Rodalben Dahner Kolpingsfamilie sichert Rodalbens Kleiderbörse

Die Mitarbeiterinnen in der Rodalber Kleiderbörse bleiben, die Trägerschaft geht an die Kolpingfamilie Dahn über. Von links: Hel
Die Mitarbeiterinnen in der Rodalber Kleiderbörse bleiben, die Trägerschaft geht an die Kolpingfamilie Dahn über. Von links: Helga Schully, Anita Büllesbach, Emine Dupont und Esther Hahn, es fehlen Renate Nikola und Danny Buchner.

Nachdem die Pfarrei Seliger Bernhard sich als Träger zurückgezogen hatte, geriet die Rodalber Kleiderbörse mit ihrer über 50-jährigen Geschichte ins Wanken. Aber sie fand wieder zurück ins Lot – dank einer neuen Stütze.

Seit Anfang des Monats hat die Kolpingsfamilie Dahn die Trägerschaft übernommen, und damit letztendlich die Verantwortung, ohne steuernd in die gewohnten Abläufe einzugreifen. Sie erledigt die Buchungen mit Einnahmen aus dem ehrenamtlichen Arbeitsalltag und Spenden sowie die Überweisungen, ob von Fördergeldern oder der Miete. Sie führt das Bankkonto, veranlasst Hinweise auf die Öffnungszeiten und sonstige Veröffentlichungen.

In Dahn betreut die Kolpingsfamilie als einzige noch im Landkreis verbliebene Kolpingsfamilie bereits die Kleiderstube „Anziehend“ in der Pirmasenser Straße 20. „Die Trägerschaft in Rodalben zu übernehmen“, so erklärt der Vorsitzende Harald Reisel, „sahen wir als Einladung, in die Mitte der Südwestpfalz zu rücken“. Das Betätigungsgebiet hier wie dort bestehe darin, fest verankert im christlichen Glauben, „Menschen in schwierigen Situationen zu unterstützen“.

Beim früheren „Schachtel-Fritz“ passt alles

Mit dem Dahner Beistand findet die Tradition der Kleiderbörse in Rodalben ihre Fortsetzung. Ihr erstes Domizil bekam die Einrichtung im früheren Kindergarten auf der Heide (heute ein Wohnhaus), hinter der jetzigen Bushaltestelle. Die Standorte wechselten im Laufe der Zeit. Die Kleiderbörse zog zuerst in den Keller des Pfarrhauses Seliger Bernhard, dann in das Rückgebäude der einstigen Schuhfabrik Robert Tretter.

Nach dem Umzug im Jahr 2007 in das frühere Gebäude von Fritz Becker, dem „Schachtel-Fritz“, in der Hauptstraße 135, wurde die Kleiderbörse nach umfänglichen Renovierungsarbeiten sesshaft. Hier passte alles, die Räumlichkeiten und das Umfeld. Dies betraf die zentrale Lage, die großzügige Fläche von rund 180 Quadratmetern und die hellen Räume, die nicht nur Platz boten für eine weitläufige Ausstellungsfläche, sondern auch für ein Lager und einen kleinen Aufenthaltsraum. Die damalige Eigentümerin Marianne Becker hatte der Kleiderbörse das Gebäude noch mietfrei überlassen. Inzwischen gehört es der Sozialeinrichtung „Ambulante Hospiz- und Palliativberatung“ Südwestpfalz mit Sitz in Zweibrücken, und es wird Miete fällig – allerdings als Spende.

Anzüge für 2,50 Euro

Seit 17 Jahren absolvieren die Helferinnen hier ihren ehrenamtlichen Dienst – mit 14-tägiger Warenausgabe, jeweils dienstags von 16 bis 18 Uhr. Der nächste Termin ist am Dienstag, 29. Oktober. Während der Öffnungszeiten nehmen sie gut erhaltene Kleidungsstücke entgegen. „Außer für Möbel ist die Kleiderbörse Annahmestelle für fast alles, auch für Babyartikel oder Geschirr als Satz“, sagt Anita Büllesbach, die seit vielen Jahren im Team ist. Unter der Woche sortieren die Frauen die Ware und bereiten sie für den Verkauf vor. Außer für die 14-tägige Präsenzzeit lassen sie sich dafür zwischendurch noch einmal vier bis fünf Stunden in die Pflicht nehmen. Hemden, Blusen und Pullover gibt es hier in großer Auswahl, zudem Schuhe, Hosen, Kleider und Jacken und Mäntel. Der übliche Preis für ein Kleidungsstück beträgt konstant einen Euro. Kinderkleidung kostet 50 Cent, Anzüge und Mäntel werden für 2,50 Euro abgegeben. Nur selten liegt der Preis höher, beispielsweise wenn es sich um „etwas Besonderes“ handelt, wie etwa ein Brautkleid.

Die Kundschaft, die sich in der Kleiderbörse mit Kleidungsstücken versorgt, kommt überwiegend aus dem Gebiet der Verbandsgemeinde und aus Pirmasens. Es ist laut Büllesbach „gemischt und keinesfalls durchgängig als sozial schwach“ einzustufen. „Viele Ukrainer und Inder sind dabei“, sagt sie. Mit ihrem Einsatz leistet die Kleiderbörse gleich zweifach Hilfe. Sie hilft den Besuchern vor Ort und sie unterstützt durch Spenden aus dem Verkauf Einrichtungen wie Kitas und Hort, den Kinderschutzbund und den Hospizdienst oder die Tafel-Projekte und Veranstaltungen wie den Hungermarsch. Über die Empfänger der Spenden entscheidet das Helferinnenteam. Die Förderung gemeinnütziger sozialer Dienste war schon das große Anliegen von Inge Wiehn gewesen, der ersten Leiterin der Kleiderbörse.

x