Sportstypen RSV Rheinzabern: Ukrainischer Flüchtling in alter Heimat erfolgreich

Pavlo Otmorskyi träumt davon, Radprofi zu werden.
Pavlo Otmorskyi träumt davon, Radprofi zu werden.

In den Kriegswirren der Ukraine flüchtet der damals 14-jährige Pavlo Otmorskyi vor zwei Jahren mit seiner Familie nach Deutschland. Vor Kurzem war der Radsportler in seiner alten Heimat. Aus sportlichen Gründen.

Nachdem ihm seine Mutter 2014 als Sechsjährigem das Radfahren beibracht hatte, war sein Interesse geweckt. Das Training wurde mehr und mehr, bis sich an seinem Wohnort Charkiw, die mit 1,5 Millionen Einwohnern nach Kiew zweitgrößte Stadt der Ukraine, politische Unruhen einstellten. Im Frühjahr 2022 hielt es die Familie nicht mehr aus und flüchtete. Mit dem Auto ging es nach Lwiw (Lemberg) nahe der polnischen Grenze, bevor sein Onkel sie nach Deutschland brachte. Seither wohnen seine Mutter sowie die Großeltern in Eberbach nahe Heidelberg. Sie seien gut aufgenommen worden: Otmorskyi bezeichnet die Deutschen als „sehr nette Menschen“. Der größte Unterschied seien die Sportlehrer, die in Deutschland einen viel größeren Einfluss auf die sportliche Entwicklung hätten.

Mountainbikerennen verändert sein Leben

Wurde Pavlo in der Ukraine schon ukrainischer Meister der U15 im Cyclocross, machte er sich auch in der neuen Heimat schnell einen Namen. Ein Mountainbikerennen in Kaiserslautern sollte sein Leben verändern: „Ein Junge hat mir erzählt, dass er hier in einem Sportinternat wohnt. Da habe ich intensiver nachgefragt, weil ich das interessant fand.“ Vor einem Jahr folgte der Wechsel ans Heinrich-Heine-Gymnasium, einer Eliteschule des Sports, an der schon Pascal Ackermann, Miriam Welte oder Stefan Steinweg die Schulbank gedrückt haben. Seither wohnt er im Internat. Fünfmal pro Woche trainiert er auf dem Rad. Krafteinheiten und Stabilisationsübungen kommen hinzu.

Dort sagte ihm sein Lehrer, er brauche einen Verein, um an Wettkämpfen teilzunehmen. Die RSV Rheinzabern wurde ihm empfohlen. Dort wurde er mit offenen Armen empfangen. Sie unterstützten ihn dort, „wo sie nur können“. Deren Vorsitzender Nils Bräutigam erlebt ihn als „sehr offen und freundlich. Er ist sehr ehrgeizig und selbstständig, kümmert sich selbst um sein Rad und fährt auch mal mit dem Zug zum Rennen“.

Im Juli in der Ukraine

Die ersten Rennen standen schon bald an: Dem ersten Sieg im Kriterium in Waghäusel-Kirrlach folge die Teilnahme einer mehrtägigen Rundfahrt in Thüringen, bevor er in Vogtsburg-Achkarren und Merdingen im Schwarzwald zwei Rennen an einem Wochenende gewann. Zwei Wochen später feierte er in Minfeld seinen ersten Sieg in der Südpfalz. Nach einem Sichtungsrennen des Bundes Deutscher Radfahrer und den deutschen Meisterschaften ging es für den mittlerweile 16-jährigen Otmorskyi Anfang Juli erstmals wieder zurück in die Ukraine zu den ukrainischen Meisterschaften. In 36 Stunden fuhr er mit Bus und Zug über Lwiw nach Kiew. „Das Zeitfahren lief nicht gut“, sagt er zum ersten Rennen. Das Gruppenrennen war erfolgreicher: „Wir haben gewonnen. Das war der größte Erfolg meiner bisherigen Laufbahn.“

Seine kurzfristigen Ziele: Bundessichtungsrennen für die Straße auf dem Sachsenring, danach eine viertägige Rundfahrt in Dänemark. Die Tour de France hat Pavlo Otmorskyi verfolgt. Dort soll es für ihn auch mal hingehen. „Andere Hobbys habe ich eigentlich keine. Ich will Profi werden.“ In Deutschland will er bleiben und nicht in die Ukraine zurückkehren.

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