Südwestpfalz Kälte treibt seltene Vogel-Gäste in die Dörfer

Der hübsche Kernbeißer kommt in den Dorfbereich, wenn die Nahrungssuche im Waldbereich schwierig wird.
Der hübsche Kernbeißer kommt in den Dorfbereich, wenn die Nahrungssuche im Waldbereich schwierig wird.

Der kürzliche Wintereinbruch hat sofort die Futtersuche der heimischen Singvögel deutlich erschwert. Darum sind die bisher vermissten Waldvögel und die nordischen Wintergäste unverhofft an den Futterstellen in den Dorfsiedlungen aufgetaucht.

Dies sind der Kernbeißer, die Grünlinge, die Wacholderdrossel und die Bergfinken aus Skandinavien. Einst war die Wacholderdrossel ein Vogel nur der nordischen Länder.

Mit seinem leuchtend grüngelben Federkleid besitzt der Grünfink eine ideale Tarnung, wenn er im Blattwerk von Bäumen und Büschen unterwegs ist. Trotzdem ist der Grünling, wie ihn der Volksmund nennt selten geworden. Das hat Gründe. Der Vogel mag lichte Baumgruppen an Waldrändern, gut belaubte Bauminseln in Parks auf Friedhöfen, aber auch kräftige Gehölze und Büsche mit schützendem Blattwerk. Je dichter das Blätterdach, desto beliebter sind diese Aufenthaltsorte für den Grünling. Insgesamt hat er wertvollen Lebensraum durch eine zu intensive Ausräumung der Landschaft verloren. Im Jahre 2009 erlebte der Vogel zudem eine tödliche Infektionskrankheit, die mindestens 80 000 seiner Artgenossen das Leben kostete. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) berichtet, dass dieses Krankheitsbild regional immer wieder aufflackert und zu zahlreichen Verlusten zur Sommerzeit führt, wenn sich die Vögel an infizierten Wasserstellen und Futterplätzen anstecken.

Die Zählung der Gartenvögel des Nabu im Sommer 2022 ergab, dass gerade noch ein Grünfink je Garten in Deutschland gezählt wurde. In Rheinland-Pfalz war das Ergebnis mit nur 0,68 je Garten noch deutlich erschreckender. Im Landkreis Südwestpfalz hatte man eine Zunahme von 36 Prozent gezählt (1,2). Im Stadtbereich Zweibrücken war der Zuwachs acht Prozent, was einer Zunahme auf 0,72 Grünlinge entspricht. Der Saarpfalz-Kreis vermeldete hingegen einen Rückgang von 35 Prozent auf 0,49 Vögel in einem Garten.

Albert Westrich aus Schmitshausen, der seit vielen Jahren seine Vögel zur Winterzeit füttert, der vermisst längst zahlreiche Singvögel an seinen Futterstellen. Hierzu zählt auch der Grünling. Er sei in diesem Jahr wieder nicht aufgetaucht, obwohl der kurzzeitige strenge Frost mit über zehn Grad Minus auf der Sickinger Höhe einige Waldvögel zur Futtersuche ins Dorf getrieben hätte. Trotzdem tauchten in dieser Notsituation bei der Futtersuche weder Grünling, Kernbeißer, Dompfaff noch Schwanzmeise an den idealen Futterplätzen zwischen Bäumen und Sträuchern um sein Haus herum auf. Auch Revierförster Hermann Gries aus Knopp-Labach, dem in den Wäldern der Sickinger Höhe und des Wallhalbtales fast nichts entgeht, der spürt die Abnahme vieler Vogelarten schon lange. Hierzu gehöre auch der Grünling, obwohl er in den Laubkronen der Bäume nicht so leicht auffällt.

Ein Schnabel wie eine Kneifzange

Der Kernbeißer wird im Volksmund auch als Finkenkönig bezeichnet, da er der größte einheimische Finkenvogel ist, der ein Körpergewicht von nahezu 60 Gramm erreicht. Somit ist er doppelt so schwer wie der Grünfink. Sobald der Hunger den Kernbeißer umtreibt, dann taucht der besonders scheue Vogel an kalten Wintertagen auch am Futterhäuschen auf, wo er nicht selten sogar durch Rauferei sein dominantes Wesen unterstreicht. Der etwas plump wirkende Vogel lebt sonst hoch oben in den Baumkronen des Mischwaldes, wo er nur wirklich geübten Naturbeobachtern auffällt. Der gedrungene Körper, mit starkem Hals, rundem Kopf, vergleichsweise kurzen Flügeln und kurzem Schwanz hat jedoch eine kontrastreiche Federfärbung. Der orange bis rostbraune Kopf, die schwarze Schnabeleinfassung und das genau so dunkle Kehllätzchen geben dem Vogel ein hübsches Aussehen.

Der Kernbeißer besitzt mit über 45 Kilogramm Schnabeldruck eine gewaltige Beißkraft. Mit seinem Schnabel vermag er so spielend leicht Kirsch- und andere Steinobstkerne aufzuknacken. Der Kernbeißer mag auf seinem Speiseplan Samen von Buchen, Ahorn, Ulmen, dazu Schlehenkerne, Mehlbeeren, Traubenkirschen, Baumknospen, Insekten und Raupen. Zu den natürlichen Feinden des Waldbewohners zählen Parasiten, Sperber, Habicht, Rabenvögel, Eulen, Marder, Eichhörnchen und der Waschbär. Der Vogel bewegt sich oft hüpfend am Boden.

Grünlinge suchen ihre Nahrung am Boden.
Grünlinge suchen ihre Nahrung am Boden.
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