Rheinpfalz-Sommerredaktion Was den Contwigern am Herzen liegt

Für südliches Flair bei unserer Sommerredaktion sorgt die rollende Sektbar von Anna (hier im Bild) und Jochen Brunner.
Für südliches Flair bei unserer Sommerredaktion sorgt die rollende Sektbar von Anna (hier im Bild) und Jochen Brunner.

Was es bei der Contwiger Kerwe dieses Jahr Neues gibt. Ein Winterbacher, der aus gutem Grund mit dem Fahrrad gekommen ist. Eine Dellfelderin, die sich in Wattweiler etwas wünscht. Das und mehr waren die Themen bei der RHEINPFALZ-Sommerredaktion in Contwig am Mittwoch.

„Komme immer wieder gerne heim“

Contwigs Bürgermeisterin Nadine Brinette ist frisch aus dem Sommerurlaub zurück. „Wir waren eine Woche auf Formentera“, erzählt sie in der RHEINPFALZ-Sommerredaktion. Die Balearen-Insel südlich von Ibiza ist laut Brinette ein Geheimtipp. „Das ist das Paradies. Es ist ruhig, nicht von Touristen überlaufen. Quasi die Karibik Europas“, schwärmt die Bürgermeisterin. Ein für sie weiterer Vorteil: Die Anreise per Flug nach Ibiza und Fähre geht schnell über die Bühne. „Ich mag keine Langstreckenflüge.“

Nadine Brinette stößt mit Paul Kreiner an.
Nadine Brinette stößt mit Paul Kreiner an.

So schön der Sommerurlaub auf der spanischen Insel auch war, so sehr freut sich Brinette, wieder in der Heimat zu sein. „Ich gehe sehr gerne auf Reisen. Aber ich komme auch immer wieder sehr gerne heim und freue mich, wenn ich das Ortsschild sehe“, sagt sie lachend. Zudem sei Deutschland auch viel grüner als Spanien.

Aus dem Urlaub heim und gleich zurück in den Bürgermeisterdienst? Nein, sagt Brinette. Bis Montag hat sie noch Urlaub, vieles, was im Dorf demnächst ansteht, sei schon vorbereitet – die Kerwe, zum Beispiel. Vom 7. Bis 10. September wird dann im Dorf wieder gefeiert, „dieses Jahr haben wir ganz neu eine Fotobox“, kündigt sie an. Mit der Fotobox können die Gäste (lustige) Selfies machen.

Hilfsbereitschaft nach Hochwasser

Jutta Lenhardt wohnt in der Contwiger Bogenstraße. „Unser Haus war das, das beim Hochwasser am meisten abbekommen hat“, erzählt sie in der RHEINPFALZ-Sommerredaktion. Rund 40.000 Euro Schaden sind durch Hochwasser bei ihr zusammengekommen. „Gott sei Dank hat mein Mann vor seinem Tod das alles noch versichert. Das war mein Glück, sonst wäre das jetzt mein Ruin“, sagt sie. Eine Lanze bricht die Contwigerin für ihre Nachbarschaft. „Da haben mir Leute geholfen, die habe ich in meinem Leben vorher noch nie gesehen“, erinnert sich Jutta Lenhardt ans Pfingstwochenende. Ein Hochwasser im eigenen Haus, dass hat Lenhardt noch nie erlebt. „Ich weiß noch im Jahr 2000, als mein Arbeitgeber abgesoffen ist – das Schwimmbad in Zweibrücken.“ Seit Jahrzehnten arbeitet sie im Hallen- und Freibad. „Ich liebe das Hallenbad, aber das Freibad finde ich noch etwas schöner“, sagt sie. Besonders die Badegäste, die Stammkundschaft, machen für Lenhardt das Flair der beiden Bäder aus. „Das sind Leute dabei, die kommen jeden Tag zum Schwimmen vorbei.“

Jutta Lenhardt
Jutta Lenhardt

Der Liederkranz feiert Herbstfest

Günter Gingrich, der frühere Vorsitzende des Contwiger Chors Liederkranz, wollte eigentlich nur kurz fragen, ob ein Fotograf zum Herbstfest des Chores kommen kann, weil da auch Mitglieder geehrt werden. Im Gespräch erzählt er dann aber, dass der Liederkranz ähnliche Nachwuchssorgen wie die meisten Chöre hat: „Wir hatten so viele Vereine, die gesungen haben“, erinnert er sich an früher. Das Schicksal, dass sich der Chor auflösen musste, ist dem Liederkranz bisher erspart geblieben, aber jüngere Mitglieder kommen keine mehr: „Das ist normal, das ist ein Trend“, sagt Gingrich. Er erinnert sich an ein Sängerfest in Clausen, wo die Contwiger letztens auftraten: „Da war der jüngste vielleicht 60“, erzählt er und ergänzt mit leichtem Schmunzeln: „Wenn Junge dabei waren, war’s ein Kinderchor.“ Es gebe auch junge Chöre, aber: „Die wollen Englisch singen.“ Gingrich singt dagegen gerne deutsche Volkslieder, und er bedauert, „dass unser altes Liedgut verloren geht“. Wer Lust hat, den Liederkranz zu hören: Das Herbstfest mit Ehrungen ist am Sonntag, 1. September, ab 14 Uhr an der Waldhütte im Klingeltal.

Günther Gingrich (links) mit Thomas Büffel.
Günther Gingrich (links) mit Thomas Büffel.

Von der Laufstrecke zur Sommeraktion

„DIE RHEINPFALZ“ steht auf dem Trikot, das Volker May trägt, als er in Laufsachen bei der Sommerredaktion vorbeischaut und ein Mineralwasser trinkt. Auf die erstaunte Frage, woher er das hat, erzählt er, dass er bei einer Leseraktion zum Mannheimer Firmenlauf mitgemacht habe, bei der jeder Teilnehmer ein Trikot bekam.

Vorm Besuch in der Sommerredaktion war Volker May laufen, von Contwig in die Fasanerie und über die Zweibrücker Storchenbrücke zurück, acht bis zehn Kilometer – „damit ich fit bleibe“. Er habe dreimal Corona gehabt, das letzte Mal an Weihnachten, „da ist das Laufen nicht mehr so einfach“. Was er damit meint: Früher ist er längere Distanzen gelaufen als die Fünf-Kilometer-Firmenläufe, die ihm derzeit als Art Wettkampf-Ersatz dienen, um seine Leistung einzuschätzen. Vier Marathons – Bestzeit 4:12 Stunden – ist er gelaufen, den letzten auf Schalke, dazu mehrere Halbmarathons. 63 Jahre ist Volker May mittlerweile, und mehr als die Hälfte seines Lebens hat er im Gemeinderat mitgearbeitet: seit 1989.

Volker May
Volker May

Wer in Contwig Kind war, kennt sie noch

Weil Bürgermeisterin Nadine Brinette noch Urlaub hat, führt ihre Stellvertreterin Margit Ernst derzeit die Amtsgeschäfte des Dorfes. Zusammen mit ihrem Mann Roland ist sie eine der ersten Gäste in der Sommerredaktion, aber sie ist eigentlich nicht gekommen, um der Zeitung etwas zu erzählen, sondern um zu hören, was den Contwigern am Herzen liegt. Als Volker May erzählt, dass er 1989 das erste Mal in den Gemeinderat gewählt wurde, überlegt auch sie und kommt zu dem Schluss, dass sie wohl ebenso lange schon dabei sein muss. Mit vier Bürgermeistern habe sie in der Zeit zusammengearbeitet: Alfred Hüther, Wilhelm Sefrin, Karlheinz Bärmann und jetzt Nadine Brinette. Die Contwiger kennen sie als Kommunalpolitikerin, aber vor allem als Erzieherin im katholischen Kindergarten Contwig, wo sie 45 Jahre arbeitete. „Tante Margit hört auf“, stand über dem Artikel, den DIE RHEINPFALZ 2018 zu ihrem Abschied veröffentlichte. Darin stand: „Immer wieder hat Margit Ernst Begegnungen beim Einkauf in der Stadt, auf einem Vereinsfest oder als Zuschauerin beim Eishockeyspiel, wo sie spontan umarmt werde. Danach komme sofort der Satz: ,Kennsche mich noch, Tante Margit?’“ Und siehe da: Genau das (nur ohne „Tante Margit“) passiert auch bei der Sommerredaktion, als ein weiterer Gast kommt, sie sieht und sie anspricht. Einen Satz für die Zeitung hat Margit Ernst am Ende doch noch: „Contwig ist ein lebens- und liebenswertes Dorf.“

Roland und Margit Ernst.
Roland und Margit Ernst.

Früher war alles ohne Ball kein Sport

Als Frank Meßmer die Sommerredaktion in Contwig begutachtet, braucht niemand hellseherische Fähigkeiten, um zu erkennen, womit er sich gerne seine Zeit vertreibt: Mit Helm und passendem Trikot steigt er auf dem Rathausplatz von seinem Fahrrad. „Früher war ich leidenschaftlicher Fußballer“, erzählt der Winterbacher, der in Einöd Bezirksliga gespielt hat. Eine schwere Verletzung zwang ihn allerdings dazu, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. „Ich habe früher oft gesagt, alles ohne Ball ist kein Sport. Ich musste aber etwas finden, das mein Knie schont“, erinnert sich Meßmer. Und er wurde fündig: Der 49-Jährige entdeckte das Radfahren für sich. Um Anschluss zu finden und nicht nur allein Touren fahren zu müssen, schloss er sich dem Deutschen Alpenverein Zweibrücken an. „Ich bin dort zu einer Gruppe gekommen, die Touren und Tagesfahrten anbietet. Dabei habe ich gemerkt, dass mir das Planen solcher Touren eigentlich auch liegt“, sagt Meßmer. In der Folge bot er selbstgeführte Mountainbike-Touren an – mit Erfolg, wie er erzählt: „Das wurde so gut angenommen, dass ich in diesem Jahr sogar ein Nebengewerbe angemeldet habe.“

Frank Meßmer (links) spricht mit Max Schenk.
Frank Meßmer (links) spricht mit Max Schenk.

Nun bietet er unter dem Namen „Eli-Tours“ seine Mountainbike-Touren an. Meist in der Dahner Gegend, wie er sagt, aber auch im gesamten Pfälzerwald. Zu seinen Favoriten zählt er unter anderem die Sieben-Burgen-Tour im Wasgau und die Teufelstour bei Hinterweidenthal. Die Teilnehmer, die sich bei ihm melden, seien bunt gemischt, berichtet er: „Das geht von Leuten über 60, die nur entspannt fahren wollen, bis zu Jüngeren, die nur Trailtouren wollen.“

Eine Sache störe allerdings sein Radfahrerglück in der Region – der geplante, aber immer noch nicht gebaute Radweg zwischen Winterbach und Oberauerbach. „Das stört mich schon seit zehn Jahren. Es hieß schon oft, es sei alles genehmigt, aber es tut sich nichts“, klagt Meßmer. Schon vor zwei Jahren habe ihm Winterbachs Ortsbürgermeister Andreas Weizel gesagt, dass der Radweg Ende 2024 fertig sein solle. „Ich nehme mal an, das klappt nicht“, sagt Meßmer mit einem sarkastischen Lachen.

„Contwig hat einiges zu bieten“

Regelmäßig verschlägt es Elke Charon und Martin Dörzapf nach Contwig. Kein Wunder also, dass sie auch bei der Sommerredaktion der RHEINPFALZ interessiert vorbeigeschaut haben. Die beiden leben in Rülzheim – Martin Dörzapfs Heimat. Elke Charon hingegen ist Contwigerin und besucht ihre Eltern. „Ich komme immer noch gerne her. Das ist immer noch meine Region“, betont Charon, obwohl es sie schon vor 15 Jahren in die Südpfalz gezogen ist. Doch die An- und Rückfahrt sei nicht immer einfach, klagt Dörzapf: „Die Verbindung ist ein Problem, egal ob mit der Bahn oder über die B10. Die Westpfalz wirkt abgehängt.“ Sie beide seien Rentner und dementsprechend flexibel, besonders weil sie noch Auto fahren können. „Trotzdem braucht man die Infrastruktur. Das wissen vor allem die Berufstätigen“, so Dörzapf.

 Elke Charon und Martin Dörzapf.
Elke Charon und Martin Dörzapf.

Contwig habe im Vergleich zu Rülzheim einiges zu bieten. „Das Schwimmbad fehlt uns sehr“, betont das Paar. Aber nicht nur das. „Die Sprache fehlt mir auch“, sagt Elke Charon mit einem Lachen über den Contwiger Dialekt. Andererseits sind sie gerne mit dem Rad unterwegs. „Da ist die Rheinebene natürlich vorteilhaft“, merkt Dörzapf an. Was er nicht nachvollziehen könne, seien Bemerkungen von Süd- und Vorderpfälzern über die Westpfalz. „Da heißt es oft, „die hinnedraus“. Ich verstehe das nicht, das ist so abwertend. Klar, Witze gibt es immer, aber hier ist es schön und ich verteidige das“, stellt der Rülzheimer klar.

Stahlfachmann mit Nebenerwerb

Von Tim Müller wird es in der Zweibrücker RHEINPFALZ demnächst noch mehr zu lesen geben. Nämlich, wie er zusammen mit seinem Cousin Moritz Hammerschmidt zwei schmucke Ortseingangsschilder aus Edelstahl für die Gemeinde Nünschweiler angefertigt hat – zum Selbstkosten- beziehungsweise Materialpreis. Die widerstandsfähigen Ortstafeln lösen die altersschwachen Holzschilder ab, die Müllers und Hammerschmidts Opa Franz Hammerschmidt dort einst gezimmert hatte. Seinen Brotberuf versieht der Contwiger Tim-Felix Müller als Meister im Stahl- und Metallbau sowie als Schweißfachmann beim Industriebetrieb Thyssen-Krupp-Gerlach in Homburg-Beeden. Als selbstständigen Nebenerwerb hat der 30-Jährige zusammen mit seinem Cousin ein kleines Unternehmen für Stahl- und Schweißtechnik gegründet.

Tim Müller (rechts) plaudert mit Gerhard Müller.
Tim Müller (rechts) plaudert mit Gerhard Müller.

Großes Herz für benachteiligte Leute

„Ich hatte schon immer gern mit Menschen zu tun – gerade auch mit benachteiligten“, erklärt Hedi Rinner, warum sie sich auch als Rentnerin noch immer im DRK-Fahrdienst für schwerbehinderte Kinder von und zur Mauritiusschule in Wattweiler engagiert. Früher im Berufsleben als Stationshilfe im Evangelischen Krankenhaus Zweibrücken tätig, hat sich die Dellfelderin seit jeher dem Einsatz für ihre Mitmenschen verschrieben. Während sie die Region inzwischen recht gut mit Seniorenheimen ausgestattet sieht, sorgt sich Hedi Rinner ob des Betreuungsbedarfs behinderter und schwerbehinderter Menschen. „Zum Beispiel gibt es in meinem Bekanntenkreis ein Ehepaar mit einer schwerbehinderten erwachsenen Tochter. Vater und Mutter sind inzwischen über 70, und die Rundumbetreuung der Tochter wird für sie allmählich immer schwerer. Was ist, wenn sie in die Situation kommen, dass sie ihr Kind nicht mehr im Haus behalten können? Wo gibt es geeignete Heime, an die sie sich wenden können? Und wer sind die Ansprechpartner, die Betroffene in solchen Lebenslagen beraten?“

Hedi Rinner
Hedi Rinner

Als DRK-Fahrerin nach Wattweiler äußert Hedi Rinner den Wunsch an die Verwaltung, dass der steile Anfahrtsweg hoch zur Mauritiusschule im Winter besser geräumt beziehungsweise gestreut wird: „Dort haben wir mit unseren Bussen bei Eis und Schnee oft Probleme.“

Nächste Woche

Nächste Woche ist die RHEINPFALZ-Sommerredaktion in Niederauerbach – am Mittwoch, 28. August, von 17 bis 19 Uhr am Spielplatz in der Carl-Pöhlmann-Straße.

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