Battweiler 77 Jahre Kerwe nach Kriegsende: Das wird am Wochenende gefeiert

Dunkle Hose und weißes Hemd gehören seit jeher zu den Markenzeichen der Battweiler Straußbuben und -mädchen; hier ein Foto von 2
Dunkle Hose und weißes Hemd gehören seit jeher zu den Markenzeichen der Battweiler Straußbuben und -mädchen; hier ein Foto von 2013.

Eine Schnapszahl ist für die Battweiler Straußbuben und -mädchen ein zusätzlicher Anlass, am Wochenende Kerwe zu feiern. In der Kerweredd wird über die Dorfneuigkeiten berichtetet. Der Kerwestrauß wird am ehemaligen Bürgermeisteramt eingesteckt.

Vor 77 Jahren wurde die erste Kerwe nach dem Kriegsende unter dem strengen Auge der französischen Besatzungsmacht gefeiert. Das Ansinnen der Jugend, durch Frohsinn die traurigen Kriegsjahre hinter sich zu lassen, stand unter keinem guten Stern: Die französische Militär-Kommandatur in Zweibrücken musste das Fest genehmigen und zeigte wenig Verständnis. Entsprechend zäh gestaltete sich die Erlaubniserteilung. In der Woche vor der Kerwe schienen alle Vorbereitungen für die Katz’ zu sein, berichtet Zeitzeuge Albert Bayer.

Am noch nicht ausgeräumten Veto des Militärs schien die Kerwe zu scheitern. Deshalb machte sich der Kommandant der örtlichen Feuerwehr auf den Weg nach Zweibrücken, um die französischen Befehlshaber doch noch umzustimmen – und war erfolgreich. Die Kerwe war gerettet. Die Kerweredd muste der französischen Militärverwaltung vorgelegt werden, die genau guckte, dass sie keine unerwünschten politischen Äußerungen enthielt.

Zur Mundharmonika Tanzen geübt

Die 94-jährige Liesel Zipp erinnert sich, dass die jungen Dorfmädchen das Tanzen für die obligatorischen drei ersten Kerwetänze im Fischbacher-Sälchen übten, einem Nebenraum der Gastwirtschaft Oster und Schneider. Der Schmied Müller am Schützenberg habe mit der Mundharmonika den Takt vorgegeben. Der Kerwestrauß sei auch schon mit Musik durchs Dorf getragen worden. Die Kapelle Seegmüller aus Contwig spielte zum Tanz auf, was der Dorfmusiker August Veit eingefädelt hatte. Die Kerwemusik musste aber um 24 Uhr enden, so die Vorgabe der französischen Militärverwaltung.

Emma Bayer geborene Wildt aus Niederhausen, erlebte ihre erste Kerwe 1948 „Im Eck“ in Battweiler beim Gastwirt Schneider hinter der Kirche, wie sie 2012 erzählte. Das Gasthaus Willi Kau an der Straße nach Reifenberg lag noch in Trümmern, da es beim Bombenangriff auf das Dorf im März 1945 schwer getroffen worden war. Ab 1949 habe es dann in beiden Wirtschaften Straußbuben und Kerwestrauß gegeben.

Kerweweinprobe in der Vorderpfalz

An eine Kerwe in Niederhausen um das Jahr 1953 konnte sich Bayer noch gut erinnern. Ihre Freundin Elfriede Grunder habe als junges Mädchen die Kerweredd gehalten, was damals sehr ungewöhnlich war. Zu den Straußbuben der ersten Stunde gehörte auch Kurt Laborenz. Aus seinen Erinnerungen ist überliefert, dass man eine Woche vor der Kerwe mit zwölf Straußbuben mit dem Zug vom Bahnhof Tschifflik in Niederauerbach in die Vorderpfalz gefahren sei, um dort den Kerwewein zu kaufen. Jeder Straußbub habe einen Tornister voll Getreide getragen, das als Zahlungsmittel diente.

Im Weindorf Rhodt unter Rietburg habe man bei einer Winzerin die potenziellen Kerwetropfen verkostet. Die Weinprobe habe einen lustigen Verlauf genommen. Ihren Rausch mussten die Battweiler Buben dann erst mal in der Gerstenstreu bei den Ochsen der Winzerin ausschlafen. In den Jahren danach fuhr Edmund Oster von der Gastwirtschaft „Im Eck“ mit dem Pferdefuhrwerk voller Holz als Zahlungsmittel in die Vorderpfalz. Drei Tage dauerte diese Kerwewein-Tour.

Kerwemütze und weißes Hemd

Für die Straußbuben galt, dass man an allen Kerwetagen ein weißes Hemd und eine dunkle Hose trägt. Am Sonntag beim Umzug gehörte noch eine weiße Schürze dazu, erzählt Liesel Zipp, außerdem eine Kerwekappe mit einem Kerweband. Diese Kappe durfte man nicht hergeben oder gar verlieren, sonst war man nicht würdig, ein Straußbub zu sein.

Die Kerwe wurde schon vor dem Krieg gefeiert, erzählte die damals älteste Dorfbewohnerin Elfriede Engel. Das Essen und Kaffeetrinken mit Kerwekuchen mit der Verwandtschaft sei wichtig gewesen. Mit der Großmutter habe sie als Schulmädchen die Verwandtschaft zur Kerwe in Niederhausen, Oberauerbach und Contwig besucht. Zur Kerwe nach Rieschweiler sei man mit der Kutsche gefahren.

Kerwe-Programm am Wochenende

Freitag, 17 Uhr, Schlachtfest im Sportheim und Fackelumzug der Straußbuben von der Kirchwirtin Marianne hinter der Kirche zum Sportheim. Samstag ab 20.30 Uhr Live-Musik im Sportheim mit „Hoselatz“. Sonntag, 10 Uhr, Frühschoppen an der Konrad-Loschky-Halle. Die Kerweredd der Straußbuben beginnt um 16 Uhr an der Halle. Montag, 10 Uhr, Blasmusik mit Frühschoppen in der Konrad-Loschky-Halle mit „Blies Brass“. Ab 14.30 Uhr spielt dann „Krachleder“.

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