Kreis Südwestpfalz Zur Sache: Rechnung in Häppchen und ein „Einlauf“

Neben der Frage, warum der ehemalige Homburger Oberbürgermeister eine digitale Live-Beschallungsanlage mit dem Verwendungszweck „Musikalische Früherziehung in Kindergärten“ gekauft hat, sieht sich Karlheinz Schöner auch dem Vorwurf ausgesetzt, er habe eine Baufirma auf seinem Privatgrundstück arbeiten lassen und große Teile der Rechnung mit den Reparaturkosten für städtische Gebäude in der Lappentascher Straße in Homburg-Erbach vermischt – zu Lasten der Stadtkasse. In dieser Sache sagte gestern zunächst der ehemalige Leiter der Haushalts- und Finanzabteilung in der Rathauskämmerei aus. Er berichtete, es sei ihm sehr ungewöhnlich erschienen, dass die Baufirma der Stadt für die bewussten Reparaturarbeiten 23 Einzelrechnungen mit Beträgen jeweils unter 1000 Euro unterbreitet habe. Auf diese Weise wurde der Brutto-Gesamtbetrag von knapp 21 500 Euro in die 23 Einzelposten aufgesplittet. „Alle Rechnungen über 1000 Euro gingen im Rathaus routinemäßig bei mir über den Schreibtisch“, sagte der inzwischen pensionierte Beamte aus. „Ich halte es für sehr unüblich, dass man einen Arbeitsauftrag, der in einem Monat und zwei Tagen abgearbeitet wurde, in 23 Einzelposten aufteilt. Da könnte schon der Verdacht aufkommen, dass es sich hier um einen Gesamtauftrag handelt, der eigentlich öffentlich ausgeschrieben werden müsste.“ Entlastende Worte für seinen früheren Chef fand der Leiter des Rathaus-Hochbauamts. Der 63-Jährige erklärte gestern, dass die fraglichen Bauarbeiten in der Lappentascher Straße tatsächlich ausgeführt worden seien. Dass der Bautrupp nach in Erbach getaner Arbeit zu Schöners Anwesen weitergefahren sei, könne er nicht bestätigen; dies entspreche nicht seiner Wahrnehmung. Allerdings habe er persönlich die beiden städtischen Altbauten an der Lappentascher Straße für derart marode gehalten, dass er einen Abriss mit anschließendem Neubau für preiswerter gehalten hätte als die Sanierung der Häuser. Gleichwohl seien dort Dächer abgedichtet, Leitungen erneuert und Fenster verschalt worden. OB Schöner habe seinerzeit vorgehabt, die Altbauten zu Proberäumen für junge Musikbands um- und ausbauen zu lassen. Allerdings kam es letztendlich dann doch anders: Nach Auskunft des Amtsleiters wurden die beiden Häuser an der Lappentascher Straße doch noch abgerissen. Keine Erinnerung mehr, so der Amtsleiter weiter, habe er an einen Disput Mitte 2014 im Rathaus: Damals habe sich ein Kollege in seiner Behörde geweigert, die ungewöhnlichen 23 Einzelrechnungen als korrekt gegenzuzeichnen. Daraufhin, so sagt die Staatsanwaltschaft, habe der gestrige Zeuge zu seinem Kollegen gesagt, OB Schöner werde diesem – so wörtlich – „einen Einlauf machen“, sollte er seine Unterschrift weiterhin verweigern. Am Ende, so die Staatsanwaltschaft, habe der gestrige Zeuge die Papiere selbst unterzeichnet.

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