Kreis Südwestpfalz Der Hardcore-Riedelberger

Christian Schwarz, Beigeordneter von Riedelberg im Paul-Hollinger-Saal der Hochschule Pirmasens.
Christian Schwarz, Beigeordneter von Riedelberg im Paul-Hollinger-Saal der Hochschule Pirmasens.

«Riedelberg.»Ein Kongress in Berlin, ein Meeting in Kiew, ein Projekt in Vietnam. Dazwischen: Immer wieder Riedelberg, Riedelberg, Riedelberg. Und das aus Überzeugung. Beruflich ist der Hochschullehrer und Schuh-Spezialist Christian Schwarz schon viel herum gekommen in Deutschland, Europa und der Welt. Seine Heimat ist und bleibt aber Riedelberg, wo er seit 2004 im Ortsgemeinderat sitzt und seit drei Jahren Beigeordneter ist.

Schwarz sitzt nicht nur im Riedelberger Gemeinderat: Er singt auch im Kirchenchor, engagiert sich beim lokalen Fasching, sitzt im Vorstand des Kirchbauvereins, steht dem Pfarreirat St. Pirmin vor, zu dem die Kirchengemeinde Riedelberg gehört und spielt – in Riedelberg fast ein Muss – Tischtennis. „Ich bin mit dem Ort tief verbunden und setze mich gerne für ihn ein“, sagt der 45-Jährige. Tut Schwarz mal was, was nichts mit Riedelberg zu tun hat, dann hat es sicherlich was – im weiteren Sinne – mit Schuhen oder der Schuhindustrie zu tun. Schwarz ist Hochschullehrer, leitet am Standort Pirmasens der Hochschule Kaiserslautern einen Studiengang: Allgemeine Logistik und Polymerwissenschaften (ALP). „Das ist der einzige Ort in Deutschland, an dem man das Fach studieren kann.“ Das Schuhgeschäft hat er, wie er sagt, quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Die (mittlerweile geschlossene) Schuhfabrik der Eltern stand vor der Tür. Nach einer kaufmännischen Lehre folgten ein BWL-Studium und Weiterbildungen. Nach einigen Jahren bei unterschiedlichen Schuhherstellern – Adidas und Goretex seien an der Stelle genannt – arbeitete Schwarz knapp zehn Jahre selbstständig mit einem Ingenieurbüro und beriet Unternehmen. Seit 2014 unterrichtet er fest an der Hochschule. Was Schuhe anbelangt, sei Pirmasens immer noch ein Zentrum der dazugehörigen Industrie, werde in einem Atemzug mit Metropolen wie München, Berlin oder Brüssel genannt. Auf den Campus und den von ihm betreuten Fachbereich habe das positive Auswirkungen. „Wir gehen extrem nach oben“, berichtet Schwarz. „Wir sind ein kleiner Campus, aber das ist das Tolle daran.“ Er kennt seine Studenten mit Namen, in den höheren Semestern betreut er pro Jahrgang etwa ein halbes Dutzend. „Die haben keine Probleme, einen Job zu finden“, sagt Schwarz und berichtet von Studenten, denen er binnen fünf Minuten ein Vorstellungsgespräch vermitteln kann – fast europaweit. Die gute Reputation der Ausbildung in Pirmasens mache ihn stolz. „Und meinen Vater, den würde das auch stolz machen.“ Aktuell schreibt er an einem Forschungsantrag, mit dem eine Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut eingetütet werden soll. Dazu kommt eine Kooperation mit der Universität in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Vor zwei Monaten sei er erst da gewesen, berichtet Schwarz, aktuell betreue er in Pirmasens eine Doktorandin aus der Ukraine. Christian Schwarz spielt seit mehr als 30 Jahren begeistert Tischtennis, trotz seiner Wanderjahre und den Terminen im Ausland. Er sagt: „Wenn ich in Deutschland war, habe ich kein Spiel verpasst.“ So erinnert er sich an eine Heimfahrt für ein Spiel aus Hamburg, gemeinsam mit seinem Bruder, nach dem Ende musste es gleich wieder zurück in den Norden gehen. Alle Mühen waren umsonst „Wir haben alles verloren“, berichtet er lachend. Spielt Schwarz nicht gerade Tischtennis, arbeitet oder engagiert sich in Gremien – an der Hochschule ist er Mitglied im Senat und der Vorsitzende des Freundeskreises der Hochschule –, dann pflegt er gerne gemeinsam mit seiner Frau den heimischen Garten. „Das ist mein Ausgleich.“ Dann überlegt er kurz. „Wenn meine Frau mich nicht so unterstützen würde, könnte ich das sowieso alles nicht machen.“ Seiner Familie – Frau Nicole und zwei Kinder im Teenager-Alter – will er in Zukunft mehr Zeit widmen, möglicherweise in Sachen Ehrenämtern auch etwas kürzer treten, sinniert er. „Es macht mir zwar alles Spaß, aber Familie und Freunde gehen vor.“ Nicht zu vergessen der Heimatort. „Nach Riedelberg wird man geboren oder man heiratet hierher.“ Dann überlegt er noch mal kurz. Er habe sogar eine Riedelbergerin geheiratet. „Ich bin also ein Hardcore-Riedelberger“, schließt er. Und lacht laut. Die Serie Ganz vorne steht der Bürgermeister, und den kennt fast jeder. Aber direkt dahinter? Die Beigeordneten sind die Stellvertreter der Bürgermeister. Manche haben besondere Aufgaben, anderen liegen bestimmte Bereiche besonders am Herzen, und wieder andere vertreten einfach nur hin und wieder den Bürgermeister, wenn er krank oder in Urlaub ist. In unserer Serie stellen wir die Männer und Frauen in der zweiten Reihe näher vor.

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