Horbach Bühnenkracher: Turbulenter Narrenhof will Publikum begeistern

Sie sorgen dafür, dass auf dem Hof der Familie Dippelmann die deutsch-polnischen Beziehungen gestärkt werden und das Chaos ausbr
Sie sorgen dafür, dass auf dem Hof der Familie Dippelmann die deutsch-polnischen Beziehungen gestärkt werden und das Chaos ausbricht die Horbacher Bühnenkracher Sophie Krogull, Manuela Höhne, Daniel Nauerz, Michael Höhne, Tanja Prinz, Sabine Lechner, Dieter Stemler, Christoph Bold (hinten von links) und Sarah Hohmann (vorne).

Lachen und Szenenapplaus: Das bei der Generalprobe in der Horbacher Gaststätte „Beim Bazi“ anwesende Publikum, das zum Großteil zum ersten Mal die neue Inszenierung der Bühnenkracher aus Horbach sieht, hat schon im ersten Akt sichtlich und unüberhörbar Spaß. Das soll sich in den folgenden zwei Akten auch nicht ändern.

Zu sehen bekommen sie „Ein Hof voller Narren“. Autorin Winnie Abel hat in ihrem Stück, das in Horbach unter der Regie von Carmen Stemler auf die Bühne kommt, nichts ausgelassen, um für reichlich Tohuwabohu zu sorgen: Ein schwerhöriger Opa (Sarah Hohmann), dessen Sehkraft besonders bei attraktiven Damen dafür umso besser ist. Seine polnische Pflegekraft Irena (Sabine Lehmann), die verwitwete Mutter Ruth (Tanja Prinz), die zum letzten Mal Spaß auf dem Horbacher Dorffest hatte, der unter einem Tourette-Syndrom leidende Knecht Hannes (Dieter Stemler), dem in unpassenden Momenten immer ein „Hühnerkacke“ oder ähnliche Worte entfleuchen, sowie die Kinder von Ruth – der homosexuelle Jungbauer Jonathan (Daniel Nauerz) und seine hinterhältige Schwester Esther (Sophie Krogull) leben auf dem Hof.

Dort wird es richtig unruhig, weil Jonathan auf Bio-Landwirtschaft umstellen möchte, Schwester Esther auf Legebatterien – Gegensätze, mit denen sich auch die Ampel-Regierung in Deutschland täglich auseinandersetzen muss. Und wie im Berliner Politikbetrieb sind die Gegensätze auch auf dem Horbacher Hof so groß, dass es unweigerlich eines gibt: Streit. Was bei der Ampel nicht funktioniert, nämlich den Streit zu beenden, möchte Mutter Ruth, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, dass ihr Junior Männer liebt, schaffen. Deshalb beschließt sie, den Hof dem Kind zu vererben, das zuerst heiratet. Es kommt zur Blitzehe zwischen Jonathan und Irena, die im Stück dramaturgisch wichtig (in der EU-Realität wäre das nicht notwendig) eine Aufenthaltsgenehmigung benötigt. Die Hochzeit kommt Schwester Esther spanisch, in diesem Fall genauer gesagt polnisch, vor. Sie ahnt: das ist eine Scheinehe.

„Käfig voller Narren“ lässt grüßen

Hochzeit und der Verdacht, dass die Hochzeit nur vorgetäuscht sein könnte, um eine Win-Win-Situation herzustellen – Hof erben und in Deutschland bleiben dürfen – bringen weitere skurrile Figuren auf den Hof: Jonathans Freund Detlef (Michael Höhne), der der Landluft im wahrsten Sinne des Wortes nichts abgewinnen kann und immer ein Gegenmittel parat hat. Landluft macht aber auch ihn lustig und er kitzelt singend und tanzend mit „Wodka, Wodka, Wodka von Horbach bis zur Wolga“ das Feierbiest aus Mama Ruth raus. Als wären das noch nicht genug Narren, wird die chaotische Truppe auch noch um den angelverrückten Beamten der Ausländerbehörde Otto (Christopher Bold) ergänzt. Nichtsahnend, dass Töchterchen Irena geheiratet hat, reist auch überraschend ihre Mama Natalia (Manuela Höhne) aus Polen an. Der Satz: „Erst fehlte uns eine polnische Mutter, jetzt haben wir eine zu viel“, lässt erahnen, was die Lachmuskeln ins Schwingen bringt. Auf dem Hof voller Narren lässt längst der aus dem Kino und von vielen Theateraufführungen bekannte „Käfig voller Narren“ grüßen, wenn Männer, sofern es notwendig wird, auch mal in Frauenkleider schlüpfen. Um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, wird alles bis auf die schmale Unterhose gecheckt, werden stürmische Nächte im Heu verbracht, mit dem Graureiher um Fische gekämpft, wird viel Wodka getrunken und manche Bauernregel à la „Arbeite nicht zu viel auf Hof, leg lieber die Beine hoch“ zum Besten gegeben.

„Wir wollen den Besuchern einfach einen unterhaltsamen Abend bereiten und wollen, dass sie Spaß haben“, sagt Carmen Stemler, die bei der Regie von Laura Malik unterstützt wird. Dass aus der Bühnenkracher-Bühne, die sich in den vergangenen Jahren unter anderem als Schauplatz eines Zugraubes als heruntergekommene Imbissbude, die zum Sternerestaurant wird, präsentierte, jetzt ein frommes Bauernhaus wird, dafür sorgt das Bühnenbild, für das sich Michael Höhne verantwortlich zeichnet. Dass die Sätze sitzen, verantworten die Schauspieler selbst.

Souffleuse am Bühnenrand

Die Generalprobe läuft flüssig. „Nee, nee, da waren noch ein paar Hänger drin“, freut sich Sophie Krogull. Denn das ist bekanntermaßen immer ein gutes Zeichen für eine gelungene Premiere. Im Notfall hat Souffleuse Rita Bold, die es dieses Mal an den Bühnenrand, nicht auf die Bühne zieht, die richtigen Stichworte parat, um auf dem Hof voller Narren nach 120 turbulenten Minuten ein bisschen Ruhe einkehren zu lassen. Nur kurz, denn da sind ja noch die Pläne mit der Scheunenbar.

Info

Fünf Mal sorgen die Bühnenkracher in dem Stück „Ein Hof voller Narren“ für Spaß und ein wildes Durcheinander. Premiere ist am Freitag, 20. September. Auf der Bühne stehen die Bühnenkracher auch am Freitag, 27. September, Samstag, 28. September, Donnerstag, 3. Oktober und Freitag, 4. Oktober. Beginn ist jeweils um 20.11 Uhr, Einlass ab 19.11 Uhr. Für einzelne Vorstellungen gibt es noch Rest-Tickets. Informationen und Reservierungen bei Dieter Stemler unter Telefon 06333 60152.

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