Kreis Südliche Weinstraße Weinmarketing künftig Pfalzsache

Die Vinothek auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände ist eines der Aushängeschilder der Weinwerbung für die Südliche Weinstr
Die Vinothek auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände ist eines der Aushängeschilder der Weinwerbung für die Südliche Weinstraße.

Die Sparte Weinwerbung des Vereins Südliche Weinstraße und der Verein Mittelhaardt werden in der Pfalzwein aufgehen. Über die Ausgestaltung soll ein von der Pfalzwein – das ist die Weinwerbungsorganisation für die gesamte Pfalz in Neustadt – in Auftrag gegebenes Gutachten Auskunft geben, das in Kürze erwartet wird. Landrat Dietmar Seefeldt macht sich vor allem dafür stark, dass die SÜW-Schlagkraft gerade in der Weinwerbung unbedingt erhalten bleibt. Norbert Schindler, der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, dessen Behörde alle Projekte bewilligen, auszahlen und kontrollieren wird, begleitet eine Pfalzlösung wohlwollend. „Wir werden keinen unnötigen Druck ausüben.“ Der Kammer sei eine faire Personalregelung wichtig. Schindler vertraut „auf die Vernunft der Beteiligten“ und unterstreicht: „Die gute Arbeit der Südpfalz-Weinwerbung muss fortgeführt werden.“ Boris Kranz, Vorsitzender der Pfalzwein, bringt es so auf den Punkt: „Wir müssen die Kräfte bündeln und daraus eine starke Einheit formen.“ Der pfälzische Weinbaupräsident Reinhold Hörner hegt zudem die Hoffnung, unter dem Dach Pfalzwein die Marke Pfalz nach dem Vorbild der Region Südtirol erfolgreich zu positionieren. Zum Verständnis: Jeder Winzer zahlt pro Hektar Rebfläche rund 70 Euro im Jahr. So kommen in der Regel etwa 1,8 Millionen Euro alleine für das Anbaugebiet Pfalz zusammen. Diese Abgaben dienen der besonderen Förderung der im Land erzeugten Weine – auch Abfög-Mittel genannt – und werden von den Gemeinden erhoben. Die Landwirtschaftskammer zahlt dann das Geld an die verschiedenen Gebietsweinwerbungen aus, also auch an die Pfalzwein. Dort wurde bislang die Hälfte der Summe zum Eigenbedarf belassen, die anderen 50 Prozent gemäß des jeweiligen Flächenanteils an die Bereichsweinwerbungen für die Südliche Weinstraße und die Mittelhaardt überwiesen. Dass die Weitergabe von mehr als 400.000 Euro an die Südliche Weinstraße und gut 380.000 Euro an die Mittelhaardt nicht in Ordnung ist, daran hatte bereits 2015 die Landwirtschaftskammer keine Zweifel aufkommen lassen und schriftlich die Pfalzwein in Kenntnis gesetzt. Handelt es sich doch bei der Abgabe um sogenannte parafiskalische Mittel, also steuerähnliche Abgaben, die allen Winzern zugute kommen müssen. Und nicht alleine den angeschlossenen Mitgliedsbetrieben an der Südlichen Weinstraße und der Mittelhaardt. Schließlich einigten sich die Gremien, dass die Pfalzwein nicht mehr einen „Blankoscheck“ überweist, sondern die beiden Bereichsweinwerbungen mit der Umsetzung der zuvor von ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen betraut und quasi einen Gesamtauftrag über die bekannte Höhe der Abgabe erteilt. Seit dieser Zeit kredenzt der Verein Südliche Weinstraße auch bei seinen großen Veranstaltungen nicht mehr ausschließlich Weine aus dem Süden der Pfalz, sondern auch von der Mittelhaardt. „Damit wurde noch deutlicher als bisher dem Werbeanspruch ,Zum Wohl. Die Pfalz’ Rechnung getragen“, betont der SÜW-Geschäftsführer der Sparte Wein, Bernd Wichmann. Doch für den Landesrechnungshof war auch diese Vorgehensweise keineswegs in Ordnung. Gingen doch nach der Feststellung der Kontrolleure auch nach 2015 die Fördermittel weiter an die beiden Bereiche Mittelhaardt und Südliche Weinstraße. Die formale Erteilung eines Auftrags über die gewährte Summe heile das Vorgehen nicht, heißt es in dem Papier des Landesrechnungshofes von Anfang Juli. Bereits im April 2018 hatte die Landwirtschaftskammer, der die Prüfung natürlich nicht verborgen bleiben konnte, die Pfalzwein wissen lassen, dass sie dem Rechtsverstoß nur noch bis zum Jahresende zuschauen werde. Damit war klar, dass die Arbeit des Vereins Südliche Weinstraße in der vertrauten Finanzkonstellation nicht mehr möglich sein würde. In verschiedenen Sitzungen, bestätigt Seefeldt, sei alles unternommen worden, um am erfolgreichen Wirken der Weinwerbung festzuhalten. „Wir müssen das Schiff auf Kurs halten.“ In der jüngsten Sitzung des Vorstands der Pfalzwein habe er den Eindruck gewinnen können, dass auch über 2019 hinaus die großen Veranstaltungen, darunter die Weintage oder auch die Bambi-Verleihung, erhalten bleiben. Der Wettbewerb „Junge Südpfalz“, so der Landrat, werde allerdings künftig auf gesamtpfälzische Füße gestellt. Folgen die Gremien den Vorstellungen von Seefeldt, wird das SÜW-Weinteam mit Wichmann an der Spitze ab Januar 2019 zwar zur Pfalzwein wechseln, dennoch „abgeordnet“ in den angestammten Räumen im Kreishaus in Landau weiterarbeiten. Die organisatorische Schlagkraft vor Ort zu erhalten, betont auch Reinhold Hörner, ergebe logistisch schon mit Blick auf die beiden Hallen des Vereins SÜW viel Sinn. „Wir bringen unsere komplette Weinmarketing-Kompetenz in die neue Betriebseinheit ein“, verspricht Seefeldt. Nicht nur Seefeldt begreift die Veränderungen als große Chance, sondern auch als Ende der „Kleinstaaterei in der Weinwerbung“. Ihm ist wichtig, dass die südpfälzische Erfolgsgeschichte nicht im Sande verläuft, sondern auf die Pfalz ausgedehnt wird. „Doch die Identität Südpfalz darf nicht aufgegeben werden.“ Mit Spannung erwartet er deshalb das Gutachten, das sagen soll, wohin der gemeinsame Weg geht. So unumgänglich eine Pfalzlösung geworden ist, Hörner ärgert sich schon über den immensen Verwaltungsaufwand, der künftig nötig sein wird, um die Abfög-Mittel der Winzer in zulässigen EU-Bahnen fließen zu lassen. „Bürokratie ohne Ende, wenn künftig jeder Euro projektbezogen dokumentiert werden muss.“ Er macht auch klar, dass Events wie die Weintage oder auch das Weinfest auf Schloss Blutenburg finanziell nicht mehr unterstützt werden. Kranz und Hörner sind sich aber einig, dass erfolgreiche Aktivitäten künftig nicht unter den Tisch fallen dürfen.

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