Kreis Südliche Weinstraße Die Brexit-Neubürger

Der gemeinsame Schwur auf die Demokratie ist immer gleich, dennoch ist jede Feierstunde im Kreishaus einmalig. „Noch nie in den 20 Jahren, seit ich ausländische Mitbürger als Deutsche an der Südlichen Weinstraße begrüßen darf, habe ich zu diesem Ereignis so viele Menschen im großen Sitzungssaal versammelt erlebt“, sagte Landrätin Theresia Riedmaier am Dienstag.

25 Menschen aus zwölf Ländern übertrug sie an diesem Abend alle Rechte und Pflichten eines deutschen Staatsbürgers. Die meisten haben ihre Wurzeln in europäischen Ländern. Ihre Wege führten von Polen nach Insheim, von Rumänien nach Schweighofen, von Finnland nach Maikammer oder von Schweden nach Frankweiler. „Diese Unterschrift ist von mir und die ist immer lila“, erklärte die Landrätin dem zwölfjährigen Hasam Ramsi, der in Kandel zur Welt kam und mit seiner Familie in Bad Bergzabern lebt, als sie ihm die Urkunde überreichte. Auch zwei Elsässer durften die Landrätin und der Kreisbeigeordnete Helmut Geißer als Deutsche willkommen heißen. Zwar ist Weißenburg von Steinfeld nur einen Steinwurf entfernt, dennoch feierte eine lustige Truppe die Einbürgerung eines Freundes mit deutschlandfarbenen Blütenketten und lautem Applaus. Dass gleich fünf Personen aus Großbritannien die deutsche Staatsbürgerschaft annahmen, veranlasste die Landrätin zur Vermutung, dass dies wahrscheinlich politische Hintergründe habe. Duncan McCormick aus Edesheim ist einer von ihnen. Im Alter von 13 Jahren kam er mit seinen Eltern von Schottland nach Deutschland. Ehefrau Karin ist in Speyer geboren, kennengelernt haben sich die beiden im Ruhrgebiet, wo Duncan McCormick aufgewachsen ist. Vor fünf Jahren hat sich das Paar in Edesheim niedergelassen. Die Einbürgerung sei bis zu den politischen Turbulenzen in Großbritannien kein Thema gewesen. „Der Brexit war für mich ein Schock“, sagt der überzeugte Europäer und schildert den schnellen Entschluss und die Hilfe von Tobias Grüßert, der im Kreishaus für die Einbürgerungen zuständig ist. „Jeder Ausländer, der älter als 16 Jahre ist, mindestens seit acht Jahren hier lebt und keinen Eintrag im Strafregister hat, ausreichende Deutschkenntnisse vorweisen kann, den Einbürgerungstest besteht und sich zum deutschen Grundgesetz bekennt, kann Deutscher werden“, erklärt Grüßert. McCormick will gleich in der kommenden Woche einen deutschen Reisepass beantragen. „Kein Mensch weiß, was tatsächlich passiert, wenn der Brexit vollzogen ist“, sinniert der 51-Jährige Verkaufsspezialist einer japanischen Firma für Bausoftware. Das berufsbedingte Reisen werde mit dem deutschen Pass einfacher. Und worauf freut er sich als Deutscher am meisten? „Seit 39 Jahren lebe ich hier, nun darf ich endlich wählen.“

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