Kreis Südliche Weinstraße Sanierung braucht viel Geduld

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Jahre werden noch ins Land gehen, ehe hoch über Leinsweiler der Slevogthof samt Privaträumen des wohl bekanntesten pfälzischen Malers Max Slevogt wieder zugänglich ist. Als Gaststätte mit Fremdenzimmern und vor allem als Museum, gefüllt mit impressionistischen Raritäten.

Leinsweiler

. Thorsten Holch, Landauer Planer und Projektentwickler, der mit viel Sensibilität historischer Bausubstanz begegnet, hat 2011 den Slevogthof mit all seinen mehr oder minder hässlichen Anbauten aus dem vergangenen Jahrhundert übernommen. Doch erst im Januar 2013 konnte der neue Hausherr in seinem Besitz hoch über dem südpfälzischen Leinsweiler einigermaßen schalten und walten. Wenn auch nicht in dem Tempo, das er sich für die Sanierung und Restaurierung dieses Herrenhauses aus dem 19. Jahrhundert vorgestellt hatte. Jetzt ist Holch erst mal froh, dass fast alle Gebäude, die sich an das Stammhaus „lehnen“, leer geräumt sind. Ausgespart wurden die ehemaligen Wohnräume des Künstlers. In absehbarer Zeit, schätzt Holch, wird auch der Urenkel Slevogts eine neue Bleibe gefunden haben. Derzeit wohnt der Nachfahre in einem Seitenbau, der sich unmittelbar an den kleinen Park mit seinen wunderschönen Skulpturen anschließt. Von Anfang an war dem Landauer Architekten klar, dass Jahre ins Land gehen würden, ehe das Kleinod, in dem sich Max Slevogt so wohlgefühlt hat, in dem er so gerne gelebt hat und für so viele Betrachter wohl auch seine schönsten Landschaftsbilder entstehen ließ, wieder in einen erträglichen Zustand versetzt ist. Dann wird kein Platz mehr sein für all die architektonischen Unerträglichkeiten, die dem kulturhistorisch so bedeutsamen Gebäude in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts viel seiner faszinierenden Ursprünglichkeit genommen hatten. Längst ist die Schadenskartierung abgeschlossen, die in mühevoller Detailarbeit eine Studentin im Auftrag des Eigentümers erstellt hat. Modelle sind entstanden, die den Slevogthof in seiner historischen Größe zeigen, aber auch die „Schandflecke“ nicht aussparen, mit denen Besucher konfrontiert wurden. All die erarbeiteten Daten und Fakten liefern dem Investor die Basis für seine umfangreichen Sanierungspläne. Holch: „Die Zutaten aus den 1970er Jahren müssen wir einfach teilweise zurückbauen.“ Ein Jahr, denkt er, wird es schon dauern, ehe die Pläne, abgestimmt mit der Denkmalpflege, endlich Baureife erlangt haben. Mit viel Glück rechnet Holch deshalb frühestens im Sommer 2015 mit dem Baubeginn. Eine Wiedereröffnung des Slevogthofes sieht er nicht vor 2017, vielleicht auch erst 2018. Dann werden die Gäste dort wieder bewirtet, können Kurzurlauber gar über Nacht in Slevogt-Erinnerungen schwelgen oder auch in aller Ruhe die ganz privaten Räume des Künstlers bewundern. Dabei ist rasch zu erkennen, dass Max Slevogt auch die Musik geliebt hat. Mozart, Weber, nicht zu vergessen Wagner. Ein wenig vergilbt ist das Notenblatt „Ein Vogelfänger bin ich ja ...“ aus der Zauberflöte, das am holzgeschnitzten Notenhalter des Flügels lehnt. Und an der Wand bleibt der Blick an Papageno mit seiner Flöte haften. Wenige Meter daneben zeigt ein 1924 entstandenes Wandbild Siegfrieds Tod. Doch bis das kleine Museum seine Pforten offiziell öffnet, sollen immer wieder kleine Gruppen die Möglichkeit erhalten, in Slevogts südpfälzischem Paradies die Deckenmalereien in der Bibliothek zu bestaunen oder im Musikzimmer die teilweise recht mystisch wirkenden, düster anmutenden Arbeiten des Künstlers zu betrachten. „Tuskulum“ hat der Impressionist mit so viel Renommee seine Zuflucht mit dem zauberhaften Blick in die Ebene liebevoll genannt. Gerade im Vorfeld der im Mai in Mainz beginnenden Landesausstellung mit Slevogt-Bildern liegen einige Anmeldungen vor. Auch während der Bauphase möchte der Hausherr keineswegs auf Begegnungen mit Menschen verzichten, die sich dafür interessieren, wie weit die Holch-Pläne wohl schon gediehen sind. Der Investor geht von einem hohen einstelligen Millionenbetrag aus, der notwendig sein werde, um den in die Jahre gekommenen ehemaligen Maierhof aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken und schließlich zum Glanz seiner hohen Zeit zu führen. Die ursprünglichen Überlegungen, den Gastraum und vor allem die idyllische Terrasse während der Bauphase wenigstens in den Sommermonaten an den Wochenenden zu öffnen, ließen sich nicht umsetzen. „Wir kriegen die Baustelle nicht konzessionsfähig“, bedauert Holch. Bis die Baugenehmigung vorliegt, sollen lediglich kleinere Reparaturen laufen, die den Bestand sichern. Mehr nicht. Derweil wird der Landauer all seine Sympathie und Leidenschaft für den Slevogthof ausleben, der den Südpfälzern so viel näher ist als manch anderes Bauwerk in der Region. Und ganz sicher werden künftig die Gäste auch Gelegenheit haben, jenen Platz draußen im Garten zu sehen, wo Slevogt so gerne saß, um seine Bilder in dieses besondere Licht einzutauchen. Dazu heißt es in der 1968 erschienenen Monografie von Hans-Jürgen Imiela: „Die Landschaftsmalerei Slevogts ist zwar an verschiedene Orte gebunden, im Mittelpunkt bleibt aber immer die Pfalz.“ 1908 hat ihn sein Slevogthof Neukastel nicht losgelassen, kurz darauf entsteht die Reihe seiner Godramsteiner Bilder. Thorsten Holch ist es ein Herzensanliegen, die Erinnerung an diesen begnadeten Künstler wachzuhalten. Zur Geschichte Der Slevogthof entstand im 19. Jahrhundert aus einem ehemaligen Maierhof, der einst zur Reichsburg Neukastel gehörte. Im Französischen Erbfolgekrieg 1689 wurde das Anwesen zerstört. 1828 entstand die Gastwirtschaft. 1890 machte die Tochter des Hofbesitzers, Antonie Finkler, die Bekanntschaft mit Max Slevogt. Als die Familie 1914 das Gut nicht mehr halten konnte, ersteigerte er es. Quelle: Wikipedia

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