Kreis Südwestpfalz Auch im Ruhestand stets den Plan im Sack

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BRUCHMÜHLBACH-MIESAU. Nach 26 Jahren an der Spitze der Verbandsgemeinde hat Werner Holz das Amt am 18. Januar 2016 an seinen Nachfolger Erik Emich (CDU) abgegeben. Seither ist es still um den früher rührigen SPD-Politiker geworden. Was macht er ein Jahr nach seiner Verabschiedung? Die RHEINPFALZ hat ihn getroffen.

„Das Projekt Ruhestand habe ich natürlich sehr sorgfältig geplant.“ Werner Holz muss bei dieser Aussage selbst ein wenig lächeln. Denn als sorgfältiger Planer war der ehemalige Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau weithin bekannt. „Exakt bis zur Detail-Versessenheit“, wie seine Kritiker mehr als einmal anmerkten. Eine Kritik, hinter der allerdings auch ein gewisser Respekt vor der 26-jährigen Amtszeit und den Leistungen des gebürtigen Miesauers steht. Und so sah der Fahrplan aus, der exakt mit dem letzten Arbeitstag am 18. Januar 2016 begann: „Erst einmal ging es gemeinsam mit meinen Kumpels in den Ski-Urlaub. Das machen wir jeden Winter, inzwischen eine tolle Tradition“, berichtet Holz. Ein paar Wochen später folgte die Erfüllung eines Lebenstraums: eine mehrwöchige Kreuzfahrt vor der chilenischen Pazifik-Küste, gemeinsam mit Ehefrau Elfi. „Das war nicht nur ein begeisterndes Erlebnis, sondern hat auch den nötigen Abstand zu unserem bisherigen Leben geschaffen“, sagt das Paar im Nachhinein. Doch damit nicht genug. Wieder daheim, wurde aufgeräumt. „Ich hatte schon vorher angekündigt, dass ich nach einer Übergangszeit auch meine Ämter in der SPD aufgeben werde“, erläutert Holz. Das ist inzwischen geschehen; die Führung des Ortsvereins „Otto Wels“ liegt seit einiger Zeit in jüngeren Händen. Nur vom Vorsitz des Sportvereins Miesau − in gewisser Weise auch ein öffentliches Amt − mochte Holz noch nicht lassen: „Dieser Verein mit seinen rund 1000 Mitgliedern hat mir in den Jahrzehnten so viel Zuspruch gegeben. Ich hoffe, dass ich jetzt ein wenig davon zurückgeben kann.“ Nicht verzichten mag das Ehepaar Holz auch auf eine andere Bindung, die ursprünglich im politischen Raum entstanden ist: die Partnerschaft zur italienischen Gemeinde Dossobuono in der Nähe von Verona. „Da pflegen wir seit langem auch die persönliche Freundschaft zu einer Familie“, erzählt Holz. „Wir sehen uns mindestens einmal im Jahr. Inzwischen sind wir fast so etwas wie die Ersatz-Großeltern der beiden Söhne.“ Damit die Kommunikation reibungslos klappt, haben Elfi und Werner Holz intensiv die italienische Sprache gebüffelt und sind inzwischen ziemlich gut darin. Während das eine passé war, kamen andere Dinge ganz neu ins Leben des frisch gebackenen Pensionärs. „Es war immer mein Wunsch, selbst Musik zu machen. Schon vor Eintritt in den Ruhestand habe ich deshalb angefangen, Querflöte zu spielen“, berichtet der ehemalige Verbandsbürgermeister. Mit Blick auf die künftige Freizeitgestaltung hat Holz auch die Fischerei-Prüfung gemacht: „Gar nicht so einfach, ein ,Multiple-Choice’-Bogen mit 50 verschiedenen Fragen.“ Darüber hinaus sieht man ihn im örtlichen Fitness-Studio inzwischen drei- bis viermal in der Woche. „Es geht mir richtig gut, sowohl körperlich als auch psychisch“, lautet denn auch die Zwischenbilanz nach knapp einem Jahr im Ruhestand. „Den täglichen Kampf ums Kleingedruckte“ vermisse er nicht, dafür genieße er jetzt „die Freiheit, jeden Tag neu zu gestalten“. Was auch heißt, ab und an in den Keller zu gehen: Dort gibt es eine kleine Werkstatt – und die Skier aller Kumpels. „Ich bin eine Art Zeugwart unserer Gruppe“, berichtet Holz. „Ich wachse die Bretter, richte die Kanten und repariere bei Bedarf auch die Bindungen.“ Eine Arbeit übrigens, bei der man gar nicht penibel genug sein kann.

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