Bruchweiler-Bärenbach Solidarität der Kleinen: Wie eine Kita im Ahrtal geholfen hat

Bei einer digitalen Elternabend-Sitzung der Kita Bruchweiler überreichten die Kinder symbolisch ihre Spenden an die zugeschaltet
Bei einer digitalen Elternabend-Sitzung der Kita Bruchweiler überreichten die Kinder symbolisch ihre Spenden an die zugeschaltete Kita-Leitung im Ahrtal.

Die Bilder der Zerstörungen nach der Flut im Ahrtal haben auch die Kleinsten in den Medien wahrgenommen. In den Familien und auch in der katholischen Kindertagesstätte St. Franziskus wurde über die Situation der Menschen und der Kinder im Speziellen gesprochen. Und auch die Kita-Kinder dort wollten helfen. Ein Beispiel dafür, wie schon die Kleinsten in der Südwestpfalz Solidarität bewiesen haben.

Gemeinsam mit den Erzieherinnen überlegte man, was man tun könnte. Die Wahl fiel auf einen Spendenlauf, „denn laufen kann jeder“, fand die Kita-Leiterin Ariane Schnebel. Am 19. September 2021 war es dann so weit. Die Kinder gingen an einem Sonntagmorgen mit Feuereifer zur Sache. Die Laufstrecke wurde im Spießwiesenpark abgesteckt, knapp 500 Meter betrug eine Runde. Zuvor hatten sich die Kinder im Familienkreis Sponsoren für ihren Lauf gesucht. Dank ausdauernder Läufer, der ausdauerndste Teilnehmer lief fünf Runden, kam eine stattliche Summe zusammen. Aufgerundet durch Spenden von Firmen konnte die Kita St. Franziskus die stolze Summe von 4219,66 Euro übergeben. Als Empfänger der Spende hatte man sich ebenfalls eine Kita in katholischer Trägerschaft ausgesucht, St. Mauritius in Bad Neuenahr-Ahrweiler, im Ortsteil Heimersheim.

Digitale Spendenübergabe

Die Spendenübergabe fand nun digital statt. Auf der Kita-Plattform hatte die Einrichtung St. Franziskus zu einem digitalen Elternabend eingeladen, in Heimersheim war die dortige Kita-Leitung zugeschaltet. Stolz präsentierten die Bruchweilerer Kinder ihren Spendenscheck und ernteten begeisterten Applaus.

Sabrina Sausen, Leiterin der Kita St. Mauritius, berichtete während des digitalen Treffens in eindrücklichen Worten über das Schicksal der Einrichtung. „Wir liegen etwa 500 Meter von der Ahr weg“, erzählte sie. „An dem Nachmittag des 14. Juli waren wir alle länger da, denn wir hatten Teamsitzung. Es hatte schon den ganzen Tag in Strömen gegossen und wir haben noch gescherzt, dass man uns wohl mit dem Schlauchboot würde abholen müssen“, sagt die Kita-Leiterin. Auch mit den Kindern habe man am Nachmittag noch kleine Boote in den großen Pfützen schwimmen lassen. „Dass das Hochwasser kommt, war dann bald klar, aber nicht das Ausmaß“, blickt sie zurück. Beim letzten Jahrhundertwasser war die Einrichtung nicht betroffen gewesen.

Gebäude wird komplett zerstört

„Ich war dann gegen 21.30 Uhr noch mal mit meinem Mann vor Ort, um nach dem Gebäude zu schauen. Da haben wir schon die Feuerwehr getroffen, die dabei war, Barrieren aufzubauen.“ Als dann später im ganzen Ort die Sirenen heulten, war ihr klar, dass das mehr werden würde als gedacht. „Wir wollten dann noch mal nach dem Haus schauen, aber da kamen wir schon nicht mehr dran“, sagt Sausen.

Am nächsten Morgen offenbarte sich das ganze Ausmaß der Zerstörung. „Es war schnell klar, dass wir so bald hier keinen Betrieb mehr haben würden. Wir haben uns dann durch den Schlamm ins Gebäude gekämpft“, erzählt sie. „Es sah aus, als habe man einfach alles in einer großen Waschmaschine gewaschen.“ Sicherheitsglasfenster hatte die Flutwelle eingedrückt, der Schlamm saß hoch, aus dem Keller hatte es Reste von Heizöl nach oben gespült, das Wasser hatte im Erdgeschoss 1,70 hoch gestanden, für das Gebäude gab es keine Rettung mehr, es muss abgerissen werden.

Viele Kita-Kinder und Schüler verlieren Unterkunft

„Allein bei unserem Träger, der Katholischen Kita gGmbH Koblenz, sind es fünf Kindertagesstätten, die abgerissen werden müssen.“ Insgesamt etwa 800 Kita-Kinder hatten keine Bleibe mehr und etwa 8000 Schüler, allein in Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Kurzfristig wurden für viele Kinder Übergangslösungen gefunden, sie kamen in anderen Kitas unter, zu denen sie aber zum Teil weit mit dem Bus fahren müssen. Aber die Eltern waren ja weiterhin mit den Folgen der Flut beschäftigt oder mussten arbeiten.“ Bürgerhäuser oder alte Schulen wurden als Ausweichquartier genutzt.

Dankbar für die Unterstützung

Für die Kinder von St. Mauritius bot sich dann Mitte November eine Übergangslösung an. „Eine Containerfirma hat für uns kostenlos Container aufgebaut und wir dürfen hier zwei Jahre mietfrei bleiben, wir fühlen uns hier sehr wohl“, sagt Sabrina Sausen; währenddessen baut die Gemeinde eine neue Kita. „Die Kinder haben das Geschehen zum Teil besser verkraftet als die Erwachsenen, haben das Erlebte in ihrem Spiel zigmal durchgespielt und es ist zum Teil immer noch Thema, weil die Familien ja immer noch beim Renovieren sind. Aber bei uns ist kein Kind schwer traumatisiert worden“, stellt die Pädagogin fest. Sie blickt optimistisch in die Zukunft: „Wir haben so viel Hilfe und Unterstützung erfahren, und es gibt auch Neuanmeldungen, das zeigt doch, dass es im Ahrtal wieder eine Zukunft geben wird.“

Das Geld aus Bruchweiler-Bärenbach wird in den Turnraum investiert werden – „das kommt allen Kindern zugute und wir sind richtig happy und dankbar für diese tolle Idee“.

Die Kita St. Mauritius in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde bei der Flut im Juli 2021 komplett zerstört.
Die Kita St. Mauritius in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde bei der Flut im Juli 2021 komplett zerstört.
Neben St. Mauritius mussten vier weitere Kitas des katholischen Trägers im Ahrtal abgerissen werden.
Neben St. Mauritius mussten vier weitere Kitas des katholischen Trägers im Ahrtal abgerissen werden.
x