik schon vor Augen: Künftig sollen es 100 Mbit/s sein, die an allen Haushalten über das nachfolgenden Graue-Flecken-Programm erreicht werden sollen. Hierfür hat der Kreis noch keine Förderanträge gestellt. Die Kosten werden sich vor allem dann im Rahmen halten, wenn viele bei ihrem Telekommunikationsanbieter einen Glasfaseranschluss beantragt haben.