Kreis Südwestpfalz Kell setzte seine Arbeiter auf familieneigenem Grundstück ein
Als der Geschäftsführer der Stiftung Römermuseum nach einem Sturm einen Wanderweg freiräumen ließ, da ließ er einen ihm unterstellten Arbeitstrupp auch einen Baum kleinsägen und fortschaffen, der auf das Grundstück seiner Schwiegereltern gefallen war. Das hatte die Stadtverwaltung Homburg auf Anfrage der RHEINPFALZ am Donnerstag erklärt (wir berichteten am Freitag). Auf Nachfrage der RHEINPFALZ räumte die Stadtverwaltung gestern, dass nicht nur Kells Schwiegereltern dort wohnen, sondern auch er selbst.
Damit ist offen, was tatsächlich der Anlass des Arbeitseinsatzes war. Am Donnerstag hatte das Rathaus mitgeteilt, dass Kell damals den viel frequentierten Wanderweg am Bahndamm in Bruchhof von Ästen und umgestürzten Bäumen habe freiräumen lassen und bei der Gelegenheit auch einen Baum zersägen und fortschaffen lassen, der auf das Grundstück seiner Schwiegereltern gestürzt war. Da Kell selbst dort wohnt, wie sich jetzt herausstellt, war es womöglich auch umgekehrt. Gestern teilte die Stadtverwaltung nämlich mit, dass bei dem Sturm „mächtige Pappeläste“ den Wanderweg versperrt hätten. Die Stadtverwaltung schreibt weiter: „Teile der Baumkrone und Äste beschädigten auch den Zaun an Kells Grundstück und das Tor zum Nachbargrundstück. Durch den Zugriff auf die Arbeitsgruppe konnte Klaus Kell schnell reagieren. So hat er den Auftrag für das Freiräumen des Wegs an die Truppe übertragen. Diese hat die Begehbarkeit des Wegs bereits am Tag nach dem Sturm wiederherstellen können. Bei der Kontrolle der Arbeiten vor Ort beauftragte Klaus Kell die Mitarbeiter, einen mittelgroßen Baum, der auf dem familieneigenen Grundstück umgestürzt war, ebenfalls zu entfernen.“ Wenn es so war, wie die Stadtverwaltung das gestern beschreibt, wäre auch nicht völlig auszuschließen, dass Kell den Arbeitstrupp an und in der Nähe des familieneigenen Hauses einsetzte, weil der Sturm bei sich und seinen Schwiegereltern Schäden verursacht hatte, und dass Kell bei der Gelegenheit auch den Wanderweg freiräumen ließ. Die Frage nach dem Anlass der Arbeiten ist deshalb von Belang, weil in der Amtszeit des damaligen Oberbürgermeisters Karlheinz Schöner, als solcher im Amt von 2008 bis 2014, der Arbeitstrupp der Stiftung Römermuseum öfter auf Privatgrundstücken von Mitarbeitern der Stadtverwaltung oder von deren Verwandtschaft eingesetzt worden sein soll. Hierzu ermittelt die Staatsanwaltschaft. Schöner war im Laufe seiner Verwaltungs-Karriere zeitweise auch Korruptionsbeauftragter des Rathauses. Die Stadtverwaltung Homburg teilte gestern mit, dass der Sturm, der den Einsatz an dem Wanderweg in Bruchhof ausgelöst hatte, „nun vier oder fünf Jahre“ zurückliege. Ein genaues Datum nannte die Stadtverwaltung nicht. Das Rathaus schreibt weiter: „Zu diesem Zeitpunkt hatte Dr. Kell als Geschäftsführer der Stiftung Römermuseum Zugriff auf einen Arbeitstrupp, der aus vier bis fünf Mitarbeitern bestand. Diese waren in erster Linie wie eine mobile Gruppe für die Unterhaltung der kulturhistorischen Stätten der Stadt Homburg im Einsatz, beispielsweise auf dem Areal des Römermuseums, an der Merburg, auf dem Klosterberg in Wörschweiler, auf dem Schlossberg, dem Karlsberg“ im Einsatz. Die Truppe erledigte offenbar zuweilen auch andere Arbeiten, die schnell und unbürokratisch erledigt werden sollten. Bei dem Wanderweg zum Beispiel handelte es sich nicht um eine kulturhistorische Stätte. Bei den Privathäusern von Verwaltungsmitarbeitern oder deren Verwandtschaft auch eher nicht. Die Stadtverwaltung Homburg unterstrich gestern die Flexibilität der Truppe, indem sie schrieb: „Durch den Zugriff auf die Arbeitsgruppe konnte Klaus Kell schnell reagieren.“ Laut Stadtverwaltung Homburg handelte es sich bei dem Baum, den Kells Arbeitsgruppe im Jahr 2012 oder 2013 vom Grundstück seiner Schwiegereltern entfernen ließ, um „einen mittelgroßen Baum, der auf dem familieneigenen Grundstück umgestürzt war.“ Weiter heißt es: „Dieser Baum lag bereits am Boden, hatte eine Stammhöhe von zirka drei Metern und einen 25 bis 30 Zentimeter starken Stammdurchmesser. Der Baum wurde mit drei oder vier Sägeschnitten klein geschnitten, (auf) den LKW geladen und ins Römermuseum gebracht, wo das Holz genutzt wurde. Das Zerteilen und Aufladen des Baums hat nach der Erinnerung von Klaus Kell zehn bis 15 Minuten gedauert.“ Wegen des Arbeitseinsatzes auf dem familieneigenen Grundstück stellte die RHEINPFALZ der Stadtverwaltung Homburg diese Frage: „Wenn morgen bei einem Sturm ein Baum auf ein Privatgrundstück auf der Gemarkung der Stadt Homburg fallen würde und der Besitzer des Grundstücks würde Herrn Kell bitten, diesen Baum von einer Arbeitsgruppe der Stiftung Römermuseum zersägen und das Holz zum Römermuseum bringen zu lassen, würde dieser Bitte entsprochen? Würde die Stadt Homburg oder die Stiftung dafür Geld verlangen? Oder würde sie das unentgeltlich erledigen? Oder würde sie das gar nicht erledigen? Würde eine andere Abteilung/Amt/Bauhof der Stadt Homburg den Baum entfernen? Unentgeltlich? Gegen Gebühr? In welcher Höhe?“ Auf diese Fragen antworte die Stadtverwaltung gestern pauschal so: „Nein.“ Sie fügte aber hinzu: „Wenn sich allerdings eine bestimmte Situation ergeben würde, dass ein Arbeitstrupp ohnehin im Einsatz ist und ein Anwohner sich mit einer Bitte für eine kleinere Tätigkeit an die Mitarbeiter wenden würde, die diese vor Ort für nur wenige Minuten in Anspruch nehmen würde, ist durchaus vorstellbar, dass unsere Leute eine solche Aufgabe im Sinne des Bürgerservices kostenfrei für diesen erledigen würden.“ Die RHEINPFALZ wollte am Freitag von der Stadtverwaltung Homburg auch wissen, wie viele Arbeiter damals zur Beseitigung der Sturmschäden an dem Wanderweg bei Bruchhof eingesetzt waren, wie lange der Einsatz dauerte, wem der Wanderweg gehört und ob an jenem Tag oder in jener Woche noch andere Wanderwege auf der Homburger Gemarkung von jener Arbeitsgruppe freigeräumt wurden. Die Stadtverwaltung beantwortete diese Fragen gestern nicht. Sie antwortete auch nicht auf die Fragen, wer bei der Stadt Homburg für die Unterhaltung und die Begehbarkeit der Wanderwege zuständig ist und wer befugt ist, über den Einsatz von Arbeitern im Wald zu entscheiden. Offen ließ die Verwaltung auch die Frage, wie es dazu kam, dass der Geschäftsführer der Stiftung Römermuseum sich damals um umgestürzte Bäume im Stadtteil Bruchhof kümmerte, der nicht in der Nähe des Museums liegt. Die Strafverfolgungsbehörde des Saarlandes teilte auf Anfrage der RHEINPFALZ gestern mit: „Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken führt wegen des Sachverhalts zurzeit kein förmliches Ermittlungsverfahren. Es wird lediglich geprüft, ob überhaupt ein Anfangsverdacht gegeben sein könnte.“