Weyher Wieso ein Konditormeister bei einem Naturschutzprojekt mitwirkt

Johannes Baumann wirkt mit seinen Tieren beim Großprojekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ mit.
Johannes Baumann wirkt mit seinen Tieren beim Großprojekt »Neue Hirtenwege im Pfälzerwald« mit.

Um die Artenvielfalt am Pfälzerwald fördern zu können, wird vor allem auf tierische Helfer gesetzt. In Weyher wirkt dabei ein Konditormeister mit.

Bis vor Kurzem waren „Arbeiter“ auf der Grünfläche rund um das Restaurant Buschmühle in Weyher zu sehen. Sie sind inzwischen fertig und deshalb weitergezogen, um an einem anderen Fleckchen im Ort in der Natur tätig zu sein. Sie, das sind die Thüringer Waldziegen von Johannes Baumann. Sie hatten einen besonderen Auftrag: aus dem etwa drei Hektar großen Areal rund um die Buschmühle eine parkartige und lichtdurchflutete Landschaft entwickeln. Dadurch soll insbesondere die Artenvielfalt gefördert werden.

Dass Johannes Baumann und seine tierischen Helfer dort im Einsatz waren, hängt mit dem Naturschutzprojekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ zusammen, das der Bezirksverband Pfalz in der Region vorantreibt. Es geht darin darum, brachliegende und zugewachsene Flächen wieder offenzulegen und diese beweiden zu lassen. 2017 war zum ersten Mal von solch einem Vorhaben die Rede. Aufgelegt vom Bundesumweltministerium, soll es der Natur und den Schäfern gleichermaßen Chancen bieten.

Erst müssen die Ziegen ran

Gab es damals, als das Projekt begann, noch etwa 70 bis 80 Wanderschäfer in Haupt- und Nebenerwerb in Rheinland-Pfalz, sind aktuell nur noch um die 25 Menschen dieses Berufsstands im Land hauptberuflich unterwegs. Dabei sind Schafe ideal, wenn es um das Offenhalten der Landschaft und ein funktionierendes Ökosystem geht. Beim Grasen wirken sie nämlich wie eine Art Rasenmäher.

Weil die Fläche an der Buschmühle laut Baumann aber voll mit Brombeeren war, zugewuchert unter anderem mit Efeu, mussten erst Ziegen die Vorarbeit leisten, bevor Schafe dort grasen können. Sie brauchen nämlich eine Graslandschaft, die erst entstehen musste. Das erzählt Johannes Baumann, der sowohl Ziegen als auch Schafe besitzt, und zwar 17 beziehungsweise 25 an der Zahl. Der Weyherer ist im Nebenerwerb als Landschaftspfleger im Einsatz. Sein Geld verdient er als Koch und Konditormeister. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin führt er in Ludwigshafen eine Patisserie, Weyher haben die beiden als Wohnort für sich entdeckt. Und nun wirkt Baumann hier für den Naturschutz mit.

2021 ging es los

Im Vorfeld musste laut Bezirksverband Pfalz mehrere Jahre geprüft werden, welche Flächen am Pfälzerwald überhaupt zur Offenlegung und Beweidung geeignet sind – in Weyher wurde man fündig. Der bisherige Ortschef Andreas Möwes hatte mit Unterstützung des zuständigen Revierleiters Thomas Kaber im Jahr 2021 die Gelegenheit ergriffen und die Kooperation mit dem Team des besagten Projektes arrangiert. So fand man in Weyher dann ideale Voraussetzungen und Unterstützung seitens des Gemeinderates, das Vorhaben auf den gemeindeeigenen Flächen umzusetzen. Bevor die Ziegen von Baumann tätig werden konnten, waren aber noch Vorarbeiten zu leisten. Insbesondere mussten im Februar in einer Gemeinschaftsaktion illegale Bebauungen sowie allerhand Unrat wie Zäune und Müll entsorgt werden, wie der Bezirksverband mitteilt.

Was investiert wird

Auf Luftbildern, entstanden in den 1950er-Jahren, erscheint das betreffende Gelände rund um das Restaurant Buchmühle deutlich offener und von Ackerbau und Grünland geprägt. Bis zuletzt war es verbuscht und teils mit Wald bestockt. Durch den zukünftigen halboffenen Charakter soll die biologische Vielfalt eine deutliche Aufwertung erfahren, wie der Bezirksverband Pfalz informiert. Seltene Vögel, Fledermäuse und Wildbienen sollen davon profitieren. Für sie sei die halboffene Landschaft als Jagdrevier oder zur Fortpflanzung in den Nisthöhlen der verbleibenden Altbäume ideal. Nicht zuletzt sollen durch die sanften Übergänge zwischen Wald und Offenland Lebensräume mit vielen geschützten Arten entstehen.

Das Naturschutzgroßprojekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ will gemeinsam mit Weidetierhaltern viele alte Hirtenwege neu beschreiten. Das von Bund, Land und Bezirksverband Pfalz mit rund 11,5 Millionen Euro finanzierte Förderprojekt „Chance Natur“ soll dazu beitragen, den Erhalt und die Entwicklung der Kulturlandschaft mit ihren herausragenden Lebensräumen und besonders zu schützenden Tier- und Pflanzenarten langfristig zu sichern. Die nun gestartete Umsetzung des Projekts soll bis 2033 laufen. Im etwa 8300 Hektar großen Fördergebiet wird auf den Projektflächen in diverse Maßnahmen investiert, etwa in die erste Entbuschung von Flächen, die Streuobstpflege, den Trockenmauerbau sowie die Beweidungsinfrastruktur, ebenso in die weitere Entrümpelung der Flächen.

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