Kreis Südwestpfalz Sie leben von 327 Euro im Monat

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Ein männlicher, alleinstehender Asylbewerber bekommt in der Regel einmal im Monat 327 Euro bar auf die Hand. Der Betrag wird nach dem Asylbewerberleistungsgesetz gezahlt. In der Verbandsgemeinde (VG) Bruchmühlbach-Miesau werden die 327 Euro einmal im Monat ausbezahlt, damit die Flüchtlinge wenigstens monatlich in der Verwaltung waren, wie Bürgermeister Werner Holz erklärt. Thaleischweiler-Wallhalben zahlt in zwei Raten im Monat – und wenn die Abschiebung ansteht nur noch wöchentlich, erläutert der dortige Büroleiter Werner Scheerer. Gutscheine gibt es in der Region nicht. Die 327 Euro sind nur für den Lebensunterhalt. Miete, Heizung, Strom und Wasser werden separat von der Verbandsgemeinde an die Vermieter bezahlt. Das können manchmal horrende Summen für Strom und Heizung sein, wie ein Fall aus Obernheim-Kirchenarnbach zeigt, wo die Asylbewerber sehr großzügig geheizt hatten. Unter der Hand ist aus den Verwaltungen zu hören, dass bei dem einen oder anderen Asylbewerber nicht so die Einsicht vorhanden sei, auch sparsam mit Heizung und Strom umzugehen. Für alle Aufwendungen erhalten die Verbandsgemeinden pro Asylbewerber pauschal 513 Euro vom Land. Darin enthalten sind die 327 Euro und alle Ausgaben für Miete, Heizung, Strom und Wasser. „Das reicht nicht“, meint Scheerer, der für 2015 mit einem Fehlbetrag von 70 000 Euro rechnet, den die Verbandsgemeinde für den Unterhalt der Flüchtlinge draufzahlen müsse. Gerade wenn viele Einzelpersonen untergebracht werden, lägen die Wohnkosten höher als wenn Familien einquartiert werden könnten, rechnet Scheerer vor. In den anderen Verbandsgemeinden scheint es besser zu laufen. Holz hat kein Defizit für Bruchmühlbach-Miesau zu vermelden, und auch Karl-Heinz Brügel, Büroleiter der VG Zweibrücken-Land, kann auf Anfrage nicht von einem Defizit sprechen. Die Gemeinden bekommen in vielen Fällen allerdings auch etwas von den Flüchtlingen, denn die dürfen laut dem Asylbewerbergesetz für gemeinnützige Arbeiten herangezogen werden – und falls die Arbeiten abgelehnt werden, können die Leistungen gekürzt werden. Davon machen alle Verbandsgemeinden Gebrauch, auch zum Nutzen der Flüchtlinge. „Die sind froh, arbeiten zu können und nicht nur stupide rumsitzen zu müssen“, weiß Scheerer aus Thaleischweiler-Wallhalben zu berichten. Dort arbeiten fünf Flüchtlinge in Knopp, zwei in Wallhalben und sechs in Thaleischweiler-Fröschen. Die Art der Arbeiten reicht von mähen, mehren oder der Pflege des Bauhofgeländes bis zu Handreichungen für den Hausmeister in Wallhalben. In den 327 Euro sind die Arbeitseinsätze nicht inbegriffen. Für jede geleistete Stunde wird den Flüchtlingen noch 1,05 Euro gezahlt, erklärt Scheerer. In Bruchmühlbach-Miesau helfen Flüchtlinge laut Bürgermeister Holz im Freibad, auf dem Campingplatz und vereinzelt auch mal bei Möbeltransporten sowie als Übersetzer. Das seien aber nur Einzelfälle, so Holz. Auch in der VG Zweibrücken-Land werden nur vereinzelt Asylbewerber zur Pflege öffentlicher Anlagen und zur Mithilfe bei der Wohnungseinrichtung herangezogen. Anders sieht es in Pirmasens-Land aus. „Die Flüchtlinge arbeiten in allen Gemeinden“, erzählt die dortige Bürgermeisterin Silvia Seebach. Sehr stark werde das in Bottenbach genutzt. „Das liegt auch daran, dass der Ortsbürgermeister sich persönlich der Thematik annimmt und intensiven Kontakt zu den Flüchtlingen pflegt“, so Seebach. Grünanlagen werden in Bottenbach gepflegt, gekehrt und dem Gemeindearbeiter auch sonst zur Hand gegangen. Voll des Lobes ist auch der Lemberger Bürgermeister Heinrich Hoffmeister über das halbe Dutzend Flüchtlinge, das im Bauhof der Gemeinde mithilft. Flüchtlingsfrauen haben hier die Freizeithalle wieder putztechnisch auf Vordermann gebracht, was wegen der Überforderung der Gemeindearbeiter gerade dringend nötig gewesen sei. In Bottenbach hat der Einsatz der Flüchtlinge im Gegenzug das Bürgerengagement geweckt, wie Seebach zu berichten weiß. Die Bürger hätten den Flüchtlingen Kleider, Möbel und Haushaltsgegenstände gespendet, was andernorts eher nicht zu sehen sei. Die Serie In unserer Serie „Zuflucht“ beleuchten wir das Thema Flüchtlinge aus verschiedenen Blickwinken: Wie viele Asylbewerber leben unter uns, wie sieht ihr Alltag aus, wie werden sie aufgenommen?

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