Kreis Südwestpfalz Die Terrorzwerge werden Lebensretter

Ingo Simon (rechts) und Daniel Fetzer mit Sansa, der vielleicht einmal bei der Polizei arbeiten wird.
Ingo Simon (rechts) und Daniel Fetzer mit Sansa, der vielleicht einmal bei der Polizei arbeiten wird.

„Man kann in die Tiere nichts hinein prügeln. Aber man kann manches aus ihnen heraus streicheln“, hat die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren mal zum Thema „Hunde“ gesagt. Die Canphal-Initiative geht bei ihrer Arbeit mit Hunden in der so beschriebenen Art und Weise vor, wobei man besser „heraus belohnen“ sagen sollte. Es sind keine Kuschelstunden, die die Canphal-Schutzhunde-Ausbilder auf dem Hundeplatz des VdH Hornbach veranstalten. Da ist kräftezehrende Action für Mensch und Tier angesagt.

Ingo Simon ist der Vorsitzende der Initiative. Der aus Wattweiler stammende Polizeibeamte hat den „Verein zum Erhalt des Dienst- und Gebrauchshundes als Kulturgut“ gegründet. Um eine zukunftsfähige Organisationsstruktur, inclusive brauchbarem Trainingsplatz zu haben, hat sich die Canphal-Initiative vor drei Jahren dem Hornbacher Hundeverein angeschlossen, bildet sozusagen eine eigene Abteilung innerhalb des Vereins. Die VdH-Hornbach-Vorsitzende Eva Lauer freut’s, weil der Mitgliederstand sich somit um die 60 bewegt. An einem Samstag im April haben sich die Hundefreunde auf dem vereinseigenen Platz versammelt, der aufgebaute Grill neben dem Vereinsheim zeigt, was nach der Arbeit mit den Hunden angesagt sein wird. Ingo Simon und Daniel Fetzer führen nacheinander Kreuzungen aus deutschen, belgischen und holländischen Schäferhunden auf den Platz. „Diese Hunde werden nicht nach einem Schönheitsideal gezüchtet, sondern so, dass sie Lebensqualität haben“, stellt der Vorsitzende zunächst mal klar. Unter den „Azubis“ ist auch ein Welpen-Quintett, das Ingo Simon netterweise „Terrorzwerge“ nennt. Diese putzigen Gesellen werden spielerisch an ihre späteren Aufgaben herangeführt. Wer sie über die Wiese des Hornbacher Hundevereins tollen sieht, kann sich kaum vorstellen, dass sie dereinst mal einem Diensthundeteam der Bundeswehr oder einer Schutzhundestaffel der Bundespolizei angehören könnten. „Wir hatten kürzlich Besuch von einer Kommission der Berliner Polizei“, ist Ingo Simon stolz, dass die züchterische und ausbilderische Arbeit der Initiative überregional gewürdigt wird. Über einen Hund, der jetzt bei der hessischen Polizei ist, hat die Bild-Zeitung im November 2016 unter dem Titel „Die Schule der Super-Schnüffler“ berichtet. Ingo Simon hat sich inzwischen die martialisch anmutende Schutzhose, samt Hetzarm angezogen. Daniel Fetzer gibt den Hundeführer, der eine Hündin einen Flüchtigen stellen lässt. „Das ist die Mutter der Welpen. Es ist sozusagen die Wiedereingliederung in den Beruf nach dem Mutterschutz“, flachst Ingo Simon. Dass Simon das Tier, das sich in seinen Armschutz verbissen hat, mit einem Stock abzuwehren versucht, sieht nur auf den ersten Blick so roh aus. Erstens bekommt das Tier von den Abwehrschlägen nur den Luftzug zu spüren und zweitens ist der Stock weder aus Holz noch aus Metall, sondern aus überzogenem Fiberglas – er lässt sich mühelos verbiegen. In der Präambel der Canphal-Initiative heißt es: „Der Diensthund ist ein unverzichtbarer Helfer bis hin zum Lebensretter im Kampf gegen die Kriminalität und Terror. Gleichzeitig ist er auch ein völkerverbindendes Kulturgut.“ Wie der junge Schäferhund Dobrijana. Den schenkte Russland der französischen Polizei als Ersatz und Trost, für die 2015 beim Anti-Terror-Einsatz im Pariser Vorort Saint Denis getötete Schäferhündin „Diesel.“

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