Bad Bergzabern Reiselustige Senioren trotzen der Einsamkeit

Die Reisegruppe hatte viel Spaß zusammen.
Die Reisegruppe hatte viel Spaß zusammen.

20 Senioren haben einige Tage zusammen im Westerwald verbracht. Viele kannten sich vorher nicht. Dass das gemeinsame Erleben Spaß gemacht hat, war beim Nachtreffen spürbar.

Zur „Woche der Einsamkeit“, die die Bundesregierung ausgerufen hatte und während der das Nachtreffen zum Seniorenausflug in den Westerwald in der vergangenen Woche stattfand, hatten viele eine Meinung. „Einsam ist jeder, Alleinsein ist das Problem“, sagt die 77-jährige Gabriele. Und sie gibt gleich noch einen praktischen Ratschlag: „Man muss nicht einsam sein, wenn man sich aufrafft, rauszugehen.“ Sie gibt aber zu, dass das einfacher klingt, als es ist. Rosemarie, die auf den Rollstuhl angewiesen ist, bestätigt das. „Mit dem Rollstuhl traue ich mich nicht alleine raus“, sagt sie.

Viele der Teilnehmer an der Reise leben alleine. „Das Gefühl der Einsamkeit hängt von meiner Tagesform ab“, ist die Erfahrung der 71-jährigen Karin. Christa geht oft alleine los und trifft auch immer wieder ihr fremde Menschen, mit denen sie ins Gespräch komme, sagt sie. Für die 81-jährige Margarete und ihren 87-jährigen Mann Horst war es die erste Seniorenfreizeit. „Wir haben immer zu zweit Wanderurlaube gemacht, aber gesundheitlich geht das bei mir seit einigen Jahren nicht mehr“, erzählt sie.

Reisegruppe ist zusammengewachsen

„Wir hatten das Angebot schon im vergangenen Jahr gemacht, da kam aber keine Gruppe zustande“, erinnert sich Rainer Brunck, Seniorenreferent und Leiter des Seniorenbüros im Haus der Familie in Bad Bergzabern, das es bereits seit 20 Jahren gibt. Seit zehn Jahren bietet Brunck jede Woche unterschiedliche Aktivitäten an. Einen Seniorennachmittag, einen Café-Tag mit Spielen, Handy-Hilfen oder „Dating“- Nachmittage. Angebote, die die Gelegenheit bieten, Menschen kennenzulernen, vielleicht Kontakte zu knüpfen oder sogar Freundschaften zu schließen.

Dass die reisefreudige Gruppe zusammengewachsen ist und die gemeinsamen Unternehmungen allen gutgetan haben, war spürbar beim fröhlichen Nachtreffen in der vergangenen Woche. Ziel war Rehe im Westerwald gewesen. Das Programm hatte Brunck zusammen mit zwei Ehrenamtlichen zusammengestellt, der 78-jährigen Irma und Peter. Ein Tag in Limburg mit Stadtführung und Schifffahrt auf der Lahn war Teil des Programms. „Was haben wir gelacht, alle hatten Spaß“, kommentierten die Teilnehmer die Bilder der „Olympiade“ unter anderem mit Nägel einschlagen und Dosen werfen. Die Abende wurden mit gemeinsamem Singen gefüllt. Aber auch mit ernsten Themen wie der „Löffelliste“, einer Aufstellung der Dinge, die jeder noch gerne tun möchte, bevor er oder sie „den Löffel abgibt“.

Reise im kommenden Jahr bereits gebucht

Auch Herzenswünsche waren Thema. Haben alle etwas aufgeschrieben? Die einhellige Antwort: ja. Sie habe in den sechs Tagen zwei Kilo zugenommen, offenbarte eine Teilnehmerin und bestätigte damit die Weisheit, dass es in Gesellschaft besser schmeckt. Dafür, warum Einsamkeit auch bei jungen Menschen wohl sehr verbreitet ist, hatten die Senioren eine schnelle und nonverbale Antwort. Die Handbewegung des „Daddelns“ auf dem Handy. „Sie sprechen nicht mehr miteinander“, war die einhellige Meinung. Als Seniorenreferent Rainer Brunck verkündete, dass er das Gästezentrum in Rehe bereits für kommendes Jahr gebucht habe, signalisierten alle, wieder dabei sein zu wollen.

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