Kreis Südliche Weinstraße Mit dem zweiten Gleis kommt der Lärm
In der Südpfalz liefen bereits einige Ortsparlamente und der VG-Rat Annweiler mit Resolutionen gegen die Pläne aus Mainz Sturm (wir berichteten). Gemeint ist die geplante Elektrifizierung und der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke von Landau über Pirmasens ins saarländische Rohrbach. In der Südwestpfalz herrschte bislang noch weitgehend Ruhe. Nur der Kreisverband der Jungen Union wagte einen Vorstoß. Und der Wilgartswieser Ortsbürgermeisters Jürgen Brödel (BfW) stellte im Verbandsgemeinderat Hauenstein einen Antrag, der jedoch abgeblockt wurde. Im Bundesverkehrswegeplan, der das Planungsinstrument der Bundesregierung für die Entwicklung und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in Deutschland darstellt, läuft das Vorhaben unter dem Oberbegriff „Ausbaukonzept West-Ost-Korridor“. Da heißt es unverblümt: „Mit der Maßnahme können Güterzüge der Ost-West-Relation die hochbelastete Pfalzstrecke umfahren“. Mit der Pfalzstrecke ist die Verbindung Saarbrücken-Kaiserslautern-Mannheim gemeint. In einer Erläuterung des Mainzer Infrastrukturministeriums ist zu lesen, dass man bei der Verkehrsplanung besonders darauf achte, „ressourcenschonend umzugehen und den Lärmschutz zu verbessern“. Doch gerade am Lärmschutz entzündet sich der Ärger der Anliegergemeinden. „Ich befürchte, dass mit einem zweiten Gleis die Queichtalstrecke zu einer viel befahrenen Trasse für den Güterverkehr wird und es dann mit der Ruhe vorbei ist“, sagte Brödel gegenüber der RHEINPFALZ. Er habe den Eindruck, dass über die Strecke nachts bereits Güterzüge geleitet werden. Eine offizielle Bestätigung habe er aber nicht erhalten. Brödel hatte in der VG-Ratssitzung am 14. Juli versucht, einen Punkt auf die Tagesordnung zu hieven, der sich mit dem Ausbau der Queichtalstrecke befassen sollte und auf eine Resolution dagegen zielte. Der Rat fühlte sich zu diesem Zeitpunkt über die Thematik nicht ausreichend informiert, sodass Brödels Antrag nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit fand. Seine Wählergruppe Bürger für Wilgartswiesen werde für die Septembersitzung einen formellen Antrag stellen. Derzeit sammle er Informationen, um diesen zu unterfüttern. In der Südpfalz ist man da schon weiter: Sowohl der VG-Rat Annweiler als auch die Ortsgemeinderäte in Albersweiler und in Rinnthal haben sich per Resolution gegen die Pläne ausgesprochen. Die VG Annweiler hatte moniert, dass die Orte im Queichtal außer vom gegenwärtigen Straßenlärm der B 10 dann auch noch vom Lärm der Güterzüge geplagt würden, die vor allem nachts verkehrten. In Rinnthal sorgt bereits die im Norden vorbeiführende B 10 mit ihrem Lasterverkehr für enorme Lärmbelästigung. Ein zweiter Schienenstrang im Süden mit Güterverkehr würde den Lärmpegel weiter in die Höhe treiben, wurde kritisiert. Ein geeigneter Lärmschutz sei wegen der engen Bebauung und der Topografie kaum möglich. Sollten die Pläne umgesetzt werden, befürchtet man in Rinnthal, dass die Immobilienpreise fallen und Leerstände zunehmen. In Albersweiler, wo die Schienentrasse die Wohnbebauung unmittelbar tangiert, argwöhnt man weitreichende Folgen für die Bürger sowie die gesamte Tourismusregion, eine Verschlechterung der Lebensqualität sowie einen Wertverlust der Immobilien. Kritisch angemerkt wurde in einem Schreiben der VG-Verwaltung Annweiler an Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) auch, dass die betroffenen Kommunen über die Pläne der Landesregierung nicht informiert worden seien und erst aus der Presse davon erfahren hätten. Interessant dabei: Wie Verbandsbürgermeister Kurt Wagenführer (FWG) mitteilte, habe die Ministerpräsidentin auch darauf verwiesen, dass in den Mediationsrunden um den Ausbau der B 10 gefordert worden sei, mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern. In der Tat: Im Ergebnispapier der Mediation vom 18. März 2013 heißt es unter anderem als Position diverser Bürgerinitiativen: „Ergänzend muss ein zweites Gleis … langfristig auch im Queichtal, zwischen Landau und Pirmasens, installiert werden.“ Wagenführer hält aber wie die Kollegen aus Albersweiler, Ernst Spieß (SPD), und Rinnthal, Heinz Hertel (parteilos), dagegen: In der Mediation habe man lediglich über die Verbesserung des Personenverkehrs geredet.