Dietrichingen Warum es beim Dorffest am Brunnen wieder keinen Zeltgottesdienst gibt

Dietrichingens Ortsbürgermeisterin Ulrike Vogelgesang hilft beim Aufbau des Dorffestes, bei dem zum zweiten mal kein Gottesdiens
Dietrichingens Ortsbürgermeisterin Ulrike Vogelgesang hilft beim Aufbau des Dorffestes, bei dem zum zweiten mal kein Gottesdienst stattfindet.

Am Wochenende, 29./30. Juni, feiert Dietrichingen zwei Tage lang Dorffest am Brunnen. Im vergangenen Jahr hat die Ortsgemeinde mit einer Tradition gebrochen: Vor dem Frühschoppen am Sonntagmorgen gab es erstmals keinen ökumenischen Zeltgottesdienst. Wie haben die Besucher das aufgenommen, und wie sehen die Pläne für 2024 aus?

Der Gottesdienst war viele Jahrzehnte lang fester Bestandteil des Dietrichinger Dorffestes. Bis 2023 – da haben zum ersten Mal die Schwarzen Husaren aus Kleinsteinhausen Blasmusik statt Gebete geliefert. In diesem Jahr spielt der Musikverein Trulben ebenfalls Blasmusik, auch diesmal wird es keinen Gottesdienst geben. Der Grund für den Verzicht, der teilweise kontroverse Diskussionen ausgelöst hatte, ist laut Ortsbürgermeisterin Ulrike Vogelgesang eindeutig und klar: „Es war schlicht nicht mehr gewünscht von den Leuten im Dorf.“

2023 umsatzstärkstes Jahr der jüngeren Geschichte

Etliche Dietrichinger bestätigen, dass der Dorffest-Gottesdienst zuletzt keinen so großen Anklang mehr fand. „Fest ist Fest und Kirche Kirche“, sagt einer. Oft seien beispielsweise Hornbacher und Mauschbacher zum Gottesdienst gekommen, die allerdings anschließend nur schnell Mittag gegessen hätten und dann nach Hause gefahren seien, also gar nicht unbedingt wegen des Festes nach Dietrichingen gekommen seien.

„Wir hatten die Überlegung, etwas Neues auszuprobieren und mal etwas anders zu machen“, sagt Ulrike Vogelgesang über die Entscheidung, auf den Morgen-Gottesdienst zu verzichten. Ihrer Wahrnehmung nach habe des Fest im vergangenen Jahr den Menschen sehr gut gefallen – auch die Blasmusik zum Frühschoppen. Zudem sei 2023 das umsatzstärkste Jahr gewesen in der jüngeren Geschichte des Dietrichinger Dorffestes. „Es hat alles gepasst“, befindet Vogelgesang, die die Rekordumsätze aber nicht am Gottesdienstverzicht festmachen möchte. Das gute Wetter und die Tatsache, dass es keine Konkurrenzveranstaltungen gegeben habe, hätten eine große Rolle gespielt. In jedem Fall aber seien mehr Besucher „hogge geblieb“ als im Jahr zuvor. Da viele Dietrichinger bei der Festorganisation eingespannt seien, sei man durchaus auf die auswärtigen Besucher angewiesen. 60 bis 70 Helfer sind in diesem Jahr im Vorfeld, beim Aufbau, während des Festes und hinterher im Einsatz.

Im Vorjahr kaum negative Reaktionen

Nach der Bekanntgabe, dass Musik den Gottessegen ersetzen soll, gab es im Jahr 2023 einen Leserbrief einer Hornbacherin, die sich kritisch darüber äußerte. Dies sei aber die einzige negative Reaktion gewesen, die sie mitbekommen habe, sagt die Dietrichinger Ortsbürgermeisterin. Und mitnichten könne die neue Ausrichtung so ausgelegt werden, dass ihr Ort nun als Atheisten-Dorf bezeichnet werden könne: Immerhin findet einmal monatlich im Dorfgemeinschaftshaus ein protestantischer Gottesdienst mit dem zuständigen Hornbacher Pfarrer Daniel Seel statt. Die Kirche sei zwar nicht erfreut gewesen über die Neuerung beim Dorffest, dafür hätten Kirche und Gemeinde in diesem Frühjahr aber den Storchengottesdienst auf dem Kirschbacher Hof, der ebenfalls zu Dietrichingen gehört, wieder aufgezogen, berichtet Vogelgesang.

Das Dietrichinger Dorffest, früher auch Brunnenfest genannt, startet am Samstagabend, 29. Juni, um 18 Uhr in der Schulstraße rund um den Brunnen mit Leckereien vom Grill und Barbetrieb. Hauptfesttag ist der Sonntag, der um 11 Uhr mit dem Frühschoppen startet, der vom Musikverein Trulben mit Blasmusik untermalt wird. Ab 12 Uhr gibt es Dietrichinger Spezialitäten, ab 14 Uhr Kaffee, Kuchen und Torten. Am Nachmittag unterhält die Tanzgruppe des TV Hornbach, es gibt Kinderschminken und eine Hüpfburg. „Und außerdem wieder Knepp von den Landfrauen“, sagt Ulrike Vogelgesang. Auf vielfachen Wunsch von Besuchern steht die Spezialität, auch als „Hoorische“ bekannt, wieder auf der Speisekarte des Dorffestes.

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