Kreis Südwestpfalz Zur Sache: Die Lokführerin und ihre Kollegen
Für Darinka Neu ist die Strecke Kusel-Kaiserslautern Routine. Denn Einsatzstelle für die 29-Jährige ist Kusel. Die 15 Lokführer, darunter drei Frauen, der Kuseler Dienststelle sind ausschließlich auf den Strecken des Westpfalznetzes unterwegs.
Neu gehört zu den knapp 200 Lokführern, die Rolf Baltes als Teamleiter für den Bereich Nahe und Westpfalz koordiniert. Noch immer ist der Beruf Lokführer eine Männerdomäne. Insgesamt könnte der Frauenanteil, der derzeit in der Westpfalz rund sieben Prozent erreicht, höher sein, findet Teamleiter Baltes. Von den rund 20 000 Lokführern der Deutschen Bahn sind gerade ein mal vier Prozent Frauen, Tendenz steigend. Erst seit den 80er Jahren steuern auch Frauen die Bundesbahnzüge. Mit der Ausbildung zum „Eisenbahner im Betriebsdienst (Fachrichtung Lokführer und Transport)“, wie der Lokführer im Bahnjargon heißt, hat Neu 2007 in Saarbrücken begonnen. Erwartet werden mittlerer Bildungsabschluss, Verständnis für Technik, Bereitschaft zu Schichtdienst und Wochenendarbeit, Verantwortungsbewusstsein, Umsicht und Belastbarkeit. Während der dreijährigen Ausbildung lernen die angehenden Lokführer das gesamte Bahnuniversum kennen – von der Leitstelle über Werkstatt, Rangieren bis zum Bereitstellen von Zügen. Im dritten Jahr werden die Anwärter zum Triebfahrzeugführer ausgebildet, das heißt sie machen sozusagen den Führerschein. Dazu müssen sie auch die Regeln des Bahnbetriebes kennen und wissen, wie Fahrzeugstörungen behoben werden. Nach der klassischen Ausbildung durfte Neu allerdings noch nicht auf die Lokomotive. Da sie noch keine 21 Jahre alt war, kam die Eisenbahnerin zunächst zum Rangier- und Bereitstellungsdienst am Standort Kaiserslautern. Seit 2011 ist sie Lokführerin im Westpfalznetz, das den Regionalbahnverkehr zwischen Kaiserslautern und Kusel, Kaiserslautern und Pirmasens, Saarbrücken und Pirmasens, Kaiserslautern und Bingen sowie auf der Lautertalstrecke abdeckt. Neben der in die Jahre gekommenen Baureihe BR 628, die für Schülerverkehr eingesetzt wird, fährt Neu auch die modernisierten Dieseltriebwagen der Baureihen BR 642 und 643. Auch Quereinsteiger können Lokführer werden. Dabei werden Männer und Frauen mit abgeschlossener Berufsausbildung in neun bis elf Monaten zum Lokführer qualifiziert. Dieser Weg eignet sich laut DB Regio Mitte vor allem für Kfz-Mechatroniker, Energieanlagenelektroniker und Industrie- oder Feinwerkmechaniker. Bei ihnen wird ebenfalls Technikaffinität sowie Kunden- und Serviceorientierung erwartet. Als der Brite William Wilson am 7. Dezember 1835 in Deutschland die erste Lokomotive von Nürnberg nach Fürth steuerte, trug der Maschinist Rock und Zylinder. Im 21. Jahrhundert allerdings ist Lokführer für viele nicht mehr der Traumberuf, worauf die intensiven Anstrengungen der Deutschen Bahn und ihrer Wettbewerber hindeuten, Nachwuchs und Quereinsteiger für den Führerstand zu rekrutieren. Für den Personen- und Güterverkehr werden viele Lokführer gesucht, wie Stellenangebote auf Online-Plattformen zeigen. Dass vollautomatische Fahrsysteme, wie sie etwa auf U-Bahnstrecken mancher Städte bereits umgesetzt sind, Lokführer gänzlich überflüssig machen könnten, diese Besorgnis zerstreut Michael Schweizer, Leiter des Betriebsmanagements Rhein-Neckar-Pfalz der DB Regio Mitte, die den Einsatz von Fahrzeugen und Personal in der Pfalz und im nördlichen Baden-Württemberg steuert. Zwar werde sich das Berufsbild des Lokführers weiter verändern, aber Lokführer würden noch für lange Zeit gebraucht, ist Schweizer überzeugt.