Kreis Südwestpfalz Das erwartet Besucher beim Europäischen Tag des kulturellen Erbes

In der Glasbläserhalle zeigt derzeit eine aus Kuwait stammende Künstlerin riesige Benzol- und Naphtalinmoleküle.
In der Glasbläserhalle zeigt derzeit eine aus Kuwait stammende Künstlerin riesige Benzol- und Naphtalinmoleküle.

Am Wochenende locken französische Museen und Denkmäler zum Europäischen Tag des kulturellen Erbes mit freiem Eintritt und Sonderaktionen. Im Bitscher Land öffnet auch ein ansonsten verschlossener Geheimtipp.

Für einen Familienausflug mit dem Besuch zweier Museen werden häufig schon Eintrittsgelder von mehr als 60 Euro fällig. Das Geld können sich Interessierte am Wochenende sparen. Am Samstag und Sonntag öffnen die Eschweiler Mühle, das Holzschuhmuseum Soucht, die Maginotfestung Simserhof und die Meisenthaler Glasbläser ihre Tore bei freiem Eintritt. Im ganzen Land wird mit dem Europäischen Tag des kulturellen Erbes, Journées Européennes du Patrimoine, für Vielfalt und Bedeutung von Denkmälern geworben.

In der Eschweiler Mühle, Moulin d’Eschviller, werden an beiden Tagen ab 14.30 Uhr besondere Führungen im Museum, dem Sägewerk und dem Bienenhaus geboten. Am Sonntag unterhält Christine Fischbach mit einer Erzählwanderung rund um das Museum ab 15.30 Uhr.

Das vor wenigen Jahren komplett neu gestaltete Holzschuhmuseum in Soucht öffnet bei freiem Eintritt an beiden Tagen von 14 bis 18 Uhr. Für Sonntag ist eine musikalische Lesung mit Marie-Eve Thiry zu den alten Berufen vorgesehen. Beginn der Lesung ist 15 Uhr.

Durch unterirdische Stollen

Wesentlich mehr Aufwand macht sich das Personal der früheren Maginotfestung Simserhof bei Bitsch. Hier gibt es neben den üblichen Führungen in deutscher Sprache immer um 11 und 14 Uhr an beiden Tagen noch ein Konzert auf dem Platz vor dem früheren Truppeneingang. Das Akkordeon-Gitarrenduo „Duologie“ verspricht am Sonntag von 11.30 bis 14.15 Uhr französische Chansons und Jazz Manouche. Den ganzen Tag über soll mit einer Buvette für die Verköstigung der Besucher gesorgt werden. Für die Führungen in deutscher Sprache empfiehlt sich gerade an den beiden sehr gut frequentierten Tagen eine Reservierung unter Telefon 0033 387963940 oder per E-Mail an resa.simserhof@cc-paysdebitche.fr. Außerdem wird warme Kleidung empfohlen, da es zwei Stunden lang durch unterirdische Stollen geht, in denen teils weniger als zehn Grad Celsius herrschen.

Zum Aufwärmen können Denkmalreisende ins unweit gelegene Meisenthal fahren. Dort werden an allen Tagen in der Woche Weihnachtskugeln und Designervasen geblasen. Besucher können dabei zuschauen. Die Site Verrier, also das Glasgelände, hat an beiden Tagen von 13.30 bis 18 Uhr geöffnet. Derzeit läuft noch die Sonderausstellung mit zeitgenössischer Kunst von Monira al Qadiri in der riesigen Glasbläserhalle. Die aus Kuwait stammende Künstlerin hat sich mit der Petrochemie ihrer Heimat auseinandergesetzt und Benzol- sowie Naphtalinmoleküle im Riesenformat und knallbunten Farben aufgeblasen.

Kulisse wie im Märchenfilm

Im Glasmuseum gibt es eine sehenswerte Sonderausstellung, die sich mit der berühmten Karpfenvase von Emile Gallé auseinandersetzt. Gallé war einer der bedeutendsten Jugendstilkünstler Frankreichs und hat teilweise seine Werke in Meisenthal produzieren lassen. Er selbst absolvierte dort eine Ausbildung. Die Ausstellung spürt dem Sujet und der speziellen Technik für diese Vase auf eindrucksvolle Art nach. Passend dazu entführt am Samstag, 16.30 Uhr, der Regisseur Serge Dumont in die Tiefen eines Baggersees. „Jungle d’eau douce“, also Süßwasserdschungel, ist der Titel des 43-minütigen Films, der zu einem vergessenen Baggersee führt, der kaum noch von Menschen besucht wird und sich zu einem richtigen Unterwasserparadies entwickeln konnte.

Am Sonntag, ebenfalls 16.30 Uhr, wird es philosophisch-kunsttheoretisch, wenn der renommierte Künstler Yves Chaudouet den Vortrag „En passant par Carpe Horn“ anbietet. Yves Chaudouet hat in der Glasbläserhalle selbst schon ausgestellt und auch in Meisenthal gearbeitet. In dem Vortrag beschäftigt sich der Künstler mit dem Geschmack des Karpfens selbst und wie er in der Vase zu angeln sein könnte. Der Vortrag ist wie alle Erzählwanderungen, die Debatte mit dem Regisseur sowie die musikalische Lesung nur geeignet für Besucher mit entsprechenden Französischkenntnissen.

Ganz besonders zu empfehlen, ist die ansonsten fast immer verschlossene Chapelle Sainte Vérène am Rand von Enchenberg. Das im 15. Jahrhundert errichtete Kapellenbauwerk liegt idyllisch und verwunschen im Wald und bietet eine Kulisse wie aus einem Märchenfilm. Hier ist am Sonntag eine musikalische Lesung der Compagnie Mélocotòn zu sehen. Beginn ist 15 Uhr.

Im Internet

Das ganze Programm in französischer Sprache findet sich unter www.tourisme-paysdebitche.fr

Auch das gehört zum Denkmaltag im Bitscher Land: Sägewerk und Mühle der Moulin D'Eschviller können am Wochenende gratis besichti
Auch das gehört zum Denkmaltag im Bitscher Land: Sägewerk und Mühle der Moulin D'Eschviller können am Wochenende gratis besichtigt werden.
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