SCHÖNAU/DAHN Sänger Hermann Johann: „Gesegnet mit einer Stimme, die nicht jeder hat“

Hermann Johann kann sich ein Leben ohne Singen nicht vorstellen.
Hermann Johann kann sich ein Leben ohne Singen nicht vorstellen.

Seit 60 Jahren singt Hermann Johann in einem Chor, hat Lieder aufgenommen und selbst vertont. Für den Chorgesang erhält er am Donnerstag eine Auszeichnung vom Deutschen Chorverband. Der 74-Jährige ist überzeugt, dass Gesang in jeder Lebenslage guttun kann: „Mit Singen kann man alle Gefühle ausdrücken, die es gibt.“

Der 1949 in Dahn geborene und aufgewachsene Hermann Johann singt inzwischen im gemischten Chor Schönau. Singen ist sein Leben, von Kindesbeinen an. „Ich wurde von Gott mit einer Stimme gesegnet, die nicht jeder hat“, sagt Johann. Er freut sich über die vielen schönen Begebenheiten, die der über die Region hinaus bekannte Bass im Laufe seines Lebens erleben durfte. „Ich konnte noch nie Noten lesen, das ging einfach nicht an mich“, erzählt er lachend. Deshalb hat er auch nie ein Instrument gelernt. Schon in der Schule beim Flötenunterricht stand er mit den Noten auf Kriegsfuß. Er hat den Mitschülern ein paarmal zugehört und die Stücke dann einfach nachgespielt.

Im Jahr 1964 begann er beim Männergesangverein Dahn zu singen. „Dort lernte ich den Männerchorgesang kennen und lieben“, erzählt Johann. Viel zu verdanken habe er dem Chorleiter Karl Sieber, der den Dahner Chor übernahm. Sieber war Bundeschormeister. Stimmbildung brachte er nicht nur dem damaligen Teenager näher. Klassischen Gesangsunterricht hat Hermann Johann indessen nie absolviert.

Zweimal pro Woche zur Singstunde

Lange Jahre war Johann unter Siebers Leitung auch Sänger in einem überregionalen Männerchor mit Sängern aus 13 Ortschaften. „Das alles waren Sänger, die zusätzlich zu ihrem Chor im Heimatort eine neue Herausforderung suchten“, erzählt der 74-Jährige. Also ging er montags in Windsberg in die Singstunde und freitags in Dahn.

Bei der Erinnerung an zwei Konzertreisen in die USA mit Sieber bekommt Johann heute noch glänzende Augen: „Das waren unvergessliche Momente.“ Aber auch Erlebnisse mit seiner Männer-Wandergruppe aus Sangesbrüdern sind ihm noch sehr lebendig. „Wir kamen an keiner Kirche vorbei, in der wir nicht gesungen hätten“, erzählt Johann. Manchmal seien daraus kleine spontane Konzert geworden, weil die Menschen die Sänger nicht wieder hätten gehen lassen wollen.

Mit Peter Jochen Degen in Radio- und Fernsehstudios

Ein großer Förderer seines Talents begegnete Johann in dem SWR-Moderator Peter Jochen Degen. „Er hat mir immer wieder Chancen eröffnet, um für einen größeren Kreis in anderen Regionen zu singen“, erzählt Johann. Als Chorleiter Lothar Frary den MGV Dahn übernahm, bekam das Singen für Johann eine neue Dimension. Frary überzeugte ihn, einige Stücke auf CD aufzunehmen. Singen beim Wandern oder in der Kirche sind das eine. „Ein Tonstudio ist aber etwas ganz anderes“, sagt Johann.

Frary arrangierte ihm die Lieder auf den Leib. Mit ihm zusammen lernte Johann einige Rundfunk- und Fernsehstudios von innen kennen. „Das hat wirklich viel Spaß gemacht, aber es war nicht immer einfach, Familie, Beruf und Hobby unter einen Hut zu bringen“, sagt der zweifache Vater. „Meine Frau hat das alles mitgetragen.“ Nachdem der Dahner MGV aufgelöst wurde, wechselte er mit Dirigent Frary nach Schönau. Seitdem singt er dort im gemischten Chor und fühlt sich zuhause.

Eigene Texte und Mundartgedichte vertont

Ein Leben ohne Singen kann sich Hermann Johann nicht vorstellen. Seine Stimme sei mit den Jahren geerdeter und tiefer geworden, berichtet er. „Aber sie macht noch immer, was ich will“, sagt der Bass-Sänger. Eigene Liedtexte und Gedichte in Mundart hat er selber vertont. „Ich singe es so lange, bis ich es kann, und dann sing ich es Lothar Frary vor. Nach ein paarmal Hören begleitet er mich dazu, als hätten wir nie etwas anderes gemacht“, erzählt Johann erfreut über dieses musikalische Ausleben seiner Kreativität. Am liebsten singt er an Weihnachten: „Das ist meine Zeit.“

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