Rodalben Nutria-Plage: Stadtbürgermeister bittet, auf Fütterung zu verzichten

Immer mehr Nutrias tummeln sich am Rodalb-Ufer. Stadtbürgermeister Claus Schäfer appelliert an die Bevölkerung, die Tiere nicht
Immer mehr Nutrias tummeln sich am Rodalb-Ufer. Stadtbürgermeister Claus Schäfer appelliert an die Bevölkerung, die Tiere nicht zu füttern.

Ihre Population wächst rasch. Mehr und mehr entwickeln sich die Nutrias – auch Sumpfbiber genannt – am Ufer der Rodalb zur Plage. Stadtbürgermeister Claus Schäfer sieht sich zum Handeln gezwungen: Er appelliert an die Bevölkerung, die Tiere nicht mehr zu füttern. Denn Schäden sind bereits zu sehen.

Claus Schäfer hat beobachtet, dass die sich in Rodalben angesiedelten Nutrias – wie anderswo Wasserenten – von Passanten gefüttert werden. „Weil sie mit ihren orangefarbenen Schneidezähnen und ihren Kulleraugen so putzig aussehen“, vermutet der Stadtchef. Bekannt ist, dass die Nager verwandt sind mit Meerschweinchen, ein dunkelbraunes – seltener ein weißes – Fell haben, 60 Zentimeter groß und bis zu zehn Kilogramm schwer werden können. Zudem haben sie einen großen Appetit, vertilgen täglich bis zu einem Viertel ihres Körpergewichts. Dabei knabbern sie zum Beispiel an Wasserpflanzen und selbst vor Disteln schrecken sie nicht zurück.

Dieses Nimmersatt-Verhalten wird nun noch befeuert, indem „Gaststättenbesucher die Tiere mit Pommes vom Biergarten oder von der Terrasse aus füttern“, berichtet Schäfer. Oder „Spaziergänger werfen ihnen Brotstücke zu“. Diese Art der sicher gut gemeinten Zuwendung solle unterbleiben, bittet er. Denn Nutrias seien Wildtiere, die jedoch durch die Gewöhnung an Menschen ihre Scheu verloren hätten. Die Fütterung habe dabei gleich zwei negative Effekte: Zum einen ernährten sich die Tiere nicht artgerecht, was ihnen schade, zum anderen fördere die üppige Nahrungsversorgung ihre Vermehrung.

Kreis: Generelle Zunahme in der Südwestpfalz

Den Eindruck des Stadtbürgermeisters bestätigt auf Anfrage Samantha Lang vom Pressebüro der Landrätin namens der Unteren Naturschutzbehörde: „Die Tiere erfreuen sich großer Beliebtheit bei der Bevölkerung und werden gerne gefüttert, was ihre weitere Ausbreitung begünstigt.“ Weiterhin teilt Lang mit, Nutrias seien inzwischen an vielen Gewässern im Landkreis „in unterschiedlichen Populationsstärken“ vorzufinden. Auch wenn aktuelle Daten nicht vorlägen und die Zahlen naturgemäß schwankten, sei von „einer generellen Zunahme in der gesamten Südwestpfalz“ auszugehen. „Das Problem ist nicht neu, das weitgehend flächendeckende Vorkommen ist bereits seit Längerem bekannt“, stellt die Sprecherin fest.

Zur Begründung, wie es zur Vermehrung der Sumpfbiber gekommen ist, weist Lang auf die Erklärungen der Fachleute bei der Kreisverwaltung hin: Nutrias seien „ursprünglich in Südamerika beheimatet“ gewesen und „zum Zwecke der Pelzzucht in Deutschland eingeführt“ worden. Als die Nachfrage in den 90er Jahren sank, seien wohl zahlreiche Nutrias ausgesetzt worden und hätten sich in der Folge in Deutschland ausgebreitet. Generell bevorzugten sie strömungsarme Gewässer mit angrenzenden Wiesen – in Rodalben fänden sie genau diese Voraussetzungen vor.

Schäden sind bereits offensichtlich

Laut Schäfer tummeln sich die Tiere beispielsweise auf dem Gelände hinter dem Schapuro-Gebäude. Dort – und keinesfalls nur dort – seien Schäden bereits offensichtlich. Abschnitte der Seitentäler seien ausgehöhlt und Ränder weggespült. Wege veränderten sich, auf den Grundstücken an der Rodalb seien schon „ein paar Meter weggespült“ worden. Nutrias unterhöhlten den Boden, was für den Hochwasserschutz zum Problem werden könne. Zudem nähmen sie einheimischen Vogelarten den Lebensraum.

Deshalb rät der Stadtbürgermeister: „Man kann die Tiere gerne beobachten, soll sie jedoch nicht füttern – auch wenn sie niedlich aussehen und mitunter zutraulich geworden sind.“ Samantha Lang pflichtet ihm seitens der Kreisverwaltung bei: „Eine Fütterung sollte unbedingt vermieden werden. Wenn die Tiere sich in sensiblen Bereichen ansiedeln, könnte man in Abstimmung mit den zuständigen Behörden und Jagdberechtigten veranlassen, dass Lebendfallen aufgestellt werden.“

Die Sumpfbiber unterhöhlen die Böschung, wie hier hinter dem Schapuro-Gebäude. Das kann auch dem Hochwasserschutz schaden.
Die Sumpfbiber unterhöhlen die Böschung, wie hier hinter dem Schapuro-Gebäude. Das kann auch dem Hochwasserschutz schaden.
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